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Traeume, zart wie Seide

Traeume, zart wie Seide

Titel: Traeume, zart wie Seide Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Bird
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herrlich. Und ich hätte gerne einen Drink. Es war unglaublich viel Verkehr heute.“
    Sie goss ihm einen Bourbon ein. War er wirklich nur ihretwegen die ganze Strecke gefahren? Unglaublich. In der Bibliothek lehnte sich Gray an den Kaminsims und starrte in die Flammen. Joy kuschelte sich wieder in ihren Sessel und betrachtete ihn prüfend.
    „Stimmt was nicht?“, fragte sie schließlich leise.
    Er zuckte zusammen und drehte sich um. Zögernd stellte er seinen Drink ab und zog das Jackett aus. Als er es über eine Sessellehne legte, nahm er einen kleinen Stoffbeutel aus der Tasche und kam auf sie zu.
    „Ich habe dir was mitgebracht. Halt die Hände auf.“
    Sie formte mit den Händen eine Schale, und er kippte den Beutelinhalt hinein. Zuerst dachte sie, es seien schwarze Perlen, doch dann erkannte sie, dass es Knöpfe waren. Glänzende, antike Jettknöpfe, wahrscheinlich aus Viktorianischer Zeit.
    „Oh, wie wunderschön! Wo hast du sie entdeckt?“ Fasziniert betrachtete sie die kleinen Kostbarkeiten. Es waren mindestens zwanzig, genug für den Rückenverschluss eines Kleides.
    „Ich war diese Woche im Garment District in Manhattan und bin an einem Knopfladen vorbeigekommen. Als ich die hier im Schaufenster sah, habe ich gleich an dich gedacht.“
    Gerührt sah sie zu ihm auf. „Ich danke dir.“
    Er nickte, streckte die Hand aus und strich ihr über die Wange.
    „Gray, was ist denn los?“
    Völlig überraschend ging er vor ihr in die Knie. „Darf ich dich umarmen?“
    „Natürlich …“
    Sanft legte er die Hände auf ihre Knie, schob ihre Beine auseinander und schmiegte sich dann an sie. Er schlang die Arme um sie und legte den Kopf an ihre Brust. Sie spürte, wie er tief seufzte.
    Da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte, strich sie ihm übers Haar.
    Die ganze Situation war etwas unwirklich. Natürlich tat es ihr leid, dass es ihm offenbar schlecht ging, doch sie war dankbar, dass er dadurch seine Unnahbarkeit verlor. Wenn er so weit war, würde er vielleicht sogar mit ihr darüber reden, was ihn bewegte. Bis dahin genügte es ihr völlig, ihn schweigend zu umarmen.
    Sie drückte einen Kuss auf seinen Scheitel, strich ihm über die Schultern und spürte seine verspannten Muskeln unter dem glatten Stoff.
    Er war zu ihr gekommen, nur das zählte.
    Als Gray sich in Joys Arme sinken ließ, hatte er das Gefühl, dass er zum ersten Mal einen sicheren Hafen gefunden hatte. Einen Ort, den er ansteuern konnte, wenn er erschöpft und vom Leben enttäuscht war.
    Bisher hatte er solche Situationen gemeistert, indem er sich mit seinen ebenso zynischen Freunden betrank, bis er alle Zweifel und Unsicherheiten vergessen hatte. Und bisher hatte es ihm gefallen, den Kopf in den Sand zu stecken, bis er sogar selbst an seine Härte und Unbesiegbarkeit glaubte.
    Doch in letzter Zeit gefiel ihm diese Strategie immer weniger. Als er am Nachmittag völlig erschüttert Roger Adams’ Büro verlassen hatte, hatte er nur an Joy denken können. Obwohl es völlig verrückt war, war er nach Albany geflogen, hatte sich dort einen Mietwagen genommen und war zu ihr gefahren.
    Er atmete tief ihren wunderbaren Duft ein und drängte sich noch ein bisschen näher an sie. Obwohl sie so zart und zerbrechlich wirkte, gab sie ihm ungeheure Kraft. Als sie begann, ihm die Schultern zu massieren, spürte er, wie ein Teil der Anspannung von ihm abfiel. Er drückte sein Gesicht an ihre Brust und genoss das Gefühl ihres weichen Wollpullovers auf der Haut und die Wärme, die sie ausstrahlte.
    „Ich habe mich heute mit jemandem getroffen“, sagte er, um sein ungewöhnliches Verhalten zu erklären. „Mit einem Mann, den ich schon jahrelang kenne.“
    Sie gab einen leisen Ton von sich zum Zeichen, dass sie zuhörte, sagte aber nichts, als er nicht gleich weitersprach.
    „Er ist seit zwanzig Jahren verheiratet“, fuhr Gray schließlich fort. „Ich kenne auch seine Frau gut. Sie führen eine wunderbare Ehe – jedenfalls dachte ich das immer. Sie waren auch mit Cass und ihrem Mann befreundet.“
    Schweigend massierte Joy seine Schultern.
    „Ich habe nie viel vom Heiraten gehalten. Meine Eltern waren kein gutes Beispiel, und je älter ich wurde, desto mehr schlechte Beziehungen habe ich gesehen. Aber diese beiden liebten sich wirklich. Sie waren die Ausnahme, die die Regel bestätigt.“
    Gray richtete sich ein wenig auf und schaute Joy ins Gesicht. Er war ihr so nah, dass er die zarten Sommersprossen auf ihrer Nase sah.
    „Heute hat mir der

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