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Trainspotting: Roman (German Edition)

Trainspotting: Roman (German Edition)

Titel: Trainspotting: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Irvine Welsh
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Tut mir wirklich leid, daß ich die Wurst nich mehr schaff. Ich bin nur schon satt. Ich bin es nicht gewohnt, zum Frühstück so viel zu essen.
    – Zu dünn, das ist das Problem, sagte die Mutter.
    – Das kommt davon, wenn man ne eigene Bude hat. Osten is Osten, und Westen is Westen, doch zu Hause isses am besten, meinte der Vater. Nach dieser blöden Bemerkung setzte angespannte Stille ein. Peinlich berührt fügte er hinzu: – Sagt man jedenfalls. Dann nutze er die Gelegenheit, das Thema zu wechseln. – Und wie kommen Sie jetzt in die Wohnung?
    Solche Leute erschreckten Renton zu Tode. Sie wirkten auf ihn, als hätten sie ihr Lebtag noch nichts Illegales gemacht. Kein Wunder, daß Dianne so war und wildfremde Kerle in der Bar auflas. Die beiden kamen ihm so widerlich wohlgenährt vor. Der Vater hatte leicht schütteres Haar, die Mutter Krähenfüße um die Augen, aber Renton wurde klar, daß jeder Außenstehende sie mit ihm auf eine Altersstufe stellen, sie nur als gesünder bezeichnen würde!
    – Ich werd einfach die Tür aufbrechen müssen. Is bloß n einfaches Sicherheitsschloß. Wirklich blöd. Ich wollte schon seit ewig n Steckschloß kaufen. Ein Glück, daß ich das nich gemacht hab. Am Eingang is zwar ne Sprechanlage, aber meine Nachbarn werden mich schon reinlassen.
    – Ich könnte Ihnen helfen. Ich bin Schreiner. Wo wohnen Sie? fragte der Vater. Renton war perplex, aber froh, daß sie ihm die Geschichte abgekauft hatten.
    – Kein Problem. Ich war selbst Schreiner, bevor ich an die Uni bin. Aber trotzdem danke. Auch das stimmte. Es kam ihm komisch vor, die Wahrheit zu sagen, so sehr hatte er sich an die Täuscherei gewöhnt. Er kam sich dann so real und deshalb auch verwundbar vor.
    – Ich war Lehrling bei Gillsland in Gorgie, fügte er hinzu, worauf der Vater die Augenbrauen hob.
    – Ich kenne Ralph Gillsland. Ein übler Bursche, fügte er schnaubend hinzu, und seine Stimme klang normaler als vorher. Sie hatten ein gemeinsames Thema gefunden.
    – Einer der Gründe, warum ich nich mehr in dem Geschäft bin.
    Renton erstarrte, als er spürte, wie unter dem Tisch Diannes Bein an seinem rieb. Beinahe hätte er sich am Tee verschluckt.
    – Also, ich muß jetzt los. Nochmals Danke.
    – Warte mal, ich mach mich kurz fertig und komm mit in die Stadt. Dianne war aufgestanden und aus dem Zimmer verschwunden, bevor Renton protestieren konnte.
    Er unternahm ein paar halbherzige Versuche, beim Aufräumen zu helfen, als der Vater ihn zur Couch führte und die Mutter sich in der Küche zu schaffen machte. Renton rutschte das Herz in die Hose, und er rechnete schon mit irgendeinem Gefasel von wegen »Ich weiß, worauf du aus bist, Kumpel«, als sie allein waren. Aber dem war nicht so. Sie redeten über Ralphy Gillsland und seinen Bruder Collin, der, wie Renton zu seiner Freude vernahm, Selbstmord begangen hatte, und andere Typen, die sie von der Arbeit her kannten.
    Sie redeten über Fußball, und wie sich herausstellte, war der Vater ein Hearts-Fan. Renton war für die Hibs, die gegen den Lokalrivalen nicht gerade die beste Saison hinter sich hatten; eigentlich hatten sie gegen niemanden ihre beste Saison hinter sich, und der Vater rieb ihm das auch sofort unter die Nase.
    – Die Hibbies ham nich allzu gut gegen uns ausgesehen, hmm?
    Renton lächelte und war, aus anderen Gründen als den sexuellen, zum ersten Mal froh, mit der Tochter dieses Mannes geschlafen zu haben. Es war erstaunlich, fand er, daß Dinge wie Sex und die Hibs, die ihm nichts bedeuteten, wenn er auf Heroin war, plötzlich so überaus wichtig wurden. Er grübelte darüber nach, ob seine Drogenprobleme nicht vielleicht etwas mit den miserablen Leistungen der Hibs in den achtziger Jahren zu tun hatten.
    Dianne war soweit. Mit weniger Make-up als letzte Nacht sah sie wie sechzehn aus, zwei Jahre älter als in Wirklichkeit. Als sie auf die Straße kamen, war Renton froh, aus dem Haus zu kommen, aber es war ihm ein wenig peinlich, daß ihn vielleicht jemand sah, den er kannte. Er kannte ein paar Leute in der Gegend, vor allem Junkies und Dealer. Sie würden glauben, daß er unter die Zuhälter gegangen sei, wenn sie ihn jetzt so sahen, dachte er.
    Sie nahmen den Zug von South Gyle nach Haymarket. Während der Fahrt hielt Dianne Rentons Hand und quasselte ununterbrochen. Sie war froh, dem hemmenden Einfluß ihrer Eltern entronnen zu sein. Sie wollte mehr über Renton erfahren. Vielleicht konnte sie ja Hasch von ihm schnorren.
    Renton dachte an

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