Trau dich endlich!: Roman (German Edition)
starrte zum Himmel hinauf. »Das war nicht der einzige Grund. Ich war zu dem Schluss gekommen, dass Marlene meine Chance war – die Chance auf eine Zukunft, eine Frau, eine Familie.«
All das hatte Gabrielle mit ihm haben wollen. Doch sie schwieg. Was hätte es schon genützt, es auszusprechen? Sie konnten lediglich die Gelegenheit, die sich ihnen nun bot, beim Schopf packen.
»Es war zwar nicht so, wie ich es mir erträumt hatte, aber genau das war der Clou an der Sache. Ich dachte, wenn ich eine Frau heiratete, die ich zwar gut leiden kann, aber nicht liebe, könnte mir der Fluch nichts anhaben. Schließlich heißt es immer, dass jeder Corwin-Mann seine Frau und seinen Besitz verliert, sobald er sich verliebt. Deshalb dachte ich, ich wäre davor gefeit.« Er schüttelte den Kopf. »Falsch gedacht.«
Gabrielles Herz schlug schneller. Das war die Gelegenheit, auf die sie so lange gewartet hatte, die Gelegenheit, den Fluch in Frage zu stellen und Derek die Augen zu öffnen.
Auf Knien rutschte sie näher an ihn heran. »Hör mir zu, Derek. Ich möchte, dass du genau überlegst, ehe du mir die folgende Frage beantwortest.« Sie wusste, ihre Zukunft hing davon ab, wie er auf ihre Worte reagieren würde. »Warum ist eure Ehe in deinen Augen gescheitert, und was hatte das alles mit diesem albernen Fluch zu tun?« Sie machte keinen Hehl aus ihren Zweifeln, verlieh ihren Worten absichtlich einen sarkastischen Tonfall.
»Gabby, ich weiß, meine Ängste sind irrational. Aber sieh dir doch mal die Geschichte meiner Familie an! Sieh den Tatsachen ins Gesicht! Und ich bin bloß ein weiteres Beispiel. «
»Könntest du mir das vielleicht etwas näher erklären?«
»Marlene stammt aus ärmlichen Verhältnissen. Ihr Vater hat bis zu seinem Tod hart gearbeitet. Marlene war damals noch auf der Highschool. Ihre Mutter, eine gebürtige Italienerin, war zu Hause geblieben, um sich um die Kinder zu kümmern, aber nachdem ihr Mann gestorben war, musste sie sich als Haushälterin verdingen, um für die Familie zu sorgen. Marlene war die Erste, die es aufs College geschafft hat. Die Schwangerschaft war alles andere als geplant, aber wir haben uns darauf geeinigt, das Kind zu bekommen und es miteinander zu versuchen. Ich habe mir Mühe gegeben.« Er klang müde, genervt, als würde er eine alte Geschichte erzählen, die er selbst nicht mehr so recht glauben konnte.
Sie legte ihm eine Hand auf den Arm. »Ich bin sicher, ihr habt alles in eurer Macht Stehende getan, um zusammenzubleiben. Für Holly.«
Er nickte. »Ich habe gearbeitet wie ein Wahnsinniger. Marlene hatte schreckliche Angst davor, arm zu sein. Kein Wunder, bei dieser Kindheit. Aber sie hatte auch kein Verständnis dafür, dass ich ständig Überstunden machen musste. Und je angespannter die Stimmung zu Hause war, desto härter habe ich gearbeitet. Als wir uns schließlich scheiden ließen, war von unserer Freundschaft nichts mehr übrig.« Er schüttelte sichtlich frustriert den Kopf.
Gabrielle drückte seine Hand. »Ist dir je in den Sinn gekommen, dass ihr euch einfach nicht genügend geliebt habt, um eine funktionierende Ehe führen zu können?«
»Natürlich. Und dann hatte ich urplötzlich eine finanzielle Glückssträhne. Ich hatte mich in einer großen Wertpapierhandelsfirma nach oben gearbeitet, und ich war erfolgreich. Es sprang eine Menge Geld dabei raus, sowohl für meine Klienten als auch für mich selbst. Irgendwann hab ich angefangen, in vielversprechende Firmen zu investieren, Start-up-Unternehmen wie JetBlue Airlines und so weiter. Und dann, etwa zu der Zeit, als wir beschlossen haben, uns scheiden zu lassen, habe ich einen großen Batzen in eine angeblich todsichere Sache investiert.« Er lachte ironisch und schüttelte den Kopf. »Seitdem weiß ich, dass es so etwas nicht gibt.«
Gabrielle lauschte seinen Worten mit wachsender Verärgerung. »Das hätte jedem anderen auch passieren können! Eine Fehlinvestition hat doch nichts mit einem Fluch zu tun! Begreifst du denn nicht, dass all diese Begebenheiten – die Scheidung, deine finanziellen Probleme – nicht das Geringste miteinander zu tun haben?«
Er schwieg, also fuhr sie fort. »Mal angenommen, es gäbe diesen Fluch tatsächlich. Aber der Fluch entfaltet seine schädliche Wirkung bloß, wenn du dich verliebst, und du behauptest, du hast Marlene nicht geliebt … Also, keine Liebe, kein Fluch!«, rief sie.
»Ja, und da die Sache mit
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