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Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Trau niemals einem Callboy! (German Edition)

Titel: Trau niemals einem Callboy! (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Birgit Kluger
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Sonntagnachmittag.
    Frustriert sehe ich mich in dem Zimmer um, betrachte die Stuckdecke, das Himmelbett, das den Raum dominiert und wie ein Traum eines jeden Mädchens aussieht. Ist das langweilig! Was soll ich jetzt nur tun? In unser Haus will ich nicht mehr zurück. Ich habe Angst, mich mit meiner Mutter oder meinen Freundinnen zu treffen, denn dort würden sie am ehesten suchen.
    Mit einem tiefen Atemzug stehe ich auf. Zur Hölle mit dem Notartermin. Ich habe ihn vereinbart, um Frankfurt so schnell wie möglich verlassen zu können. Aber selbst zwei Tage sind zu viel. Ich muss weg von hier.
     
    Mein Tacho zeigt 200 an, als ich die Autobahn entlang rase. Zum ersten Mal seit Tagen fühle ich mich frei und unbeschwert. Fast so, als hätte ich in Frankfurt eine unsichtbare Last hinter mir gelassen. Ich weiß nicht, wie lange ich weg sein werde. Aber das ist egal. Das Hotelzimmer habe ich behalten, damit ich einen Ort habe, an den ich zurückkehren kann. Jederzeit. Wann immer es mir passt.
    Wenn ich zügig fahre, bin ich in vierzehn Stunden, also Montagmorgen um zehn Uhr in Barcelona. Früh genug, um in aller Ruhe zu frühstücken, durch die berühmte Las Ramblas , Barcelonas Fußgängerzone in der Nähe des Hafens, zu bummeln und mir eine Passage für die Nachtfähre zu besorgen.
     

 
    25
     
    Ibiza! Die Fähre bewegt sich langsam auf die Kaimauer zu. Mit einem Seufzer atme ich die salzige Luft ein. Betrachte fasziniert die weißen Häuser der Stadt, die immer näher kommen. Fast kann ich sie berühren, so nahe lehnen sie sich zum Hafen hinüber.
    Die Hauptstadt der kleinen Insel hat mir schon immer gefallen. Obwohl die Zeiten der Hippies seit Jahrzehnten vorüber sind, kann man Überreste davon noch immer in den Bars und Cafés spüren. Außerdem ist Ibiza nach wie vor eine Spielwiese für schillernde Gestalten. Nachts, wenn die Hafenpromenade brodelt, die Nachtschwärmer einfallen, kann man sie in ihren verrückten Kostümen sehen.
    Hell ist es hier, nicht grau und regnerisch wie in Frankfurt. Die Sonne scheint, lacht vom Himmel herunter, und die Geräusche des Hafens und der langsam erwachenden Stadt schallen zu mir hinauf. Die Fähre hat sich an die Hafenmauer herangeschoben und wird mit dicken Tauen festgemacht. Kurz darauf geht die Klappe zum Laderaum hinunter. Die ersten Autos verlassen das Schiff.
     
    Es dauert nicht lange, und ein Café con Leche steht dampfend vor mir. Ich sitze unter Palmen im legendären Mar y Sol , das direkt am Hafen liegt, und lausche auf die Rufe, die von den Arbeitern herüberschallen, das Geräusch der Straßenkehrer, die die frühe Stunde nutzen, und das Klirren der Gläser, das aus dem Café hinter mir zu hören ist. Schöner kann es auch im Paradies nicht sein. Ich schließe die Augen und atme den Kaffeeduft ein. Dann nehme ich einen Schluck. Heiß.
    Entspannt lehne ich mich zurück, genieße die warmen Sonnenstrahlen auf meiner Haut. Am liebsten würde ich für immer hier bleiben. Ich habe den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als sich eine Hand auf meine Schulter legt. Meine Nackenhaare stellen sich auf. Niemand weiß, dass ich hier bin. Langsam drehe ich mich um. Und lasse dann mit einem erleichterten Atemzug die Luft ausströmen, die ich, ohne es zu merken, angehalten hatte.
    Es ist eine alte Frau. Sie schaut mich freundlich an und redet wild gestikulierend auf mich ein. In irgendeiner Sprache, die ich noch nie gehört habe. Mein Herzschlag beruhigt sich wieder. Gott sei Dank! Die Alte sieht mich fragend an, scheint auf eine Antwort zu warten. Da ich kein Wort von ihrem Kauderwelsch verstanden habe, schüttele ich den Kopf.
    „Ich verstehe Sie nicht“, entgegne ich auf Deutsch.
    Die Alte überlegt, dann fängt sie an, in gebrochenem Englisch mit mir zu reden. Jetzt verstehe ich schon etwas mehr. Als sie mir dann aber einen Stapel Karten zeigt, weiß ich, was sie will. Schüttele wieder den Kopf, aber so leicht lässt sie sich nicht abwimmeln. Schon sitzt sie neben mir, mischt die Karten. Und dann bedeutet sie mir, dass ich abheben soll. Ich zögere. Ich halte nicht viel von diesem Quatsch. Und wenn doch etwas dran ist, ist es noch schlimmer. Was, wenn sie sehen kann, was in den vergangenen Tagen passiert ist? Trotzdem folge ich ihrer Aufforderung. Hoffe, sie schneller los zu werden, wenn ich auf ihr Spiel eingehe.
    Sie legt die Karten aus, eine nach der anderen, bis sechs Reihen auf dem Tisch liegen, in jeder Reihe sechs bunte Bilder. Für eine Weile herrscht Schweigen.

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