Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Trauerweiden

Trauerweiden

Titel: Trauerweiden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wildis Streng
Vom Netzwerk:
Heiko und ließ seinen Blick über die Anwesenden schweifen. »Oder die Mörderin«, gab Lisa zu bedenken und zog die Augenbrauen hoch. Heiko wiegte den Kopf. Wer weiß. Zwar sprach die Statistik gegen Frauen als Mörderinnen – nur zehn Prozent aller Mörder waren weiblich – aber es war immerhin möglich. Warum nicht. Bei der Frauenquote in Jessicas Bekanntenkreis. Und noch immer war kein plausibles Motiv in Sicht. Eifersucht, weil die andere hübscher war, ja, vielleicht. Aber selbst, wenn man davon ausging, dass es sich bei den anderen Damen sämtlich um Psychopathinnen handelte, so wäre Neid auch dann kein Grund, jemanden umzubringen. Vielleicht doch Monika, die Florian zurückhaben wollte. Oder Katja, weil … nein, das ergab keinen Sinn. Tanja, weil sie insgeheim auch hinter Florian her war und … nein, so toll war der jetzt auch wieder nicht. Heiko sah zu Tanja hin, die bescheiden an ihrem Orangensaft nuckelte. Ihre schwarze Bluse spannte sich über ihrer enormen Oberweite. Dicht darunter wölbte sich der leider sehr unansehnliche Bauch. Die Haare hatte sie zu einem Pferdeschwanz zurückgebunden, was wegen ihrer überaus runden Gesichtsform auch nicht gerade vorteilhaft wirkte.
    »Schnitzel oder Bratwurst?«, fragte plötzlich jemand und riss damit Heiko aus seinen Spekulationen. Zerstreut sah er zu der Bedienung hoch, die bereits ungeduldig die Stirn runzelte.
    »Schnitzel«, murmelte er, und Lisa sagte: »Für mich auch.«
    Bisher hatten er und Lisa allein am Tisch gesessen, aber nun kamen die beiden alten Damen von der Beerdigung auf ihren Tisch zu.
    »Is do noch frei?«, fragte die mit dem Dutt, und Heiko machte eine einladende Bewegung. Die Damen stellten ihre Weißherbstschorlen auf dem Tisch ab und setzten sich umständlich. Dabei raschelten ihre schweren, langen Röcke.
    »Schood, mit dem Maadle, swor sou a Hübsche, gell«, meinte die mit dem Kopftuch.
    »Und a Nette aa«, ergänzte die andere.
    Lisa lächelte und nickte.
    »Sie sin doch die Bollizischda, odder?«, fragte nun die Duttfrau, und ihre graubraunen Augen funkelten dabei. Lisa lächelte und fragte sich, woher die Damen denn das nun schon wieder wussten. »Lisa Luft, Kriminalkommissarin. Und das ist Heiko Wüst.«
    »Ach, jetz gugg awwer amol doo nou, haja, warum soll a Fraa aa ko Kommissarin sei, heitzudooch, gell?«
    Lisa hatte nichts verstanden, nickte aber zustimmend.
    »Schnitzel oder Bratwurst?«, fragte die Bedienung.
    Die Damen bestellten Schnitzel. »Muss mer doch ausnutza, wenn’s amol a Schnitzel ummasunsch gibt«, kommentierte die mit dem Kopftuch.
    »Und wer sind Sie?«, fragte Heiko und trank einen Schluck Cola.
    »Martha Kirchner«, meinte die mit dem Dutt und »Rosa Glock«, stellte sich die Kopftuchfrau vor. »Mir sin die Nachbarinna von dem junga Paar.«
    Heiko kämpfte mit sich. Er wusste, dass alles, was er den beiden erzählen würde, gnadenlos die Runde machen würde, und womöglich nicht nur im Dorf, sondern in ganz Crailsheim. Andererseits waren solche Quellen wertvoll, und die Gerüchte, die diese Leute streuten, hatten oft einen nicht unerheblichen Wahrheitsgehalt. »Sou a schääns Boor woora die zwaa«, meinte nun Martha Kirchner und nippte an der Weißherbstschorle.
    Heiko schluckte. Es war ihr Job, den Mörder zu finden. »Und hat die Jessica … ich mein … hatte die nur … den Herrn Ehrmann?«
    Die Damen sahen sich fragend an, gleichzeitig funkelten die Augen. »Also, mir wissa von nix, dass die dem neewa naus wär, awwer … wieso?«
    »Nur so«, meinte Heiko. »Ja, und wer war da so zu Besuch bei denen?«
    »Ha, die Familie halt. Ab und zu die Waldmüllers, aber die könna den Florian ja net sou leida, wissa Se scho, dass der früher rauschgiftsüchtig wor?«, sagte Frau Kopftuch mit mahnend erhobenem Finger.
    »Ja, awwer des macht der ja nimmi«, wandte Frau Dutt schnell ein.
    »Also, ii wellt für mei Dochter aa koon Schankie.«
    »Was?«
    »An Schankie. Secht mer des net sou heizudooch?«
    Heiko unterdrückte ein Grinsen.
    »Jedafalls woora die do net so oft, und als amol is halt die Schweschder mit ihrara Familie kumma. Und irchendwelche Freindinna von der Jessi. Die Eltern von der Jessica … ha, ii glaab, do sind’s bloss an Weihnachta immer nou, gell, Martha?«
    Der Dutt nickte. »Und mit ihrara Schweschder hat’s aa net sou vill zum doona ghett. Die sin recht verschieda. Was hat die ander studiert? Anwalt, gell?«
    »Ja, sou Anwaltssach halt. Awwer die is in Heidelberg und kummt bloss all

Weitere Kostenlose Bücher