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Traumkristalle

Traumkristalle

Titel: Traumkristalle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kurd Laßwitz
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hier eine historische Tatsache einfach hinzunehmen haben. Aber auch vom theoretischen Standpunkte ist doch klar: So gut wie eine Pflanze zu ihrer Entwicklung einen geeigneten Nährboden haben muß, so gut wie ein transzendentaler Geist nicht aus der freien Luft sich seinen Körper organisieren kann, sondern des Mutterschoßes bedarf, ebensogut kann auch der Metalleib des Lampengeistes nur in der geeigneten Umgebung erzeugt werden. Vermutlich befand sich dort eine transzendentale Goldschmiede, wofür auch das Vorhandensein der Edelsteinfrüchte spricht. Der ägyptische Papyros, aus welchem der sogenannte Zauberer seine Kenntnis entnahm, war vielleicht eine durch Hellsehen hergestellte geologische Karte des Altertums.“
    „Sie sind nicht zu widerlegen“, lachte Alander, noch immer ungläubig. „Ich will also hier diese schon etwas beschädigte Stelle Ihrem Experimente preisgeben. Nun bin ich doch neugierig, wie Sie den Geist hervorzaubern werden.“
    „Das ist brav! Das ist herrlich!“ riefen die Frauen wie aus einem Munde.
    Ich stellte die Lampe vor mich auf den Tisch. Feierlich näherte ich ihr meine Hand. Alle verhielten sich still. Es wurde mir doch etwas ängstlich zu Mute. Ist’s nicht ein Frevel, das Jenseits zu versuchen, den Isisschleier des Geisterreichs zu lüften? Und setzte ich nicht die Anwesenden einer unbekannten Gefahr aus? Aber es galt eine wissenschaftliche Theorie zu bestätigen, es mußte sein! Und wenn der Versuch mißlang? Wenn der Geist seine Strafzeit abgebüßt und seine leere Hülle zurückgelassen hatte? So war doch wenigstens dies konstatiert. Ich sah die Augen der Frauen erwartungsvoll auf die Lampe gerichtet. Nur Alander rauchte unerschütterlich.
    „Nicht zu stark“, flüsterte seine Frau.
    Ich strich mit dem Finger leise über die Lampe, zwei-, dreimal; ich verstärkte den Druck. Ich nahm die ganze Hand zu Hilfe. Der Geist erschien nicht.
    „Meine Patina!“ rief Alander.
    „Sie haben die Sitzung unterbrochen! Gedulden Sie sich noch!“
    „Vielleicht muß sie angezündet sein“, bemerkte meine Frau.
    „Davon steht nichts in der Geschichte. Aber vielleicht muß man sie in der Hand halten.“
    „Geben Sie her“, rief Frau Alander, die wieder Mut bekommen hatte, „ich will einmal tüchtig scheuern, wie Aladins Mutter!“
    „Nicht Sie!“
    Schnell ergriff ich die Lampe, zumal sich auch Alander ihrer bemächtigen wollte. Ich hielt sie in der Linken und fuhr rasch ein paarmal mit der Rechten darüber.
    „Hören Sie nichts?“
    „Nein“ – „Ja“ – „Doch“ –
    Kein Zweifel, aus der Lampe drang ein knarrendes Geräusch.
    „Der Geist scheint eingerostet“, spottete Alander.
    „Pst! Ruhig! Eine Stimme tönt aus der Lampe!“
    Es wurde mäuschenstill im Zimmer. Wir wagten nicht zu atmen. Das Blut stockte in unsern Adern. Alander beugte sich weit vor.
    „Der Kerl spricht arabisch“, sagte er.
    „Geist der Lampe, sprich deutsch!“ rief ich feierlich.
    Leise, aber deutlich vernehmbar klang es aus der Lampe:
    „Ich bin der Sklave der Lampe und bereit zu gehorchen allen, welche Herren der Lampe sind.“
    „Wo bist du, Geist?“
    „In der Lampe.“
    „Warum zeigst du dich nicht?“
    „Ich darf nicht. Sobald ich mich für alle menschlichen Sinne im Räume objektiviere, bin ich den Gesetzen der Natur und der Gesellschaft unterworfen, welche zur Zeit gelten. Da es im modernen Staate keine Sklaverei gibt, so würde ich nach meiner Inkarnation frei sein. Es ist mir daher geboten, mich nur akustisch zu materialisieren.“
    „Wie? So schreitet auch das Geisterreich fort?“
    „Auch wir sind dem Gesetze der Entwicklung durch Anpassung unterworfen.“
    „Und kannst du noch meine Befehle erfüllen?“
    „Alles, was du befiehlst, kann ich tun, so weit es nicht den Naturgesetzen widerspricht.“
    „So wünschen Sie“, sagte ich leise.
    Die Frauen schwiegen und sahen sich an. Alander kam ihnen zuvor.
    „Hören Sie, Ihr Geist scheint mir bedenklich zivilisiert. Wir wollen gleich sehen, ob er echt ist. Lassen Sie ihn doch einmal 300000 Mark in Gold auf den Tisch legen.“
    „Sklave der Lampe“, rief ich, „bringe 300000 Mark in Gold!“
    „Das kann ich nicht, Herr“, erwiderte der Geist, „das widerspricht den Gesetzen.“
    „Wieso?“
    „Alles gemünzte Gold gehört irgendwem als Eigentum.“
    „So schaffe ungemünztes!“
    „Das kann ich nicht, das wäre gegen das Gesetz von der unveränderlichen Erhaltung des Stoffes.“
    „Hole es aus der Erde!“
    „Das

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