Trainspotting: Roman (German Edition)
an den politisch engagierten Passion Rock von U2 drangehängt haben. Denen trau ich nich mehr, seit sie ihre Pomp Rock-Wurzeln hinter sich gelassen und mit diesem ganze unglaublich verlogenen und lächerlichen Polit-Schrott angefangen haben. Die frühen Sachen ham mir gefallen, aber seit New Gold Dream sind sie echt Schrott. Dieser ganze Mandela-Scheiß, da wird einem doch bloß schlecht, tobt er.
Dianne sagt ihm, daß sie ihre Unterstützung Mandelas und der Bewegung für ein multirassisches Südafrika für echt hält.
Renton schüttelt heftig den Kopf, will cool sein, ist aber hoffnungslos in das Amphetamin und ihre Behauptung verstrickt. – Ich hab die ganzen alten nme bis 1979, na ja, hatte ich mal, hab ich vor n paar Jahren rausgeschmissen, und ich kann mich noch an Interviews erinnern, wo Kerr sich lustig macht über das politische Engagement anderer Bands, und er sagt, daß die Minds einfach bloß Musik machen wollen, Mann.
– Man kann sich ändern, kontert Dianne.
Renton ist ein wenig bestürzt über die Klarheit und Einfachheit dieser Aussage. Dafür bewundert er sie umso mehr. Er zuckt nur mit den Schultern und gibt ihr darin recht, auch wenn ihm der Gedanke durch den Kopf rast, daß Kerr immer einen Schritt hinter Peter Gabriel, seinem Guru, geblieben ist, und daß es seit Live Aid für Rockstars einfach schick geworden ist, für nette Jungs gehalten zu werden. Das behält er jedoch für sich und beschließt, in Zukunft nicht mehr so dogmatisch in seinen Ansichten über Musik zu sein. Im großen und ganzen isses doch sowieso scheißegal, findet er.
Nach einer Weile verschwinden Dianne und ihre Freundin auf dem Klo, um über Renton und Spud zu reden und sie einzuschätzen. Dianne kann sich wegen Renton nicht entscheiden. Sie findet, er ist n ziemliches Arschloch, aber der Laden ist voll von Arschlöchern, und er scheint doch ein bißchen anders zu sein. Allerdings nicht anders genug, um gleich Luftsprünge zu machen. Aber langsam wurde es spät…
Spud dreht sich um und sagt was zu Renton, der ihn bei dem Lärm eines Stücks von The Farm nicht verstehen kann, ein Stück, das man, wie Renton findet, wie alle anderen Stücke von ihnen nur hören kann, wenn man voll auf Ecstasy ist, und wenn man voll auf Ecstasy ist, dann wäre es totale Verschwendung, sich The Farm anzuhören; besser wärs, auf nem Rave zu heavy Technosounds auszuflippen. Und selbst wenn er Spud verstanden hätte, sein Hirn war viel zu durchgeknallt, um darauf zu reagieren, machte gerade eine wohlverdiente Pause, nachdem er sich so zusammengerissen hatte, um mit Dianne zu reden.
Dann fängt Renton an, einem Typen aus Liverpool Privatkram zu erzählen, nur weil Akzent und Art dieses Typen ihn an seinen Kumpel Davo erinnern. Nach einer Weile merkt er, daß der Kerl überhaupt nicht wie Davo ist und daß er einen Fehler gemacht hat, ihm intime Details zu verraten. Er versucht, wieder an die Theke vorzudringen, dann verliert er Spud aus den Augen und stellt fest, daß er endgültig aus dem Spiel ist. Dianne verblaßt zur Erinnerung, zur vagen Absichtserklärung hinter seiner Drogenstumpfheit.
Er geht hinaus, um frische Luft zu schnappen, und sieht, wie Dianne gerade allein in ein Taxi steigen will. Mit einem Anflug von Neid fragt er sich, ob das wohl heißt, daß Spud mit Diannes Freundin abgezogen ist. Die Aussicht, der einzige zu sein, der nicht mit jemandem abzieht, entsetzt ihn, und die reine Verzweiflung treibt ihn ganz ungehemmt auf Dianne zu.
– Dianne, machts dir was aus, wenn wir uns dein Taxi teilen?
Dianne schaut skeptisch drein. – Ich will nach Forrester Park.
– Prima. Da will ich auch hin, lügt Renton und sagt sich dann: Na, jetzt jedenfalls.
Im Taxi unterhielten sie sich. Dianne hatte sich mit Lisa, ihrer Freundin, gestritten und beschlossen heimzufahren. Soweit sie wußte, hopste Lisa noch immer auf der Tanzfläche rum, mit Spud und noch einem anderen Idioten, die sie gegeneinander ausspielte. Renton setzte sein Geld auf den anderen Idioten.
Dianne zog ein comicmäßig saures Gesicht, als sie Renton erzählte, wie schrecklich Lisa war; sie zählte ihre Untaten auf, die ihm alle fürchterlich unbedeutend vorkamen, aber in ihrer Stimme lag ein Haß, den er leicht verstörend fand. Er benahm sich entsprechend kriecherisch und stimmte ihr zu, daß Lisa das selbstsüchtigste Stück unter der Sonne war. Er wechselte das Thema, da es sie zu sehr deprimierte, und das war nicht gut für ihn. Er erzählte ihr witzige
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