Traumhaft verliebt - Roman
Weihnachtsfest so zu gestalten, wie sie es verdient hatte. Er könnte ein paar Dinge verkaufen: eine antike Schrotflinte, die sein Großvater ihm hinterlassen hatte, sein Fischerboot, die gebrauchte Kawasaki, die in der Garage stand, seit Jazzy in sein Leben getreten war und seine wilden Zeiten beendet hatte. Außerdem war da noch ihr College-Fonds. Diese Ersparnisse wollte er nicht anrühren, aber zumindest wären sie da, wenn er sie brauchte.
Aber was ist mit der Injektion danach und all den weiteren?
Travis schob seine Besorgnis beiseite. Darum würde er sich kümmern, wenn es an der Zeit war. Im Augenblick freute er sich über die Tatsache, dass seine Tochter stabil genug war, um an einem kalten Tag auf dem offenen Umzugswagen mitzufahren, ohne ein Anzeichen von Atemnot zu zeigen.
Jazzys blaue Augen waren ungewohnt fröhlich. Sie hatte die Haare zu Zöpfen geflochten und war angezogen wie die Isabella aus Das magische Weihnachtsplätzchen – rosa Trägerkleid und blaue Baumwollschürze. Seine Tante Raylene hatte ihr die Sachen genäht, nachdem sie sich in das Buch verliebt hatte. Über ihrem Kostüm trug sie ein rosa-blaues Kurzmäntelchen mit einer flauschigen Mütze. In den Händen hielt sie ihre abgegriffene Isabella-Puppe, ihre Wangen waren gerötet.
Vor Aufregung? Das war in Ordnung, aber was wäre, wenn sie Fieber hatte? Er streckte die Hand aus und legte sie ihr auf die Stirn.
Jazzy zuckte zurück und sah ihn irritiert an. »Es geht mir gut, Daddy.«
»Ich wollte nur mal fühlen.« Er lächelte.
»Der Weihnachtsmann.« Belinda Murphey hatte dafür zu sorgen, dass alle rechtzeitig auf den Umzugswagen saßen. Sie hielt ein Klemmbrett in den Händen, trug eine Lesebrille auf der Nasenspitze und eine Trillerpfeife um den Hals. »Travis, du und Jazzy könnt schon aufsteigen.«
Travis bückte sich um Jazzy hochzuheben, aber sie schüttelte energisch den Kopf. »Ich kann selber laufen. Ich bin zu groß, um getragen zu werden.«
Das stimmte nicht wirklich, aber nun gut. Vielleicht übertrieb er es tatsächlich ein wenig mit seiner Fürsorglichkeit. Es war schwierig, die rechte Balance zu finden. Einerseits musste er wachsam sein, andererseits wollte er sie so viel wie möglich selbst machen lassen, damit sie so sein konnte wie die anderen Kinder. »Natürlich kannst du das, Süße.«
Sie fing an, die Stufen hinaufzuklettern, und er legte ihr eine Hand in den Rücken. »Daddy …«, ermahnte sie ihn.
»Tut mir leid, tut mir leid.« Er zwang sich, seinen Arm herunterzunehmen.
Oben angekommen ging Jazzy zu dem Schlitten, der in der Mitte des Umzugswagens stand, und stieg mit affektierten, damenhaften Schritten ein. Jedes Mal, wenn er sie anschaute, tat sein Herz ein klein bisschen weh. Er liebte sie so sehr und mit einer Intensität, die ihm ins Herz schnitt wie ein Messer. Bevor er ein Kind gehabt hatte, hatte er nicht gewusst, dass diese Art von Liebe existierte. Er konnte immer noch nicht verstehen, wie Crystal Jazzy hatte verlassen können.
Seine Tochter machte es sich auf dem Sitz bequem, breitete ihren Rock um sich herum aus, dann blickte sie strahlend zu ihm hinunter. »Du kannst jetzt raufkommen, Daddy.«
In seinem Weihnachtsmannkostüm kletterte er die Stufen hinauf. Abgesehen von dem kratzigen Bart liebte er es, mit seiner Tochter hier zu sein und den Santa Claus zu spielen. Es machte ihn wieder fröhlich und unbeschwert – so hatte er sich seit dem Ausbruch von Jazzys Krankheit nicht mehr gefühlt.
Früher war er ein echter Hansdampf in allen Gassen gewesen, hatte nur für sein Vergnügen gelebt und an den falschen Orten nach Abenteuern gesucht. Anders hatte er nicht mit dem Kummer über den Tod seiner Mutter fertig werden können – also hatte er die ganze Zeit über Party gemacht.
Doch ein zartes kleines Mädchen hatte all das verändert.
Die neue Medizin, die Dr. Adams Jazzy verordnet hatte, obwohl sie für ihre Art Asthma gar nicht zugelassen war, hatte wahre Wunder gewirkt. Wie zum Teufel hatte er ein solcher Glückspilz sein können, eine so wunderbare Tochter, eine liebevolle Gemeinde und einen aufgeschlossenen Arzt zu haben? Er schluckte den Kloß in seinem Hals hinunter.
Verdammt, Walker, nun werd mal nicht sentimental.
Er setzte sich neben Jazzy. »Darf ich dich auf den Schoß nehmen, oder bist du dafür auch schon zu groß?«
Sie überlegte und nickte schließlich. »Das ist in Ordnung.«
Er zog sie in seine Armbeuge und fühlte ihren Herzschlag, dann warf er einen
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