Trau niemals einem Callboy! (German Edition)
neben meinem Stuhl in die Knie. „Schatz, ich weiß, es ist viel verlangt. Aber kannst du mir diesen Fehltritt nicht verzeihen? Natürlich erwarte ich nicht von dir, mich ausgerechnet jetzt zu heiraten. Wir verschieben die Hochzeit. Aber das bedeutet doch nicht, dass zwischen uns alles beendet sein muss!“
Ron sieht mich bittend an, und ich merke, wie meine Entschlossenheit wankt. Seine Miene ist so ehrlich, so zerknirscht. Wenn er mich nicht mit einer anderen betrogen hätte, würde ich es möglicherweise tatsächlich wagen. Ihm eine Chance geben. Auf seine Liebe vertrauen. So aber rücke ich von ihm ab, stehe auf und trete einige Schritte zur Seite, um Abstand zu gewinnen.
„Nein!“ Ich schüttele den Kopf. „Es geht nicht Ron. Ich kann keine Beziehung führen, die nicht auf Vertrauen basiert.“ Meine Worte sind wahr, auch wenn sie nur die halbe Wahrheit reflektieren. Trauer breitet sich in mir aus. Ich hatte so sehr gehofft, Ron wäre anders. Hatte so sehr darauf vertraut, in ihm den Richtigen gefunden zu haben.
„Bist du wirklich bereit, alles aufzugeben. Wegen eines Fehlers?“
„Ron. Dieser Fehler ist vier Wochen vor unserer Hochzeit passiert! Wie konntest du nur? Wie konntest du mir das antun und glauben, ich würde dir verzeihen?“
„Ich … ich weiß nicht, warum ich das getan habe.“ Ron fährt sich durch die Haare und steht auf. „Ich hatte eine Menge Stress in letzter Zeit. Und dann noch die Hochzeit, die Streitereien mit deiner Mutter. Ich weiß nicht, was mit mir los war.“ In einer hilflosen Geste breitet Ron die Arme aus. „Aber ich hatte gehofft, du liebst mich und bist bereit, mir eine zweite Chance zu geben!“
„Nein. Das kann ich nicht. Tut mir leid.“
Enttäuschung breitet sich auf Rons Gesicht aus. Und noch etwas: Wut. Bevor ich mir aber sicher sein kann, zaubert er ein halbherziges Lächeln hervor.
„Das ist sehr, sehr schade. Mein Verhalten bedauere ich. Das musst du mir glauben.“
Anstatt zu antworten, nicke ich nur, denn ich traue meiner Stimme nicht. Ich war wütend auf Ron, nahm ihm seinen Verrat an unserer Beziehung übel, trotzdem kann ich das Gefühl der Trauer nicht aufhalten, das Besitz von mir ergreift.
„In Ordnung. Wenn das so ist, kann ich dich wohl nicht mehr umstimmen. Darf ich dich noch zur Tür bringen?“ In der Eingangshalle angekommen, zieht er mich in eine Umarmung und küsst mich auf die Wange.
„Ich werde dich vermissen“, flüstert er in mein Ohr und schiebt mich zur Tür hinaus. Mit einem leisen Klicken schließt sie sich hinter mir. Ich bin allein im Foyer. Schwarzer, glänzender Marmor wirft mein Spiegelbild zurück, während mehr Fragen als zuvor durch meinen Kopf wirbeln.
24
Die dicken Holzdielen knarren unter meinen Schritten, als ich in dem Zimmer hin und her gehe, um meine Sachen einzuräumen. Ich habe das Hotel gewechselt, denn ich möchte sichergehen, dass mich niemand aufspürt.
Ich habe jetzt etwas Kleineres, Diskreteres gewählt. Ein Jugendstilhotel in Sachsenhausen. In den alten, wunderschön renovierten Räumen komme ich mir vor, als lebte ich in einer anderen Zeit.
Vorsichtshalber habe ich in bar bezahlt, für eine Woche im Voraus. Das Geld habe ich an einem Geldautomaten geholt. Danach habe ich die Karte zerschnitten und weggeworfen. Der Gedanke, dass die Kerle mich über die Kreditkartenabrechnung gefunden haben könnte, ist mir erst heute gekommen. Es ist die einzige Spur, die ich hinterlassen habe. Glaube ich zumindest.
Es dauert nicht lange, bis ich die Kleidungsstücke in den Schränken verstaut habe. Einer meiner beiden Koffer ist schon leer, der andere enthält nur Sachen, die ich nicht sofort brauche. Aus diesem Grund stelle ich ihn in die kleine Kammer, die am Ende des Flurs liegt. Der Portier hat mir versichert, ich könne ihn dort so lange lassen, wie ich in dem Hotel wohne.
Als ich wieder zurück in meinem Zimmer bin, setze ich mich in den bequemen alten Sessel, der am Fenster steht, und nehme eines der Bücher zur Hand, die ich mir gekauft habe. Ich versuche, mich auf die Geschichte zu konzentrieren, aber es gelingt mir nicht. Stattdessen springe ich nach wenigen Minuten auf und fange an, im Zimmer auf und ab zu gehen. Die Dielen knarren bei jedem Schritt. Ich muss damit aufhören, sonst werden die Leute unter mir verrückt.
Vielleicht sind alte Holzdielen doch nicht so toll, wie ich dachte. Also wieder hinsetzen. Mal sehen, was im Fernsehen kommt. Nichts. Wie immer am
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