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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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erkälten.”
    „So was sagt man nicht.”
    „Dafür bist du noch zu klein.”
    Er zeigte ihnen stattdessen Vergnügungen, die die Erwachsenen ihnen vorenthielten. Das waren seine wirklichen Gedanken, wenn er nachts alleine im Bett lag und für seine sexuellen Phantasien eine Rechtfertigung brauchte.
    Man konnte seine Rippen eh schon einzeln zählen. Keiner im Dorf war so dürr wie er. In den letzten Tagen hatte er noch anderthalb Kilo abgenommen. Er wusste nicht, was ihn mehr schaffte: die Angst vor der Post aus dem Erotikversand oder die fiebrige Aufregung, mit der er Marys Ankunft erwartete. Sie war für ihn eine Kindfrau. Die Erfüllung seiner Träume. Unwissend, unschuldig, abhängig, knabenhaft und unbehaart. Das war wichtig für ihn. Schamhaare nahmen ihm jede Lust. Er hatte gehört, diese Asiatinnen seien unten herum kahl. Und falls nicht, würde er sie bitten, sich zu rasieren. Oder noch besser – er würde es selbst tun. Mit diesem Gedanken und einer knüppeldicken Erektion wachte er auf, weil die Klappe am Briefkasten schepperte. Dieses unverwechselbare Geräusch machte ihn sofort hellwach. Unten wartete das Frühstück auf ihn. Das Ei unterm Hütchen war noch warm. Seine Frau packte gerade im Laden ein Paar lederne Wanderschuhe für hundertsechsundneunzig Mark achtzig ein.
    Weil er den Briefkastenschlüssel nicht so rasch fand, zog er den einzigen Brief mit der Grillzange heraus. Dann saß er, noch im Schlafanzug, am Frühstückstisch und blätterte das kleine, farbig gedruckte Heftchen durch.
    Die Erektion war sofort wieder da. Er begann, an sich herumzuspielen, und begriff plötzlich nicht mehr, wie er die letzten Jahre ohne all das hatte durchstehen können. Vor dem, was jetzt kam, fürchtete er sich, aber er wusste, er würde es tun. Keine Strafe konnte ihn davon abhalten. Er war eine Küchenschabe und hatte die letzten Jahre in einer dunklen Ritze zwischen Wand und Tapete verbracht. Jetzt stürzte er sich auf die üppigen Abfälle, um sich vollzufressen. Vielleicht würde gleich ein Kammerjäger kommen und den Laden ausräuchern. Das störte ihn jetzt nicht. Der köstliche Duft der Abfälle brachte ihn fast um den Verstand. Die Vorfreude auf das große Fressen verdrängte das Wissen um die Übelkeit danach.
    Er rieb sein Geschlecht heftiger.
    Diesmal, dachte er, diesmal hatte er vielleicht in diesem Dorf die gültigen Moralvorstellungen gegen sich. Und natürlich seine Frau Hanne. Aber das Gesetz stand auf seiner Seite. Niemand würde ihn einsperren oder auch nur vor Gericht stellen können.
    Plötzlich glaubte er, auf die Meinung im Dorf scheißen zu können. Außerdem machten die angesehensten Männer mit. Sogar Günther Ichtenhagen. Und Hanne, die hatte schon Schlimmeres ertragen. Die würde auch damit fertig werden.
    Die würde dich nie verlassen. Nie. Die würde still leiden, alles ertragen und sich höchstens fragen, mit welcher Erbsünde sie belastet war, dass sie auf Erden so viel Leid ertragen musste.
    Ja, er war die Rache Gottes für Hannes übergroße Schuld. Er hatte keine Ahnung, worin diese Schuld bestand. Aber es musste sie geben. Warum sonst ertrug sie ein Leben neben ihm? Sie hatte etwas wiedergutzumachen, und er würde ihr ein zweites Mal Gelegenheit geben, großmütig zu sein und alles zu verzeihen.

19
    Günther Ichtenhagens Lust an der Renovierung des Zimmers ließ nach. Zunächst war er bereit gewesen, Martin Schöllers Ideen zu folgen. Schließlich wusste der junge Kerl besser als er, was so einem gleichaltrigen Mädchen gefallen könnte. Aber das hier entsprach nicht mehr Günther Ichtenhagens Vorstellungen. So, vermutete er, waren die Zimmer im Club. Martin Schöller hatte eine merkwürdige Puffatmosphäre geschaffen, die nicht mehr dadurch zu zerstören war, dass Details umgestaltet wurden. Und wozu sollte hier oben ein Kühlschrank stehen? Selbstverständlich konnte und sollte Mary die Küche unten im Haus benutzen. Jeder hatte in diesem Kühlschrank bereits seine Lieblingssorte gelagert. Günther Ichtenhagen konnte den Flaschen ansehen, wer sie hineingestellt hatte. Er versuchte es zu verdrängen, doch die Gewissheit in ihm wurde mit jedem Mal da er diesen Raum betrat, größer: Die richteten dieses Zimmer gar nicht für Mary ein, sondern ein jeder für sich selbst. Seine Gefühle wurden zwiespältig. Mal wollte er aus der Sache raus, ohne die leiseste Ahnung zu haben, wie das noch möglich war, dann wieder freute er sich auf Mary, fühlte sich als Wohltäter, ja als

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