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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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was sie scheinbar ganz von alleine geschrieben hat:
     
    Ist Ron der Mörder?
     
    Mit einer Grimasse betrachte ich die Kritzelei. Damit steht wohl fest, dass ich total betrunken bin. Ich habe keine Ahnung, woher diese Idee gekommen ist, aber eines ist sicher: Ron hat genauso wenig jemanden ermordet, wie er heute in einem Bad Sodener Hotel war. Soviel also zum Thema „Gedanken ordnen“. Vielleicht sollte ich lieber einen Kaffee trinken und etwas essen, damit ich wieder nüchtern werde. Aber dazu komme ich nicht mehr. Jemand macht sich plötzlich an der Tür zu schaffen, versucht, sie zu öffnen, was natürlich nicht gelingen kann, denn ich habe die Schlösser auswechseln lassen. Starr vor Angst verharre ich in der Bewegung, den Blick auf die Haustür gerichtet.
     

10
     
    „Tamara, mach endlich auf!“
    Oh, mein Gott. Ist das Ron? Aber …? Wieso …?
    „Tamara, verdammt, mach endlich die Tür auf.“
    Er ist es. Aber wieso ist er hier? Er sollte doch erst morgen Abend kommen? Das Bild von ihm und der Frau auf dem Parkplatz vor dem Hotel schießt durch meinen Kopf. Mein Mund ist plötzlich völlig ausgedörrt. Warum muss er ausgerechnet jetzt, nachdem ich mich dazu überredet habe, an seine Unschuld zu glauben, vor der Tür stehen?
    Wieder zerreißt der ungeduldige Klingelton die Luft. Mir bleibt wohl nichts anderes übrig, als ihm zu öffnen. Mühsam rappele ich mich hoch. Das war eindeutig zu viel Rotwein , denke ich, als ich mit unsicheren Schritten den Flur entlang wanke. Ich komme mir vor, als wäre ich auf einem Boot, das sich durch starken Wellengang pflügt. Mit einem tiefen Atemzug versuche ich, nüchtern zu werden. Ich muss Ron mit meinem Verdacht konfrontieren. Muss Gewissheit bekommen, dass meine leise Hoffnung trotz allem berechtigt war. Mit einem Ruck straffe ich die Schultern und mache mich an den diversen Schlössern zu schaffen. Gerade als ich die Tür öffnen will, fällt mir ein, dass ich die Alarmanlage deaktivieren muss. Verflixt, das hätte ich fast vergessen.
    Mit gerunzelter Stirn starre ich auf das Nummernpad. Wie war noch mal die Kombination? Ich habe den Code geändert, gleich, nachdem ich die neuen Schlösser montieren ließ. Wie durch einen dicken weißen Nebel, der sich über mein Gehirn gelegt hat, taste ich mich zu der Nummernkombination vor. Dabei weiß ich genau, dass Ron draußen vor der Tür vor Ungeduld fast platzt. Ruhiges Abwarten war noch nie seine Stärke.
    Endlich! Wie durch Zauberhand blitzen die richtigen Nummern in meinem Kopf auf.
    „Tamara, was soll das?” Ron drängt sich an mir vorbei. Wie vermutet, ist er schlecht gelaunt, nachdem das Öffnen der Haustür so lange gedauert hat. Selbst schuld , murmele ich in Gedanken. Er hätte unser Haus ja nicht in einen Hochsicherheitstrakt verwandeln müssen. Außerdem könnte er mich ruhig freundlicher begrüßen, schließlich heiraten wir in ein paar Wochen … oder auch nicht.
    „Warum antwortest du mir nicht?“, bellt er, nachdem ich, noch immer in Überlegungen versunken, nicht auf seine Frage reagiert habe.
    „Ich dachte, ich hätte … die Alarmanlage …“, stottere ich, aber Ron redet schon weiter.
    „Warum komme ich mit MEINEM Schlüssel nicht in mein Haus?“
    Sein Haus? Sein …
    „Tamara! Ich rede mit dir!“
    „Das ist unser Haus! Nicht dein Haus“, entgegne ich in unwiderlegbarer Logik.
    „Du bist ja betrunken!“ Er wirft mir einen angewiderten Blick zu, der mich für einen Augenblick aus der Fassung bringt. Halt suchend stütze ich mich an der Wand ab. Was immerhin bewirkt, dass der Boden nicht mehr unter meinen Füßen schwankt.
    Ron bekommt leider nicht mit, dass ich mich mittlerweile wieder aufrecht halten kann, denn er hat sich von mir weggedreht und geht den Flur entlang Richtung Wohnzimmer. Nachdenklich schaue ich ihm nach, versuche meinen Beinen den Befehl zu geben, ihm zu folgen, aber irgendwie scheinen sie ein Eigenleben zu führen, denn sie gehorchen mir nicht. Verwundert starre ich nach unten. Da sind sie! Meine Beine! Warum bewegen sie sich nicht?
    „Tamara! Bist du von allen guten Geistern verlassen?“, tönt es aus dem Wohnzimmer.
    Eigentlich nicht, denke ich. Es ist vielmehr so, dass es erst seit gestern überhaupt einen Geist gibt. Den Fremden nämlich, der in unserem Garten ruht.
    „Tamara!“, reißt Ron mich aus meinen Überlegungen. Er klingt wie mein Mathelehrer aus der zehnten Klasse. Genauso fauchte der mich immer an, wenn ich mal wieder keine Ahnung von dem hatte, was er

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