Traumfrau mit Fangzähnen
Ende. Ich bin wieder reingegangen und habe mich auf meinen Platz gesetzt. Die beiden Typen sind kurz darauf ebenfalls zurückgekommen und haben sich laut lachend zu ihren Freunden an die Bar gestellt. Dann ist etwa eine halbe Stunde lang nichts Besonderes passiert, bis plötzlich ein Kellner aus Richtung der Herrentoilette kam und dem Oberkellner etwas zuflüsterte. Sein Gesicht war käseweiß, und er hat gezittert wie Espenlaub. Ich habe zwei und zwei zusammengezählt und einem anderen Kellner etwas Geld zugesteckt, damit er rauskriegt, was genau vorgefallen ist. Und siehe da: In der Herrentoilette war jemand gestorben. Der ganze Vorfall wurde absolut diskret behandelt. Die meisten anderen Gäste haben nichts davon mitbekommen. Die Sanitäter sind durch den Hintereingang rein, doch vorher habe ich mich noch in die Herrentoilette geschmuggelt. Hat mich ein paar weitere Zwanziger gekostet, einen Blick auf die Leiche werfen zu können. Tja, es war tatsächlich einer der beiden Typen, die vorher den anderen auf der Straße zusammengeschlagen haben. Sein Gesicht hatte die Farbe von Blauschimmel. Also habe ich Bubba angerufen, damit er herkommt, und er sagte, ich solle auch dich anrufen.«
»Gute Idee, aber wir sollten auch Cormac informieren.«
»Warte, Daphne, da ist noch etwas. Der große Typ, der aus dem Taxi ausgestiegen ist – das war der süße Kerl, mit dem du dich gestern an der Bar unterhalten hast.«
Kapitel 6
Die Welt ist, wie du sie siehst.
Aus der Lehre des Weisen Vasistha
I ch fragte Benny nicht, ob sie sich sicher war.
Ich
war diejenige, deren Blick manchmal von den eigenen Wünschen getrübt wurde. Ich hatte jedes von Fitz’ Worten geschluckt, ohne auch nur den geringsten Zweifel zu hegen. Ich war auf ihn hereingefallen, weil ich wollte, dass er einer von den Guten war, genauso wie ich wollte, dass Darius aufhörte, Vampire zu hassen. Ich hatte Fitz nicht so nachdrücklich ausgefragt, wie ich es hätte tun sollen. Statt mir ein sachliches Urteil über ihn zu bilden, hatte ich mit ihm rumgeknutscht, und jetzt trat mir die Realität wieder einmal ordentlich in den Hintern. Ich werde niemals dazulernen.
So viel zu meinen Gedanken. Dazu äußern tat ich mich lediglich mit: »Oh Scheiße«, und legte eine Hand über die Augen.
»Nein, Daphy, das ist überhaupt nicht schlimm. Ganz im Gegenteil. Wenn dieser Typ ein Dealer ist, kannst du herausfinden, wo er das Zeug herbekommt. Das war gestern wirklich genial von dir, dir ausgerechnet diesen Typen auszusuchen.«
Jaja, ich war wahnsinnig brillant. Andererseits hatte Benny gar nicht so unrecht. Ich besaß die Zitrone, jetzt musste ich nur noch Limonade daraus machen. Vollkommen unbeabsichtigt hatte ich eine Verbindung zu der Quelle von Susto aufgetan.
Gerade als ich das Gefühl hatte, in einen Haufen Mist gefallen und nach Rosen duftend wieder daraus aufgetaucht zu sein, bekamen wir Gesellschaft – allerdings äußerst ungebetene.
»Sie haben doch nichts dagegen, wenn ich mich zu Ihnen setze?« Das war keine Frage, sondern eine Feststellung. NYPD Detective Moses Johnson stand am anderen Ende der Bank und blickte mich wütend an. Wir rückten alle ein Stück zusammen, und er setzte sich neben Bubba, achtete jedoch sehr genau darauf, keinerlei Körperkontakt mit ihm zu haben.
»Möchten Sie mich nicht Ihren Freunden vorstellen, Miss Urban?«, fragte er mit einer Stimme bar jeder Höflichkeit.
Eigentlich nicht,
dachte ich. »Benny Polycarp, Bubba Lee, das ist Moses Johnson. Er behauptet, für das NYPD zu arbeiten.«
»Und Sie behaupten, für das Innenministerium zu arbeiten«, konterte er schnippisch. »Also, was machen Sie hier?«
»Augenblick mal«, warf Bubba dazwischen. »Ich will ja nicht unhöflich erscheinen, aber was zum Teufel geht Sie das überhaupt an?«
»Hier starb heute Abend ein Mann, genau wie das Mädchen gestern. Sie waren dort, und jetzt sind Sie hier.«
»Reiner Zufall«, erwiderte Bubba.
»Ich glaube nicht an Zufälle. Und ich lasse mich nicht verarschen. Ich habe Miss Urban überprüft.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Und?«
»Sie arbeiten tatsächlich für das Innenministerium. Darüber hinaus sind Sie jedoch ein vollkommen unbeschriebenes Blatt. Sie haben nicht mal einen Parkausweis, geschweige denn eine Kreditkarte.«
Ich zuckte erneut mit den Schultern. »Ich habe kein Auto, und ich bezahle immer bar. Ist das etwa ein Verbrechen?«
Moses Johnson atmete tief durch. »Ich glaube, wir sollten alle unsere
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