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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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die Frau nachdenklich an. Sie musste ziemlich verzweifelt sein, zwei völlig Fremden, die noch dazu geschäftlich mit einem Freier verkehrten, zu vertrauen und um Hilfe zu bitten.
    Er antwortete: »Vielleicht lässt sich da was machen. Zuerst einmal würde ich dich bitten, jetzt zu übersehen, was mein Freund da gerade macht.«
    Jacques hatte ein Tütchen aus der Tasche gezogen und gab eine kleine Menge Pulver in Strogers Bier.
    »Keine Angst, das ist kein Gift. Aber es sollte den Kerl etwas außer Gefecht setzen, damit wir ihn hier ohne viel Aufwand herausschaffen können.«
    »Davon weiß der Führer nichts«, sagte die Polin und grinste.
    Als Stroger zurückkehrte, setzte er sich gar nicht erst hin, sondern zog die Frau vom Sofa und meinte: »Jungs, ich lass mir das mal durch den Kopf gehen. Wartet ’ne halbe Stunde, ich gehe mit der Schlampe nach nebenan. Könnte etwas Entspannung gebrauchen.«
    Er griff sich die Flasche Bier und die Polin, die mit ihm in den Nebenraum ging. Ettore und Jacques sahen den beiden nach. Ettore meinte: »Der hat es aber plötzlich eilig. Beim Pinkeln vielleicht zu fest zugepackt.«
    Jacques entgegnete: »Hoffentlich vergisst er nicht, sein Bier zu trinken.«

    »Erstaunlich, dass es in diesen Tagen einen Bordellbetrieb in Bonn gab«, meinte Kaiman. Ettore grinste und antwortete: »Eigentlich nicht wirklich. Das normale Volk hatte in der Tat andere Sorgen als Sex, und Männer waren auch noch nicht viele da. Aber es gab eine Menge siegreicher Soldaten in der Stadt. Und für die war ein Puff besser als mögliche Übergriffe gegen brave Trümmerfrauen.«
    »Und wie erging es der armen Polin?«, fragte Rachel. »Ihr habt sie doch sicher nicht mit dem Kerl allein gelassen?«
    Jacques schüttelte den Kopf. »Natürlich, wir wollten den Stroger ja möglichst unauffällig dort herausschaffen. Das Mädel tat ja nur ihren Job, und wir dachten, allzu lange könnte das sicher nicht dauern, jedoch dann kam es ein bisschen anders.

    Die beiden Freunde hatten keine fünf Minuten allein gesessen, als ein gellender Schrei von nebenan sie aufschreckte. Sie öffneten die Tür und sahen Stroger auf der Polin liegen, die angestrengt dabei war, sich unter ihm herauszuwinden. Stroger rührte sich nicht. Schnell waren sie am Bett und wälzten den Mann auf die Seite. »Ich glaub, der ist tot«, sagte die Frau atemlos. Er hat rumgemacht, und plötzlich ist er platt auf mich gefallen.«
    »Stimmt«, sagte Ettore, der den Mann untersuchte. »Da wohnt keiner mehr.«
    »Vielleicht hab ich zu viel genommen«, grübelte Jacques. »Onkel Chaim hat gesagt, dass das Mittel aufs Herz schlagen kann.«
    »Ach nein«, brummte Ettore. »So war das aber nicht geplant. Jetzt stehen wir hier im Puff mit dem toten Nazi. Aber andererseits, elegant ist es schon. Eigentlich könnte es kaum besser sein.«
    »Das sehe ich aber anders«, murrte Jacques. »Wie will ich ihn denn zubereiten, wenn wir den Blödmann jetzt hier liegen lassen.«
    »Ich weiß nicht, was ihr da redet, aber schade ist es nicht um den Kerl. Er war ein echter Arsch.« Die Polin spuckte in Richtung des Leichnams und begann sich anzuziehen.
    »Jacques«, sagte Ettore lächelnd. »Du denkst doch nicht ernsthaft daran, diese schöne einfache Sache jetzt zu verkomplizieren, um deinen Kochfimmel durchzuziehen?«
    »Eine Frage des Prinzips, mein Liebelein«, antwortete Jacques. Er grübelte kurz und zog dann ein Messer. Zu der Polin gewandt sagte er: »Geh du mal schön raus und schau, dass hier keiner reinschaut. Wir kommen gleich nach.«

    Sergeant Baker schob sein Mondgesicht durch die Zellentür. In seiner Hand hielt er einen recht ordentlich aussehenden Teller, auf dem etwas appetitlich angerichtet dampfte.
    »Mit den besten Grüßen von deinen ehemaligen Genossen. Der Major und ich haben schon gegessen, aber es war der besondere Wunsch der beiden Vögel, dass du auch eine ordentliche Portion abbekommst!«
    Ludwig Rickert nahm den Teller erstaunt entgegen. Und da er lange nichts wirklich Gutes gegessen hatte, ließ er sich nicht zweimal bitten. Rouladen mit einer braunen Orangensoße.
    »Dieser Jacques ist ein richtig guter Koch«, grinste Sergeant Baker. »Hätten wir das gewusst, würde er jetzt noch hier einsitzen und in der Küche arbeiten. Lass es dir schmecken!«
    »Seltsam, aber lecker«, brummte Rickert kauend. »Hat das Gericht auch einen Namen?«
    »
Involtini marrone à l’orange
hat er es genannt«, antwortete der GI. Dann schloss er die Zellentür

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