Traumhaft verliebt - Roman
an.
Sarah hörte das Klappern von Pantöffelchen auf dem Laminatboden, roch den Duft von Chanel No. 5 und sah aus dem Augenwinkel ein Zebramuster auf sie zuflattern.
»Ich habe uns Glühwein besorgt«, verkündete Sandy.
Travis lächelte, allerdings in Sarahs Richtung, nicht in Sandys. »Danke.«
Sandy strahlte wieder. »Großartig, dann bringe ich den Glühwein mal an unseren Tisch.«
»Prima«, sagte er, ohne den Blick von Sarah zu wenden.
Sarah unterdrückte ein Lächeln, und als Sandy außer Hörweite war, sagte sie: »Du führst sie ja ganz schön an der Nase herum.«
»Wieso?«
»Sitzt mit ihr zusammen. Lässt sie deinen Glühwein besorgen, obwohl du dich gar nicht für sie interessierst.«
»Ihre Tochter und Jazzy sind beste Freundinnen. Das ist alles.«
»Zebramuster hat da aber andere Vorstellungen.«
»Glaubst du?«
»Ich weiß es. Sie sitzt da drüben und leckt sich die Lippen.«
»Pass auf, deine Augen werden grün.«
»Ich bin nicht eifersüchtig.«
»Jetzt wird deine Nase länger.«
»Du bist unverbesserlich.«
»Und genau das gefällt dir an mir.« Er zwinkerte. »Ich bringe ein bisschen Schwung in dein Leben.«
O ja, das tat er. Das war der Travis, an den sie sich aus ihrer Kindheit erinnerte: lebenslustig, locker, immer zu einem Späßchen bereit.
Plötzlich verschwand sein Lächeln, und sein Gesichtsausdruck wurde nüchtern. »Dann verlässt du morgen also die Stadt«, sagte er.
Sie nickte.
»Glaubst du, dass du so bald wieder zurückkehrst?«
Sarah blickte in seine grauen Augen. »Ich habe keinen Grund, noch einmal nach Twilight zu kommen.«
»Oh.« Er trat zurück und griff sich mit der Hand in den Nacken. »Gibt es denn keine Möglichkeit, dass wir dich überreden können, noch etwas länger zu bleiben? Vielleicht bis nach Weihnachten? Es findet doch noch das alljährliche Weihnachtsbaumanzünden auf dem Stadtplatz statt, was immer ein großer Spaß ist.«
Sarah schüttelte den Kopf. »Ich muss ein Buch fertigstellen …«
Er zwang sich zu einem Lächeln, aber das Strahlen in seinen Augen war erloschen. »Schon gut, ich hab’s kapiert.«
»Meine Heimat ist nun einmal New York.«
»Da irrst du dich, Sadie Cool«, murmelte er. »Ob du dem zustimmst oder nicht: Deine Heimat ist Twilight.«
»Ich habe nie in dieser Stadt gelebt.«
»Das ist egal.« Jetzt war sein Lächeln traurig. »Twilight ist immer noch in deinem Herzen.«
Seine Worte ließen sie zögern. Wollte er andeuten, dass er sich eine Beziehung mit ihr wünschte? »Was willst du mir sagen, Travis? Wenn du mir irgendetwas sagen möchtest, dann raus mit der Sprache.«
»Die Stadt wird dich vermissen. Jazzy wird dich vermissen … ich … ich werde dich vermissen. Gestern Abend war …« Er blickte sich um. »Nun, das ist weder die rechte Zeit noch der rechte Ort, um die Tragweite des gestrigen Abends zu erörtern. Deshalb hatte ich gehofft, du könntest noch etwas länger in Twilight bleiben.«
Wie gern hätte sie Ja gesagt! Sie fühlte, wie sich etwas in ihr löste, öffnete, ähnlich den Schleusen an einer Talsperre nach starken Regenfällen. Sie wollte sich ihm mitteilen, aber sie schreckte vor den Konsequenzen zurück. Es war einfacher, sicherer, so zu tun, als wäre der gestrige Abend nur ein Flirt gewesen und sie wäre unterwegs zum nächsten Abenteuer.
»Du bist aus dem Schneider wegen gestern Abend«, sagte sie daher und hielt den Lutscherstrauß in die Höhe. »Ehrlich, Travis, es ist schon okay. Du musst nicht denken, dass du mir irgendetwas schuldest. Deine Tochter kommt an erster Stelle, und das ist auch richtig so. Pass gut auf sie auf und lass es dabei bewenden.«
Er runzelte die Stirn. »Ich …«
Doch er kam nicht weiter, denn Vivian kam angetrippelt. »Es ist Zeit, mit der Geschichte zu beginnen, Sadie.«
Sarah setzte sich auf den Schaukelstuhl in der Mitte des Bettenlagers und fing an zu lesen. Die Kinder lauschten andächtig. Sie tauchte ganz ins Buch ein und ließ sich davontragen, blendete alles um sie herum aus und nahm nur noch die Worte wahr, die auf den Seiten standen. Sie waren ihr so vertraut, dass sie aus ihr heraussprudelten, und während sie sprach, wurde ihr Körper immer kleiner und kleiner, bis sie schließlich aus sich hinaustrat. Es war, als würde sie über ihrem Körper schweben und sich selbst beim Vorlesen zusehen. Travis beobachten, der wiederum sie beobachtete.
Ein Schauder durchfuhr sie, aber sie spürte ihn nicht. Sie war jenseits der Gefühle, die sich in ihr
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