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Trattoria Finale

Trattoria Finale

Titel: Trattoria Finale Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick P. Panahandeh
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Beschwerde über sein abruptes Ableben vortragen oder seine Spießgesellen warnen zu können. Jacques hechtete über die Leiche durch die Tür. Jemand war in der Küche, die Eingangstür war nur angelehnt. Jacques wies in die Richtung, in der er den anderen Eindringling hörte, und rannte selbst nach draußen, um dort nach weiteren Gegnern zu suchen. Ettore folgte seinem Wink und spurtete in Richtung Küche. Draußen stand ein Wagen mit laufendem Motor. Der Fahrer gab sofort Gas, als er Jacques bemerkte. Der verkniff es sich, dem flüchtenden Fahrzeug noch ein paar Projektile hinterherzusenden, und konzentrierte sich lieber darauf, das Kennzeichen zu entziffern.
    Ettore stürmte in die Küche, warf sich auf den Boden, um dem unvermeidlichen Gegenfeuer zu entgehen, und – sah nichts außer einem offenen Fenster. Flink – zumindest so flink wie es einem gut trainierten Vierundsechzigjährigen möglich war – stieg er durch das Fenster und sah einen flüchtenden Kerl um die Hausecke biegen. Dieser lief auf einer Straße der Wohnsiedlung weiter, die auf die Klippen zuführte. Ettore folgte dem Mann ohne allzu große Eile, denn es schien so, als könne dieser ihm kaum entwischen können. Umso größer war sein Ärger, als er einen geöffneten Kanaldeckel auf der Straße liegen sah.
    »Verdammt, die haben hier tatsächlich eine Kanalisation«, brummte der Sizilianer ärgerlich. Dann feuerte er zur Sicherheit zwei Schüsse in die Dunkelheit ab und stieg etwas missmutig in den dunklen Schacht. Das Erste, was er spürte, waren Spinnweben, die sich in seinem langen, zu einem Pferdeschwanz gebundenen Haar verfingen. Wenigstens herrschte vor ihm keine vollständige Schwärze, stellte er erleichtert fest, als er die kurze Leiter hinabgestiegen war und seine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Sein Instinkt sagte ihm, dass er einen Gegner verfolgte, der nicht vorhatte, ihm aufzulauern, sondern der sein Heil in der Flucht suchte. Er hielt kurz inne und vernahm schnelle Schritte, die durch den Kanal hallten. Er folgte dem Geräusch, immer auf seine italienischen Schuhe und die ebenso italienischen Haare achtend. Plötzlich war der andere nicht mehr zu hören. Vorsichtig und die Beretta im Anschlag schlich Ettore vorwärts. Staunend stand er wenig später vor einem Gatter aus massiven Metallstäben. Es war weder eine Beschädigung noch ein Öffnungsmechanismus an den fest einbetonierten Streben, die gerade eine Handlänge Abstand voneinander hatten, zu erkennen. Der Flüchtige musste offenbar über einen sehr schmächtigen Körperbau verfügen. Ettore konnte die Verfolgung jedenfalls unmöglich fortsetzen. Mit mäßiger Laune machte er sich auf den Rückweg. Jetzt erst bemerkte er den ganzen Unrat und Gestank in dem Kanal. Und die eine oder andere Ratte, die ihn neugierig und ohne Scheu beäugte. Als er den Einstieg erreicht hatte und seinen Kopf an die Sonne hielt, grinste ihm Jacques entgegen. »Ah – Gran Canaria«, brummte Ettore und streifte diverse kleine Mitbringsel aus Haaren und Kleidung ab.
    »Hast du ihn etwa entkommen lassen?«, fragte Jacques.
    »Glaub nicht, dass der Kerl schneller war. Nur kleiner. Er ist mir durch ein Gatter entwischt, wo ich zuletzt als Zehnjähriger durchgepasst hätte. Und du?«
    »Der eine liegt tot im Bad, der Fahrer des Wagens ist weg.«
    »Es waren also drei?«
    »Sieht so aus.«
    »Private oder Geheimdienst?«
    »Lass uns den Toten mal genau checken.«
    Es war keine große Überraschung, dass der Mann noch genauso da lag, wie sie ihn eben zurückgelassen hatten. Vier zusätzliche Löcher wies er auf, aus denen eine beeindruckende Menge Blut auf die Terracottafliesen gelaufen war.
    »Gut, dass er nicht auf Teppich liegt. Und wir haben gut gezielt – Einschüsse in der Wohnung gibt’s auch nicht. Da macht das Aufräumen nicht so viel Arbeit«, meinte Jacques, als er begann, die Taschen des Toten zu durchsuchen.
    »Ach Gott, Schatz. Denk doch jetzt nicht an Hausarbeit.«
    »Warum nicht? Du meinst ja immer, dein Job ist getan, wenn du ein bisschen herumgeschossen hast. Ich denke halt auch ans Kochen und Putzen. Die wichtigen Dinge des Alltags eben.«
    »Schickse.«
    »Selber.«
    »Wie auch immer. Der Schlemihl hat jedenfalls nichts bei sich.«
    »Mist. Dann lass uns wirklich flott saubermachen und die Leiche fortschaffen. Hat keiner der Nachbarn was bemerkt?«
    »Denke nicht. Die sind am Strand oder im Schlafzimmer. Und Lärm haben wir ja kaum gemacht. Und gesehen habe ich draußen

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