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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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vor, die es nicht mochten, wenn sie jemanden mit nach Hause brachte. Vielleicht, so dachte er, will sie nicht, daß sie denken, sie gabelt einen wildfremden Typen auf, bringt ihn her und vögelt einfach mit ihm. Er päppelte sein Ego, indem er sich sagte, daß es sein sprühender Witz und seine einzigartige, wenn auch nicht perfekte Schönheit gewesen waren, die ihren Widerstand hinweggefegt hatten. Fast glaubte er es selbst.
    Schließlich fiel er in einen unruhigen Schlaf und träumte merkwürdige Dinge. Zwar neigte er zu solchen irren Träumen, doch diese hier verstörten ihn noch mehr, weil sie besonders lebendig waren und er sich erstaunlich gut an sie erinnerte. Er war in einem weißen Raum, der mit blauen Neonröhren beleuchtet war, an eine Wand gekettet und beobachtete Yoko Ono und Gordon Hunter, den Verteidiger der Hibernians, wie sie sich an dem Fleisch und den Knochen menschlicher Leiber labten, die zerteilt auf einer Reihe resopalbeschichteter Tische lagen. Sie beschimpften ihn unflätig, und aus ihren Mäulern tropfte Blut, während sie an Fleischbrocken rissen und zwischen den Flüchen herzhaft kauten. Renton wußte, daß er als nächster auf die Tische kommen würde. Er versuchte es mit Schmeicheleien und erzählte »Geebsie« Hunter, daß er ein großer Fan von ihm sei, doch der Verteidiger von der Easter Road zeigte sich so kompromißlos, wie man es ihm nachsagte, und lachte ihm bloß ins Gesicht. Die Erleichterung war groß, als sich der Traum änderte und Renton sich nackt wiedersah, von oben bis unten mit Dünnschiß beschmiert, wie er zusammen mit dem vollständig bekleideten Sick Boy am Water of Leith Walkway einen Teller Eier, Tomate und Toast aß. Dann träumte er, daß er von einer wunderschönen Frau verführt wurde, die lediglich einen zweiteiligen Badeanzug aus Klarsichtfolie trug. Die Frau war in Wirklichkeit ein Mann, und sie vögelten einander langsam in alle möglichen Körperöffnungen, aus denen eine Substanz quoll, die an Rasierschaum erinnerte.
    Er wachte zu dem Geräusch von klapperndem Besteck und dem Geruch von brutzelndem Speck auf. Er sah kurz den Rücken einer Frau, nicht Diannes, die in einer kleinen Küche verschwand, die sich gleich ans Wohnzimmer anschloß. Dann überkam ihn eine Welle von Furcht, als er eine männliche Stimme hörte. Das letzte, was Renton, verkatert, in einer fremden Wohnung, nur in Unterhose, hören wollte, war eine männliche Stimme. Er tat, als schliefe er noch.
    Durch leicht geöffnete Augenlider beobachtete er heimlich einen Typen von seiner Größe, vielleicht ein wenig kleiner, der sich in die Küche schlich. Obwohl sie sich ganz leise unterhielten, konnte er sie dennoch hören.
    – Dianne hat also wieder mal nen Freund mitgebracht, sagte der Mann. Renton gefiel die leicht spöttische Betonung des Wortes »Freund« nicht.
    – Hmmhmm. Leise. Werd nicht gleich wieder so unfreundlich, und zieh keine voreiligen Schlüsse.
    Renton hörte, wie sie ins Vorderzimmer zurückkamen und dann gingen. Schnell streifte er T-Shirt und Pullover über, dann zog er den Schlafsack auf, warf die Beine von der Couch und sprang fast gleichzeitig in seine Jeans. Er legte den Schlafsack säuberlich zusammen und schob die Sitzkissen wieder dorthin, wo sie hingehörten. Seine Socken und die Schuhe rochen, als er sie anzog. Er hoffte – vergeblich, wie er wußte –, daß niemand sonst es bemerkt hatte.
    Renton war zu nervös, um sich völlig kaputt zu fühlen. Daß er einen Kater hatte, war allerdings nicht zu leugnen, er lauerte im Dunkel seiner Psyche wie ein unendlich geduldiger Straßenräuber, der nur den passenden Augenblick abwartete, um herauszukommen und ihn zusammenzuschlagen.
    – Hallo. Die Frau, die nicht Dianne war, kam wieder herein.
    Sie war hübsch, hatte nette große Augen und ein feingeschnittenes, spitzes Kinn. Er glaubte, ihr Gesicht von irgendwoher zu kennen.
    – Hi. Ich bin übrigens Mark, sagte er. Sie stellte sich nicht vor. Statt dessen forderte sie weitere Informationen von ihm.
    – Und du bist also ein Freund von Dianne? Ihr Ton klang leicht aggressiv. Renton beschloß, auf Nummer Sicher zu gehen und eine Lüge zu erzählen, die nicht allzu unverfroren klang und deshalb einigermaßen überzeugend vorgetragen werden konnte. Das Problem war, er hatte die Fähigkeiten des Junkies entwickelt, überzeugend zu lügen, und konnte nun besser lügen als die Wahrheit sagen. Er zögerte und dachte, du kannst zwar aufhören, Drogen zu nehmen, aber ein

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