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Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition)

Titel: Traumlos, Band 1: Im Land der verlorenen Seelen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Jäger
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sie ihn kennen. Ihr wurde versprochen, dass sie ihre Erinnerung nur wieder bekommt, wenn sie die Beiden beseitigt.
    Die bloße Erinnerung an dieses Gefühl lässt sie frösteln. Schnell reibt sie sich über ihre nackten Arme. Auf ihrem linken Unterarm windet sich ein schlangenähnliches Wesen mit Flügeln und rotglühenden Augen. Sie wüsste zu gerne, was es bedeutet, aber jedes Mal, wenn sie sich darauf konzentriert, beginnen die Schmerzen. Ein Ziehen in ihrem Kopf, als würde jemand ihre Innerstes nach außen zerren wollen. Unangenehm und qualvoll.
    »Hailey?«
    Sie weiß nicht weshalb, aber selbst der Name, den sie sich selbst gegeben hat, gefällt ihr nicht mehr. Seit sie diesen merkwürdigen Jungen einige Minuten heimlich beobachtete, ist alles anders.
    Der Mann, der sie begleitet, ist von starker Statur. Sein breites Kreuz zeugt davon, dass er eine exzellente Ausbildung genossen hat. Er hat dunkelbraune Haare und Augen so schwarz, dass sie seinem Blick nicht standhalten kann. Eine breite Narbe zieht sich über seine Wange. Vermutlich eine alte Kampfverletzung. Das zerfetzte Gewebe scheint im Licht der Straßenlaterne zu leuchten. Seinen Namen kennt sie nicht.
    »Ja?«, erwidert sie und versucht dabei möglichst gefährlich auszusehen. Ein falscher Schritt und er wird sie töten, dessen ist sie sich bewusst.
    Er schmunzelt. Ein Ausdruck, der seine fleischigen Gesichtszüge noch grotesker wirken lässt.
    »Ist sie schon da?« Sie schüttelt den Kopf und er grunzt missmutig. »Ich habe langsam Hunger.«
    »Ich auch«, sagt sie und wendet ihren Blick dann wieder zum dunklen Fenster. Wenn sie es nicht besser wüsste, würde sie nicht glauben, dass sich dort oben Flüchtlinge versteckthalten. Dass das Mädchen schon seit mehreren Stunden nicht aufgetaucht ist, macht sie nervös.
    Ihr Auftrag lautet klar und deutlich:
    »Bring sie beide um, dann bekommst du deine Erinnerungen wieder. Überlebt einer von ihnen, sind deine Erinnerungen für immer vergessen.«
    »Vielleicht hat sie sich aus dem Staub gemacht?«, witzelt ihr Begleiter, woraufhin sie ein deutliches Knurren vernehmen lässt.
    »Sie wird wiederkommen, das weiß ich«, blafft sie.
    Plötzlich schließt sich eine Hand um ihren Hals und sie wird gegen die Hauswand gepresst. Ihre Füße baumeln hilflos in der Luft. Als sie versucht sich mit Tritten zu befreien, drückt ihr Peiniger mit seinen Beinen ihre fest gegen den harten Stein.
    »Das wäre auch besser für dich. Und ein bisschen Respekt würde dir gut tun, wenn ich schon hier den Babysitter spielen muss«, flüstert er ihr ins Ohr. Seine Hand schließt sich fester um ihren Hals. Panisch versucht sie, sich zu befreien.
    »Haben wir uns verstanden?«
    Da sie keine Luft bekommt, kann sie nicht sprechen, also nickt sie.
    »Gut.«
    Er lässt von ihr ab und sie knallt mit einem dumpfen Geräusch auf der Straße auf. Ihr rechtes Knie beginnt zu bluten. Benommen rappelt sie sich auf und unterdrückt ihre Wut. Gegen seine Kraft hat sie keine Chance und selbst wenn sie ihn überwältigen könnte, würde sie ihre Erinnerungen nie wiederbekommen. Schnaubend steht sie in der Dunkelheit, während er die Straße entlangschlendert als wäre nichts geschehen.
    Lediglich einige Strahlen verirren sich durch die verschmierten Fenster ins Innere des Wohnzimmers und doch kitzeln sie Hailey aus dem Schlaf. Müde möchte sie sich herumwälzen, aber sie stößt an eine weiche Kante. Verschlafen setzt sie sich auf und registriert erst jetzt, wo sie sich befindet: In einem der Randbezirke.
    Und auch ihr Plan kommt ihr wieder in Erinnerung. Sie muss einen Weg finden, zu entkommen. Ihr Magen rebelliert bei diesem Gedanken laut. Dank der Entdeckung des Fotoalbums und dem darauf folgenden Gefühlschaos hat sie das Essen ganz vergessen. Jetzt rächt sich ihr Körper mit einem Schwindelgefühl und leichter Übelkeit an ihr, als sie die Füße auf den Boden setzt. Fluchend schwankt sie auf die Tüte mit den Nahrungsmitteln zu und wühlt darin herum. Drei Flaschen Wasser, zwei Dosen Ravioli und etwas Brot. Zumindest die Vorräte verheißen, dass Eleonore bald zurückkehrt. Hailey nimmt sich die Dose von gestern von der Kommode und wankt in die Küche. Hier sind die Fenster ebenso verschmutzt, weshalb nur wenige Sonnenstrahlen auf die beigefarbenen Fliesen treffen. Die Küche ist sehr klein und nur mit dem Notwendigsten ausgestattet: Drei Arbeitsflächen unter denen sich jeweils eine Spülmaschine, Kühlschrank und mehrere Schubladen

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