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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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alten Kumpels, so soll es bleiben. Aber Mary kann nicht hier bleiben. Nicht in Ichtenhagen. Wie stellst du dir das vor? Sie geht bei Seglers einkaufen? Die Witwe packt ihr die Brötchen ein und weiß, wegen der Pissnelke hat mein Mann sich umgebracht? Uschi stempelt brav ihre Postkarten nach Thailand? Und Hanne verkauft ihr eine Avon-Kollektion? Nein, mein Lieber, das geht nicht. Ja, wenn sie stumm wäre, dann vielleicht. Aber so – es war anders abgesprochen. Wenn sie anfängt zu plaudern – und das wird sie über kurz oder lang tun – wird das Klima für uns alle hier unerträglich. Das willst du doch deinen alten Kumpels nicht antun, oder? Haben wir nicht schon genug gelitten?”
    „Ich liebe sie”, sagte Günther Ichtenhagen tapfer und spürte im gleichen Moment Martin Schöllers Faust in der Magengrube. Günther Ichtenhagen klappte zusammen.
    „Oh Entschuldigung”, heuchelte Martin.
    „Entschuldige bitte. Das ist mir nur so passiert. Du weißt, manchmal habe ich mich nicht richtig in der Gewalt. Ich bedaure es wirklich. Aber du solltest mich auch nicht so reizen. Wir haben eine gute Möglichkeit, Mary loszuwerden. Niemand wird sie mehr sehen, niemand wird mehr von ihr reden. Keine Angst, wir werden sie nicht in deinem Teich ertränken ... hahaha. Sie kann erst eine kleine Schiffsreise machen zur Erholung, und danach wird ein Freund sie dahin bringen, wo sie hingehört. Jedenfalls werden wir keine Probleme mehr mit ihr haben.”
    Martin half Günther wieder auf die Beine.
    Günther schüttelte den Kopf: „Ich werde sie heiraten.”
    „Sieh mal Günther, es ist gar nicht so, dass wir kein Verständnis für dich haben. Du willst jetzt gerne so eine knackige Braut haben. Wer, wenn nicht wir, sollte das begreifen können? Du kriegst sie. Jawohl, du kannst sie haben. Ich habe einen ganzen Katalog voll. Du kriegst von mir sogar Rabatt. Einen Sonderfreundschaftspreis, nur für dich. Du kannst dir jede aussuchen, die du willst. Du kannst sie hier im Dorf heiraten, du kannst deine rauschende Hochzeit feiern. Ich persönlich werde den Trauzeugen spielen. Nimm eine, die sprechen kann oder eine, die stumm ist, das ist völlig egal. Du kannst jede haben. Welche immer du willst. Nur nicht Mary.”
    Günther Ichtenhagen würgte die Magensäure wieder runter, schüttelte den Kopf und presste zwischen den geschwollenen Lippen hervor: „Ich will nicht irgendeine, ich will sie.”
    „Aber Günther, sie sind alle gleich. Eine wie die andere. Jetzt sei nicht so verbohrt. Ich hab ein paar hundert Frauen in der Kartei! Da wirst du dich hoffentlich nicht auf die versteifen, die schon das halbe Dorf gehabt hat? Weißt du, dass sie zum Puff geflohen ist? Zum Puff, als du im Krankenhaus lagst? Ich konnte sie nur mit Müh und Not daran hindern, dort die Nachtschicht zu übernehmen.”
    Martin griff in die Seitentasche und holte ein paar Fotos hervor. Er warf sie vor Günther auf den Tisch.
    „Such dir eine aus.”
    „Ich hab mir eine ausgesucht. Mary.”
    „Günther! Reiz mich nicht!”
    Hans Wirbitzki, der bis jetzt fasziniert Martin Schöllers Redetechnik gelauscht hatte, platzte heraus:
    „Das tut er nur, um uns zu ärgern. Nur um uns zu ärgern.”
    Martin Schauer winkte ab: „Aber trotzdem, mein Lieber, trotzdem wollen wir nicht so sein. Zum Beweis unserer Freundschaft stiften wir unsere Anteile an Mary für eine neue Frau. Wie findest du die hier zum Beispiel? Guck dir nur diese Lippen an. Und bestimmt ist sie genauso ein hilfloses geknechtetes Mädchen wie Mary. Bestimmt hat sie auch arme, verschuldete Eltern und Geschwister, die sie ernähren muss. Keine Sorge, das ganze Drumherum ist bei allen gleich. Du kannst dich jeden Monat als Wohltäter fühlen, wenn du einen Scheck rüberschickst. Und sie wird genauso lieb zu dir sein wie Mary. Vielleicht sogar noch lieber. Die meisten Thaifrauen sind treu und bumsen nicht so durch die Gegend wie Mary.”
    Günther Ichtenhagen stützte sich auf den Tisch. Seine Knie zitterten, sein Herz raste und machte unregelmäßige Sprünge.
    „Was seid ihr für Menschen?”, fragte er kopfschüttelnd. Ein Gemisch aus Blut und Speichel warf auf seiner Unterlippe Bläschen, als er unter Schmerzen weitersprach: „Man kann nicht eine Person einfach so durch eine andere ersetzen. Menschen sind nicht beliebig austauschbar. Mary ist eine eigene Persönlichkeit. Hat eigene Meinungen, Ansichten, Vorlieben, Prinzipien. Jeder Mensch ist unverwechselbar.”
    „Jetzt redet er wieder wie mein

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