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Traum ohne Wiederkehr

Traum ohne Wiederkehr

Titel: Traum ohne Wiederkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: André Norton
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gegen ihre Wange. »Und du bist Tam-sin, die ihr Leben mit meinem vereint erwählt hat.«
    Sie gab sich seinen Zärtlichkeiten hin, und ihr wurde bewußt, daß Tamisan, die Träumerin, verblaßte, daß sie nun wahrhaftig Tam-sin war, und er sie begehrte. Beglückende Zufriedenheit erfüllte sie.
    Seine Lippen berührten sanft ihre geschlossenen Lider, erst des rechten, dann des linken Auges. Doch da brach ein klagendes Heulen ihre Versunkenheit.
    »Das Signalhorn!« Er ließ sie los.
    Nicht länger war er Liebhaber, sondern Herr der Burg, als er nach dem muschelgeschmückten Gürtel und dem Kilt aus Schuppenhaut griff. Sie streckte ihm sein Schwert entgegen, das aus einem der riesigen, mörderischen Sägeschnauzen eines Spallen gefertigt war. Die gezahnten Seiten waren in einer Scheide aus der widerstandsfähigen Haut des gleichen Fisches verborgen.
    Als Kilwar es sich an den Gürtel hängte, strich Tam-sin ihr kurzes, ärmelloses Gewand zurecht, zog die Schnüre fester durch die Perlenösen ihres Mieders, und hob einen Dolch aus einem geschwungenen Taskanzahn auf. Während sie sich fertigmachten, erschallte das Muschelhorn noch zweimal und echote durch die Gemächer, die in den Felsen der Klippe gehauen waren.
    Der Teil ihres Ichs, der Tam-sin war, sagte ihr, daß das Signal ein Alarmruf sein mochte, der vor drohender Gefahr warnte. Bei diesem Gedanken fiel ihr wieder Kas ein, und sie fragte sich, welche finsteren Pläne er wohl jetzt wieder schmiedete?
    Mit einer Entschlossenheit und Energie, gegen die anzukommen ihr schwergefallen war, hatte er versucht, seinen Vetter während des ersten Traumes zu töten, den man von ihr bestellt hatte. Aber in dem Ty-Kry, das Tamisan zuvor erträumt hatte, war es Kas dann doch nicht gelungen. Würde er vielleicht hier eine noch ernster zu nehmende Gefahr für sie sein?
    Sie folgte Kilwar aus dem Gemach. Den Wänden außerhalb fehlte die Glätte und der Perlmuttschmuck der bewohnten Räume. Sie waren rauhes, natürliches Gestein, und verbanden als verschlungene schmale Korridore die einzelnen Räume.
    Kilwar und Tam-sin stiegen Stufen hinab, die in all den Jahrhunderten abgetreten worden waren. Das Gestein trug unverkennbar die Vibrationen der Wellen zu ihnen, die gegen die Wand zu ihrer Linken schlugen.
    Tam-sin wußte, daß sie fast die Seehöhe erreicht hatten. Sie folgte Kilwar dichtauf, als er durch ein Portal mit geglättetem Stein hinaus in einen riesigen Raum trat, dessen hohe Decke ebenfalls natürliches Gestein war, und der zur See hinaus offen war. Die Wellen, die hereinschlugen, bildeten einen langen Streifen zwischen zwei geraden Flächen, die so hoch lagen, daß auch die höchsten Flutwellen sie nicht benetzten. Ein kleines Schiff schaukelte hier im Wasser. Obgleich die Seemenschen im Wasser zu Hause waren, benötigten sie doch Schiffe für den Transport ihrer Handelswaren. Solchen Zwecken diente auch dieses Schiff. Männer sprangen von seinem Deck und landeten geschickt auf den natürlichen Kais, zwischen denen es jetzt verankert lag.
    Weitere Männer, bewaffnet, doch mit ihren Schwertern und Wasserschußwaffen noch in ihren Hüllen, grüßten Kilwar, als er durch ihre Reihen zu den Seeleuten vom Schiff schritt. Sie waren alle Nath. Zwar kamen auch Kauffahrer vom Land, um mit den Nath Handel zu treiben, aber sie benutzten die inneren Häfen nicht. Ihr Führer hob grüßend die Hand, und Kilwar beantwortete den Gruß auf gleiche Weise.
    Es waren nur vier, also nicht die gesamte Besatzung. Doch ließen keine weiteren sich an Bord sehen. Außerdem ging etwas von ihnen aus, das Tamisan so deutlich aufnahm, als hätten sie laut Alarm geschlagen.
    Sie kannte den Kapitän. Er war Pihuys, und bestimmt kein Mann, der leicht zu erschüttern war. Ein Spallenjäger in ihren eigenen Gewässern hier konnte sich so etwas wie Furcht überhaupt nicht leisten, und von Pihuys war sie noch am allerwenigsten zu erwarten, und doch enthielt diese Unsicherheit, die sie gespürt hatte, auch eine Spur Furcht.
    »Lord …« Pihuys zögerte, als fände er für das, was zu sagen war, nicht die richtigen Worte.
    Kilwar streckte eine Hand aus und legte sie clanväterlich auf die Schulter des Kapitäns. »Ihr bringt offenbar nicht nur unangenehme Neuigkeiten, sondern solche, die Euch offenbar erschrecken. Sprecht, Pihuys. Zeigen die Landmenschen die Zähne? Nein, das würde keinen, der in der Schlacht der Enge befehligte, in eine solche Aufregung versetzen.«
    »Dieser Abschaum vom Land?« Pihuys

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