Traumhaft verliebt - Roman
lauter Vorfreude.
Er hatte das Gefühl, aus seinem Körper herauszutreten und sich selbst zu beobachten, mitzuverfolgen, wie sich der Traum weiterentwickelte. Es war genau so, als würde er in eine unberührte Schneekugel blicken: ein perfekter Weihnachtstag, eine perfekte Hochzeit. Er war der Bräutigam, Jazzy das Blumenmädchen und bei bester Gesundheit.
Und durch den Mittelgang, am Arm ihres Vaters, schritt die perfekte Braut. Die Liebe seines Lebens.
Sarah.
Travis schreckte ruckartig aus dem Schlaf, sein Körper war schweißgebadet, die Decken um seine Beine gewickelt. Seine Hand lag unter dem Kissen, etwas Weiches, Krümeliges klebte an seinen Fingern. Er zog sie unter dem Kissen hervor und blinzelte angestrengt in die Dunkelheit. Ein Schicksalsplätzchen.
Hatte Jazzy es dorthin gelegt? Wollte sie, dass er von Sarah träumte?
Verwirrt setzte er sich auf. Und dann hörte er ein Geräusch, das ihm das Blut in den Adern gefrieren ließ. Schlagartig wusste er, was ihn aufgeweckt hatte.
Seine Tochter schnappte verzweifelt nach Luft während der schlimmsten Asthmaattacke, die sie je gehabt hatte.
Sarah hatte ihr Buch beendet und war gerade eingeschlafen, als es an ihre Zimmertür klopfte. Sie blickte auf die Uhr. Bald würde der Morgen des ersten Weihnachtstags anbrechen.
Benommen richtete sie sich auf. »Wer ist da?«
»Sarah? Ich bin’s, Raylene Pringle.«
Raylene? Was hatte sie hier um diese Uhrzeit zu suchen? War Travis oder Jazzy etwas zugestoßen? Sarah taumelte aus dem Bett und stieß die Tür auf.
Raylene bot einen grauenhaften Anblick. Ihr für gewöhnlich wohlfrisiertes Haar hing ihr in Strähnen ums Gesicht, ihre Augen waren rot gerändert, ihre Sachen fleckig und zerknittert.
Erschrocken fragte Sarah: »Was ist los?«
»Jazzy. Sie ist in sehr schlechter Verfassung, und diesmal geht es nicht nur um ihr Asthma. Es ist etwas mit ihrem Herzen, offenbar kongestives Herzversagen. Sie haben sie an ein Beatmungsgerät gehängt. Um ehrlich zu sein, habe ich den Eindruck, Dr. Adams ist mit seiner Weisheit am Ende. Travis flippt aus, Crystal ist völlig fertig, und die Damen vom Plätzchenclub beten in der Krankenhauskapelle. Wir brauchen einen kühlen Kopf. Kannst du bitte kommen?«
Noch bevor Raylene zu Ende gesprochen hatte, war Sarah bereits angezogen und hatte ihre Handtasche unter den Arm geklemmt. »Bringen Sie mich zu Travis, Raylene.«
»Dr. Adams, Dr. Adams, bitte«, tönte eine Stimme über die Sprechanlage.
Travis, der auf dem Flur vor der Intensivstation des Krankenhauses von Twilight auf und ab geschritten war, riss den Kopf herum und hielt Ausschau nach Jazzys Arzt. Dr. Adams hatte zutiefst besorgt gewirkt, dass sie eine so schwerwiegende Reaktion trotz des teuren Mittels zeigte, das sie ihr verabreicht hatten. Er war hinausgegangen, um einen Kinderspezialisten in Fort Worth anzurufen. Travis fragte sich, ob er deswegen ausgerufen wurde.
Er krampfte die Hände zusammen. Noch nie im Leben hatte er sich so hilflos gefühlt. Die Schwestern auf der Intensivstation hatten darum gebeten, dass nur je ein Elternteil im Zimmer war, und Jazzy wollte, dass Crystal blieb, und selbst wenn ihn der Gedanke, sie allein zu lassen, fast umbrachte, war er hinausgegangen.
Die pneumatischen Türen, die zur Intensivstation führten, öffneten sich, und die Oberschwester gab ihm ein Zeichen. »Jazzy fragt nach Ihnen. Ihre Mutter hat mich gebeten, Ihnen das hier zu geben.« Sie reichte ihm einen zusammengefalteten Zettel.
»Crystal ist nicht bei ihr?«
Die Schwester schüttelte den Kopf. »Sie sagte, sie würde das nicht durchstehen, und hat die Feuertreppe nach unten genommen.«
Er faltete das Blatt auseinander und las die simple Nachricht, die sie ihm geschrieben hatte.
Ich kann damit nicht umgehen. Ich dachte, ich würde es schaffen, aber ich kann es einfach nicht. Bitte verzeih mir.
Zorn loderte in ihm auf, dicht gefolgt von Trauer. Er zerknüllte den Zettel und stopfte ihn in seine Tasche. Wie sollte er Jazzy beibringen, dass ihre Mutter sie schon wieder im Stich gelassen hatte? Travis schluckte mühsam. Na schön. Sie hatten sie ohnehin nicht gebraucht. Er straffte die Schultern und kehrte zurück in Jazzys Zimmer.
Dort starrte er auf seine Tochter, deren Brust bebte, als sie nach Atem rang. Ihre Haut war käseweiß, ihre Wangen glühten rosa vor Fieber. Ihre zarte Schönheit brach ihm das Herz. Er durfte sie nicht verlieren. Und er würde sie nicht verlieren. Sie war alles, was er hatte.
Du
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