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Traumfrau (German Edition)

Traumfrau (German Edition)

Titel: Traumfrau (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus-Peter Wolf
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Es reichte aus, sie in Gedanken durch seine Wohnung tippeln zu lassen, und alle unangenehmen Begleiterscheinungen wie der Kauf, das Teilen mit den anderen, erschienen ihm wie der bittere Beigeschmack einer lebenswichtigen Medizin.
    Immer wieder kreisten seine Gedanken um das obere Zimmer. Warum sollte sie dort wohnen und nicht unten bei ihm? Die Ehebetten standen noch im Schlafzimmer. Er würde sie heiraten. Warum sollte sie nicht neben ihm liegen? Konnte er die anderen noch aus der Sache hinausdrängen? Einerseits erschien ihm nichts erstrebenswerter, andererseits wusste er, allein war er nicht in der Lage, die Sache zu Ende zu bringen. Weder wäre er auf die Idee gekommen, noch hätte er sich selbst so weit vorgewagt. Er brauchte Martin Schöller, weil jemand die geschäftliche Seite für ihn abwickeln musste. Er hasste ihn dafür, aber er wusste, dass er auf ihn angewiesen war. Er selbst wäre niemals zu diesem Menschen namens Lothar Sommer gefahren, um die Modalitäten auszuhandeln. Er hätte sich nicht mal für eine der vielen schönen Frauen entscheiden können. Er war zwar die Hauptfigur in diesem Spiel, denn er würde Mary heiraten, und er zahlte den Löwenanteil, aber trotzdem fühlte er sich wie ein Trittbrettfahrer. Er fand, alle anderen waren engagierter als er. Er brauchte diesen Gedanken, um ihnen die Schuld an all den negativen Begleiterscheinungen dieser Ehe geben zu können. Die schweinischen Gedanken hatten die anderen. Und sie erledigten die gaunerhafte geschäftliche Seite der Geschichte. Er jedoch würde ihr ein Heim bieten, einen liebevollen Ehemann und nach seinem Tod eine gute Rente.
    Immer wieder stellte er sich die Frage: Warum tue ich das? Stundenlang kreisten seine Gedanken spiralförmig immer wieder diese Frage ein. Warum? Warum?
    Sexuelle Geilheit war es kaum. Ihn plagten sogar Versagensängste. Er fürchtete, sich vor der jungen Frau lächerlich zu machen. Er hoffte, sie würde ihm liebevoll über die ersten Schwierigkeiten hinweghelfen. Zweimal war er nahe dran, eine Erektionshilfe zu bestellen, ließ es dann aber sein, weil er die Anlieferung durch Uschi befürchtete. Er wollte sich nicht zum Gespött des Dorfes machen lassen.
    Nein, die sexuellen Wunschträume waren es nicht. Ihn trieb etwas anderes. Eine Art Todesangst, die eine Gier nach Leben, nach Jugend, auslöste.
    Ich kaufe mir eigentlich keine Frau, dachte er, denn dann wär alles ganz anders. Zum Beispiel wäre ich eifersüchtig und würde meinen neuen Besitz auf keinen Fall mit meinen Skatbrüdern teilen. Was ich mir kaufe, ist etwas ganz anderes: eine Art Lebenselexier, eine Rückversicherung gegen den Tod. Ich brauche ihre Jugend. Mir fehlt sonst die Gewissheit, mit meinem Alter leben zu können.
    Er gewöhnte sich an, mit ihr zu reden. Ihre Gegenwart war dazu nicht nötig. Vielleicht hätte sie sich sogar störend ausgewirkt. Seine Frau Elfriede war durch ihren Tod für lange Zeit seine liebste Gesprächspartnerin geworden. Widerspruchslos. Ein ideales Gegenüber für eine harmonische Unterhaltung.
    Am nächsten Morgen fuhr er in die Kreisstadt, um von seinem Sparbuch dreitausendsechshundert Mark abzuheben. Er ertappte sich dabei, wie er den Schulmädchen im Bus auf die Beine starrte.

26
    Martin Schöller klatschte ratlos die Handflächen gegeneinander und sah sich beschwörend in der Runde um:
    „Also, ich hab es ihm jetzt fünfmal erklärt. Jetzt seid ihr dran.”
    Ungehalten brüllte Wolfhardt Paul: „Du kannst sie nicht am helllichten Tag ins Dorf bringen! Kapier das endlich!”
    Günther Ichtenhagen schüttelte störrisch den Kopf. Eine Qualmwolke aus Hans Wirbitzkis Zigarre tauchte ihn für eine Sekunde in Nebel. Er zerwedelte ihn mit beiden Händen und versuchte noch einmal, die Situation in den Griff zu bekommen.
    „Bitte, ich soll sie heiraten. Wie ihr wisst, hat sie mir einen Brief geschrieben, ich habe den Löwenanteil bezahlt, warum soll ich sie nicht vom Flughafen abholen und dann zu mir bringen?”
    Seufzend setzte Martin Schöller noch einmal an: „Niemand soll sie sehen, Günther.”
    „Reicht es nicht, dass sie stumm ist? Soll sie auch noch unsichtbar werden?”, fauchte Günther Ichtenhagen.
    „Günther, bitte!”
    „Ich habe dir meinen vollen Anteil bereits erstattet”, sagte Hermann Segler und forderte damit deutlich mehr Mitspracherecht als die anderen.
    Günther Ichtenhagen hatte seine Skatbrüder nie so aufgeregt, ja verzweifelt gesehen. Sie wirkten auf ihn wie eine aufgebrachte

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