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Trauerspiel

Trauerspiel

Titel: Trauerspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vera Bleibtreu
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Predigt noch der Verkündigung des Evangeliums dient, das ist Ihre Sache. Aber ich habe keine Veranlassung, Ihnen im Vorhinein die Predigt am Sonntag zu verbieten. Schließlich habe ich persönlich Ihnen die Pfarrstelle St. Johannis anvertraut. Auf eine reine Vermutung hin würde ich nie in die Kanzelhoheit eingreifen. Denken Sie einmal an die schreckliche Zeit des Dritten Reiches. Wie gut war es, dass viele Kanzeln da Orte waren, an denen die Wahrheit gesagt wurde. Viele Pfarrer haben dafür einen bitteren Preis zahlen müssen. Ich hoffe, dass Ihnen das erspart bleibt. Aber, wie gesagt, die Kanzelfreiheit ist ein hohes Gut, das ich nicht anzutasten gedenke.» Dekan Weimann stand auf. «Passen Sie auf sich auf, Frau Hertz, oder besser: lassen Sie gut auf sich aufpassen. Mir bleibt wohl nichts anderes, als Sie in mein Gebet einzuschließen.»
    Susanne wurde es ganz warm ums Herz. Spontan nahm Sie Ihren Vorgesetzten in den Arm. «Danke», sagte sie.
    Dekan Weimann drückte sie verlegen kurz an sich. Susanne bemerkte einen Kaffeefleck auf seinem Sakko, direkt unter ihrer Nase. Ein zärtliches Gefühl durchströmte sie. Wie gut, dass es Weimann gab.
    «Ich muss es einfach tun», sagte sie, «und ich weiß auch, dass es richtig ist. Der heiligen Hildegard sei Dank.»
    Weimann blickte irritiert. «Wie bitte?»
    Susanne lächelte. «Ich war am Disibodenberg und bin den Meditationsweg gelaufen. Ja, und oben, beim Kreuzgang, da kam mir diese Idee. Hasst das Böse, so sagt es doch der Apostel Paulus. Was ich plane, ist meine Art, gegen das Böse anzukämpfen.»
    Weimann öffnete die Tür seines Büros. «Sie halten mich auf dem Laufenden, Frau Hertz.»
    Susanne nickte.
    Weimann blickte ihr nach. Heute hatte sie dünne Goldriemchensandalen an, deren Korkabsätze in schwindelerregende Höhen reichten. Kein Wunder, dass ihm die Kollegin heute so groß vorgekommen war. Nun, sie hatte ja auch Großes vor.
    * * *
    Susannes Handy brummte. Es war Tanja. Julias Oma war tatsächlich ermordet worden, auch sie erstochen, jedoch von hinten, und wieder mit einer so dünnen Nadel, dass der Hausarzt den kleinen roten Punkt übersehen hatte. Frau Berger war ja herzkrank gewesen, alles sah nach einem Infarkt aus, der Arzt hatte keine Veranlassung, misstrauisch zu sein.
    «Wir können Berger wieder nichts nachweisen. Wir haben kein Mordwerkzeug gefunden, ja, wir wissen nicht einmal, was er genau benutzt hat. Berger sitzt übrigens wieder in seinem Büro und tut so, als ob gar nichts geschehen ist. Als der fingierte Anruf für dich kam, sei er am Rhein spazieren gegangen. Beweise ihm das Gegenteil! Und selbst wenn ihn einer am Hafen gesehen hätte – es ist nicht verboten, da herumzulaufen. Also – er wird ungeschoren davon kommen. Mit zwei Morden und einem Mordversuch! Immerhin – du wirst Arne nicht mehr als Schutzengel brauchen. Dir tut er sicher nichts mehr.»
    Susanne überlegte einen Moment. «Ich glaube, ich brauche Arne doch noch. Ich erzähle dir gleich, warum.»
    * * *
    «Herr Berger, hier spricht Susanne Hertz.» Susanne merkte, wie am anderen Ende der Leitung eine lange Pause entstand.
    «Frau Hertz, ja bitte?» Bergers Stimme klang ruhig und voll.
    «Ich möchte Ihnen etwas Wichtiges mitteilen. Können wir uns heute Abend treffen?»
    Berger raschelte mit Papieren. «Muss das sein? Ich habe noch so viel zu tun.»
    Susanne ließ sich nicht abschrecken. «Ich denke, es ist in Ihrem Interesse. Morgen ist es definitiv zu spät. Also, ich wäre gerne um 20.00 Uhr bei Ihnen. Entweder in Ihrer Wohnung oder in Ihrem Büro. Suchen Sie es sich aus.»
    «Schön, wenn Sie unbedingt wollen.» Berger klang immer noch sympathisch, nicht einmal kühl. «Wissen Sie was, ich freue mich richtig darauf, Sie wieder zu sehen. Also um acht Uhr, bei mir im Büro.»
    Susanne schluckte. «Bis heute Abend, Herr Berger.» Sie legte auf.
    * * *
    «Nun, Lieblingspfarrerin, was kann ich heute für dich tun?» Marc schaute abwartend. «Du hast es ja ziemlich dringend gemacht. Dein Glück, dass eine Kundin vorhin abgesagt hat.»
    Susanne blickte sich prüfend im Spiegel an. «Ich brauche eine Frisur, die mich stark macht.»
    Marc hob die Augenbrauen. «Zum Boxkampf oder für einen neuen Freund?»
    Susanne schüttelte den Kopf. «Leider nichts von beidem. Ich habe ein sehr schweres Gespräch vor mir, und ich muss mich dabei ganz sicher fühlen. Ich weiß schon, was ich anziehe, auch, welche Schuhe, was mir fehlt, ist die Frisur. Ich weiß, du wirst mir helfen. Du

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