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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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wollte endlich den viel gepriesenen weiblichen Körper berühren, und obwohl er nicht wusste, woher er seinen Anteil unauffällig nehmen sollte, fegte er all seine Bedenken hinweg und stieß es hervor wie einen Hilfeschrei: „Ich kann’s kaum noch erwarten!”
    „Unseren Lottogewinn haben wir schon für die Frau verbraten. Das mit dem Bakschisch wusste der Vermittler doch vorher. Der hat uns reingelegt. Also, ich finde wir sollten ...”
    Martin Schöller ließ Hans Wirbitzki nicht weitersprechen. Hart fuhr er ihm in die Parade: „Was sollen wir? Uns an die Polizei wenden? An die Verbraucherschutzzentrale? Oder einfach hier sitzen und abwarten, bis sie endlich den Fängen des Geldhais und des Imbissbesitzers entkommen ist? Du musst auch mal an das Mädchen denken, Hans. Die sitzt da fest, vergeht vor Sehnsucht nach uns, will raus aus der ganzen Scheiße, und wir könnten ihr mit ein paar Mark weiterhelfen.”
    „Ein paar Mark – du bist gut ...”
    „Sei nicht so geizig. Herrgott, gib deinem Herzen einen Ruck. Man muss auch mal was Gutes tun. – Sie wird es uns später tausendfach zurückzahlen, glaub mir. Das vergisst die uns nicht so leicht. Diese Frauen sind dankbar.”
    „Und sie ist ein guter Mensch.”
    „Ja, Günther, das glaube ich auch. Da hast du völlig Recht. Welches Mädchen würde sich heutzutage noch so für Eltern und Geschwister einsetzen? Die denken alle nur noch an sich selbst. Also ich finde, wir können Mary jetzt nicht hängen lassen. Und außerdem, irgendwie gehört sie uns schon. Wir müssen sie nur loseisen.”
    Martin Schöller wunderte sich selbst, wie schnell und konzentriert er sprach. Er war von sich begeistert. Vielleicht hatte er wirklich als Mädchenvermittler eine große Karriere vor sich ... Lothar Sommer hatte sein Genie auf Anhieb erkannt.
    Er spürte, er hatte längst gewonnen, es ging nur noch um die Modalitäten. Sie würden zahlen. Alle.
    Dicke Adern pulsten das Blut so schnell in Hans Wirbitzkis Kopf, dass er ohnmächtig zu werden drohte. Günther Ichtenhagen schlug ihm vor, sich ein paar Minuten auf das Sofa zu legen. Wirbitzki schnappte nach Luft und das Pfeifen seiner Lunge klang wie das Jaulen eines Hundes. Wolfhardt Paul riss die Türen zum Garten auf, und Hermann Segler drückte ein wenig ärgerlich Hans Wirbitzkis Zigarre im Aschenbecher aus. Dicker, beißender, weißer Qualm stieg dabei auf.
    „Damit bringt er sich nochmal um”, konstatierte Wolfhardt.
    Um alle aktuellen Bedenken wegzuwischen und die Männer zu einer Entscheidung zu bringen, bot Günther Ichtenhagen an, die dreitausend Mark vorzuschießen. Die anderen konnten es dann in Raten an ihn zurückzahlen. Aber darüber machte er sich jetzt noch keine Gedanken. Erstens wollte er nicht, dass Mary auch nur eine Stunde länger in ihrer schlimmen Situation festsaß, nur weil die Männer hier nicht wussten, wie sie eine Bankabhebung vor ihren Frauen verheimlichen sollten. Außerdem spürte er eine Chance für sich. Bis jetzt hatten sie alle den gleichen Anteil an Mary. Aber mit den dreitausend Mark würde ihm ein größerer Teil von ihr gehören. Damit hätte er mehr Rechte als alle anderen. Er wollte sich ihnen gegenüber einen kleinen Vorteil verschaffen, und sei es nur ein theoretischer, rein rechnerischer. Sie sollte ihm mehr gehören als allen anderen. Immerhin wohnte sie in seinem Haus und wurde seine Frau.

23
    Langsam, schleichend, kaum merklich ging eine Veränderung im Dorf vor sich. Nicht so sichtbar wie die Erschließung eines neuen Baugebietes, doch viel tiefgreifender und grundsätzlicher. Auch Frau Segler spürte das. Es war wie mit der Musik in einem spannenden Krimi. Das drohende Unheil kündigt sich musikalisch an, noch bevor man etwas sieht oder die Handlung etwas erahnen lässt.
    Eines Morgens erschien Martin Schöller in Seglers Laden –was selten genug vorkam – und kaufte eine der drei Flaschen Sekt, die ganz oben im Regal seit Jahren vor sich hinstaubten. Niemand wollte diesen Sekt – ein hoffnungsloser Ladenhüter. In der Kreisstadt gab es diese Sorte schon für vier Mark fünfundneunzig. Warum sollte bei Seglers jemand neun Mark achtzig dafür bezahlen? Für vier fünfundneunzig konnte Frau Segler sie nicht verkaufen. Aus Prinzip nicht. Ihr Einkaufspreis lag drei Pfennig darüber. Aber sie hatte die Flaschen auf sieben Mark achtzig heruntergesetzt. Trotzdem interessierte sich niemand dafür.
    Sekt kaufte man nicht bei den Seglers. Punkt. Aus.
    Ursprünglich waren es sechs

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