Traumfrau (German Edition)
fort: „Also, deine kleine Exotin war ja wirklich nicht schlecht. Wir waren zufrieden. Sehr sogar. Sie war ein bisschen passiv, aber sonst ... Man muss ihr halt einiges beibringen.”
„Einundachtzig ... zweiundachtzig... dreiundachtzig ...” „Also, weshalb ich eigentlich gekommen bin ... Ein Kumpel von mir hat so ‘nen kleinen Kutter. Einmal im Jahr fahren wir zum Fischen raus. Knapp eine Woche. Mehr ist urlaubsmäßig im Sommer nicht drin. Die Familienväter werden in solchen Fragen vorrangig behandelt. Wir sind dann zu dritt. Solltest du übrigens mal mitmachen. Tolle Sache. Nur Fischen und Saufen. Sonst nichts.”
„... Siebenundachtzig ... achtundachtzig ...”
„Ja, beim letzten Mal hat der Manni seine Frau mitgenommen. Einer muss ja auch kochen an Bord und so ... Aber das war keine gute Idee. ‘Ne Ehefrau auf dem Boot, das ist so wie ein Rock am Pokertisch. Bringt kein Glück, macht keinen Spaß. Aber man hat ja trotzdem so seine Bedürfnisse, wenn man draußen ist und das Meer das Boot so schön schaukelt ... Man will ja nicht nur den Pilker hinter sich herziehen. Ja und da dachten wir ... Also wir würden gerne deine kleine Maus mitnehmen.
Natürlich nur, wenn es nicht zu teuer ist – also ein bisschen was könnten wir schon hinblättern, wir können sie uns ja teilen. Zu dritt. Wie teuer wäre sie denn für eine Woche?”
„... Einundneunzig ... zweiundneunzig ... dreiundneunzig.”
Martin Schöller gab auf. Hart knallten die Eisen auf den Boden. Vielleicht war das die Idee überhaupt. Er war sie erstmal für eine Woche los, konnte in der Zeit alles klären, und vom Boot würde sie wohl kaum abhauen.
Martin Schöller drehte sich um, blickte seinem Sportsfreund geradlinig ins Gesicht und sagte: „Ihr habt dann aber die volle Verantwortung für sie. Wehe, ihr bringt sie nicht wieder zurück.”
„Keine Sorge, wir wollen sie uns nur leihen. Wir wollen sie ja nicht behalten.”
„Müsst ihr über eine Ländergrenze?”
„Warum?”
„Es gibt noch ein paar Probleme mit ihren Papieren. Sie hat so was wie ein Heiratsvisum. Wenn sie nicht heiratet, darf sie nicht länger hier bleiben, verstehst du? Es könnte an der Grenze Probleme geben.”
„Wir laufen keinen fremden Hafen an. Wir treiben uns nur ein bisschen auf der Nordsee herum.”
Martin Schöller nickte. „Das macht dann für eine Woche tausend.”
Sein Gegenüber hatte mit mehr gerechnet. „Fische ausnehmen und filetieren kann sie doch wohl, oder?”
„Klar, darin ist sie perfekt.”
„Und wir wollen nicht immer nur diesen thailändischen Fraß.”
„Keine Sorge. Ihr müsst ihr nur zeigen, wo’s langgeht. Sie braucht manchmal eine strenge Hand. Das sind die Frauen dort, wo sie herkommt, so gewöhnt.”
„Also tausend sind okay, denke ich.”
„Pro Nase”, ergänzte Martin Schöller grinsend.
„Das wären ja dreitausend für die Woche.”
„Genau.”
„Ist das nicht ein bisschen viel?”
„Dann frag doch Manni, ob er nicht wieder seine Frau mitnimmt. Vielleicht wird das schöner für euch.”
„Sagen wir achthundert pro Nase. Wären immer noch zweivier für dich.”
„Okay, dann aber vorher cash auf die Kralle.”
„Abgemacht.”
„Fünfhundert Anzahlung sofort.”
„Du bist hinterm Moos her wie der Teufel hinter der Seele. Nimmst du einen Scheck?”
„Nee. Bargeld lacht.”
„So viel hab ich nicht mit. Dann muss ich rüber zur Bank gehen.”
„Okay, ich warte hier. Du hast mich sowieso gestört. Ich war mit meinen Curls noch nicht fertig.”
„Ich konnte ja nicht ahnen, dass du neuerdings Bürostunden hast.”
56
„Das ist eine Gabel. Eine Gabel. Dies ist ein Messer. Messer. Nein, Messer schreibt sich mit zwei s.”
Günther Ichtenhagen führte die Kreide mit Marys Hand über Stefanies Kindertafel.
Wenn sie auch nicht sprechen konnte, so sollte sie trotzdem die Namen der Dinge kennen lernen. Zumindest Schreiben wollte er ihr beibringen. Er hatte wieder eine Aufgabe. Er war endlich wieder Lehrer. Seine Schülerin stand immer noch schräg an der Tafel. Beim Atmen hatte sie manchmal Probleme. Günther Ichtenhagen ahnte, dass eine ihrer Rippen gebrochen war. Er wagte es aber nicht, sie anzufassen und abzutasten. Er wusste nicht, wie er ihr beibringen sollte, dass er nur mal nachsehen wollte. Er fürchtete, nach ihren Erfahrungen in Ichtenhagen könnte sie so eine Geste nur missverstehen. Er war fest entschlossen, beim nächsten Besuch von Doktor Jostich auch Mary untersuchen zu lassen.
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