Traumhaft verliebt - Roman
sich dann immer den Nasenrücken.
»Wo arbeitest du?«
»Ich arbeite als Bedienung im Opryland Hotel.«
Langsam ging ihnen der Gesprächsstoff aus.
»Also«, sie holte tief Luft. »Kann ich die Feiertage bei euch verbringen?«
Er würde Nein sagen. Ja, er würde erlauben, dass sie Jazzy sah, aber er würde nicht zulassen, dass sie sich in seinem Haus einnistete. Das Recht hatte sie verwirkt, als sie Jazzy und ihn sitzen gelassen hatte.
»Daddy?«
Er drehte sich um und sah, dass Jazzy hinter ihm stand. »Ja, Liebes?«
»Bitte sagJa, dass Mommy bei uns bleibt. Bitte, Daddy, bitte, bitte. Das wäre für mich das schönste Weihnachtsfest, das ich je erlebt habe.«
In dem Augenblick, in dem sie Crystal und Travis zusammen sah, waren Sarahs alte Ängste mit einem Schlag wieder da, und sie tat, was sie immer tat, wenn es in einer Beziehung kompliziert wurde: Sie zog sich zurück.
Die Erstausgabe von Die Zeitfalte , die Travis ihr geschenkt hatte, fest in der Hand, bahnte sie sich einen Weg über den Rathausrasen, eilte im Zickzack um die Feiernden herum in Richtung Merry Cherub.
Du empfindest nichts, du empfindest nichts, du empfindest nichts.
Doch sosehr sie sich das auch einredete, es half nichts gegen den Schmerz, der ihr fast das Herz zerriss. Zu spät. Sie hatte sich wieder bis über beide Ohren in Travis Walker verliebt, und gerade als sie bereit war, ihm das zu gestehen, tauchte mit der Pünktlichkeit einer Schweizer Uhr Crystal auf.
Sie kämpfte gegen die Tränen. Sie würde nicht weinen. Sie durfte nicht weinen. Sie zählte nicht zu denen, die ständig in Tränen ausbrachen. Doch die Tränen rollten ihr über die Wangen bis zum Kinn.
Wie sie es hasste, so tief für jemanden zu empfinden! Es war entsetzlich, eine wahre Qual, verliebt zu sein. All diese Gefühle, dabei war sie es doch gewohnt, Gefühle gar nicht erst zuzulassen! Im emotionalen Gleichgewicht zu bleiben, wie sie sich einredete. Wie konnte sie diesen Wall, der sie einst so schützend umgeben hatte, bloß wieder aufbauen?
Sie war ein Dummkopf, dass sie nach Twilight zurückgekehrt war. Sie hätte sich in den Hintern treten können.
Tränen verstopften ihre Nase. Hatte sie ein Taschentuch bei sich? Sie steckte die freie Hand in ihre Manteltasche, um danach zu suchen, doch statt auf ein Taschentuch stießen ihre Finger auf etwas anderes, etwas Hartes. Was war das? Sie zog es heraus.
Jazzys Engelsschmuck mit ihrer Wunschliste kam zum Vorschein. Der Klumpen in ihrem Hals wurde größer. Durch einen Schleier aus Tränen las sie den letzten Wunsch ganz unten auf der Liste der Kleinen.
Ich wünsche mir eine Mommy, damit mein Daddy nicht allein sein muss, wenn ich sterbe.
War sie tatsächlich so albern gewesen, sich insgeheim zu wünschen, sie könnte diese Mommy sein? Ihre Tränen flossen heißer, strömten ihr jetzt förmlich aus den Augen. Sarah konnte kaum sehen, wohin sie ging. Gleichzeitig beschleunigte sie ihre Schritte, um den fröhlichen Festlärm hinter sich zu lassen und in der Dunkelheit zu verschwinden.
»Sarah! Sarah!« Travis griff nach ihrem Ellbogen, wirbelte sie herum und zog sie in seine Arme.
»Nein.« Sie wehrte sich gegen seine Umarmung. »Lass mich los.«
Sofort gab er sie frei und trat zurück. Im sanften Verandalicht des Merry Cherub sah sie, dass er schwer atmete. Sie hielt den Blick gesenkt, wollte nicht, dass er ihre rot geränderten Augen und die tränenverschmierten Wangen sah.
»Du weinst.«
»Nein, das tue ich nicht.« Sie schniefte. »Ich habe eine Allergie. Vermutlich gegen den Weihnachtsbaum.«
Einen Augenblick standen sie da, ohne dass einer von ihnen den Mund aufmachte oder den anderen ansah, doch schließlich sagte Travis: »Ich hatte keine Ahnung, dass Crystal auftauchen würde.«
Sie glaubte ihm. Der schockierte Ausdruck auf seinem Gesicht, als er aus dem Fenster des Rinky-Tink geschaut und sie zusammen mit Jazzy gesehen hatte, war echt gewesen. Aber das war nicht der Punkt.
»Sprich mit mir«, bat er.
Sie zuckte die Achseln und drückte sich das Exemplar von Die Zeitfalte an die Brust. Sie hatte nicht mal Gelegenheit gehabt, sich bei ihm für das Geschenk zu bedanken. Jetzt schien nicht der richtige Zeitpunkt dafür zu sein. »Was soll ich sagen? Deine Exfrau ist zurück.«
»Na und? Was hat das mit dir und mir zu tun?«
Sie warf ihm einen raschen Blick zu. Er sah so elend aus, wie sie sich fühlte. »Travis, es gibt kein Du und Ich. Ja, vielleicht haben wir uns darum bemüht, aber noch ist
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