Traummann auf Raten
auf eine Gelegenheit lauerte, sich Gabriel zu nähern. Ich sollte der großen Liebe nicht länger im Weg stehen, überlegte Joanna. „Ich lasse dich jetzt allein.“
„Bleib“, bat er. „Trink mit mir Kaffee.“
„Noch ein Befehl?“ erkundigte sie sich kühl.
„Nur eine bescheidene Bitte.“
„Das glaube ich nicht.“
„Warum nicht?“
„Weil Bescheidenheit nicht zu deinen Tugenden gehört.“
„Du irrst dich“, widersprach er. „Ich bin ein Wesen mit ziemlich einfachen Ansprüchen, wie du dich sicher erinnerst.“ Ihre Blicke trafen sich. „Aber im Moment gilt mein Verlangen einzig und allein Kaffee. Sei ein gutes Eheweib, und gieß mir welchen ein.“
„Gern. Lass mich nachdenken … Du bevorzugst ihn mit Sahne und zwei Stück Zucker, richtig?“
„Falsch. Schwarz, ohne alles.“
„Natürlich“, erwiderte sie herausfordernd. „Ich habe dich wohl mit jemandem verwechselt.“
Gabriel zuckte mit keiner Wimper. „Mag sein.“
Sie schenkte den Kaffee mit übertriebener Sorgfalt ein und stellte die Tasse auf den Schreibtisch. Ihr eigenes Gedeck nahm sie mit zu ihrem Platz neben dem Kamin.
Nachdem sie eine Weile geschwiegen hatten, meinte er unvermittelt: „Danke, dass du Lionels Zimmer ausgeräumt hast. Es war bestimmt keine leichte Aufgabe.
„Man kann es sich nicht immer aussuchen.“
„Bist du bezüglich Larkspur Cottage zu einer Entscheidung gelangt?“
„Ich habe deinen Vorschlag befolgt und alles geregelt. Cynthia zieht demnächst um.“ Sie zögerte. „Henry Fortescue schien besorgt wegen der Miete … wie sie bezahlt wird. Ich wusste nicht, was ich ihm antworten sollte.“
„Ich werde mit ihm reden und die Situation erklären.“ Er machte sich eine Notiz.
„Das wäre gut. Cynthia möchte einige Möbel mitnehmen. Wünschst du darüber eine schriftliche Vereinbarung?“
„Nein. Gib ihr, was sie will.“
Mit anderen Worten einen Blankoscheck, das Haus auszuräumen, dachte Joanna bitter. Was kümmerts mich? Sie atmete tief durch, um sich zu sammeln. „Vielleicht könntest du mich über deine Pläne für die nächsten Wochen informieren, damit ich die Mahlzeiten mit Grace besprechen kann.“
„Das ist kein Problem. Ich bleibe hier.“
Ihre Hände zitterten, als sie die Tasse absetzte. „Du willst nicht wieder für eine Weile ins Ausland reisen?“
„Ich reise nirgendwohin.“ Gabriel schenkte ihr ein herzliches Lächeln. „Ich habe die Leitung der Firma meinen Managern übertragen und ihnen mitgeteilt, dass man mich nur im Notfall stören darf. Momentan habe ich genug mit der Abwicklung des Testaments zu tun.“
Joanna biss sich auf die Lippe. „Das bedeutet eine ziemliche Umstellung für dich.“
„Die längst überfällig war.“ Er sah sie versonnen an. „Eines habe ich aus dem Scheitern unserer Ehe gelernt: Man darf persönliche Beziehungen nicht der Arbeit opfern. Ich werde diesen Fehler nicht noch einmal machen.“
Schweren Herzens trank sie ihren Kaffee aus und erhob sich. „Ich bin sicher, deine künftige Frau wird sich darüber freuen.“
Er lächelte leicht. „Dafür werde ich sorgen.“ Nach einem kurzen Blick auf die Uhr fügte er hinzu: „Halb vier?“
Verwirrt schaute sie ihn an. „Wie bitte?“
„Unser Besuch bei Charles und Sylvia“, erklärte er geduldig. „Wir nehmen meinen Wagen.“
Nimm deine künftige Frau statt meiner mit, hätte sie am liebsten geschrien. Nur mit Mühe unterdrückte sie den Ausbruch. „Eigentlich habe ich heute Nachmittag noch einiges in Westroe zu erledigen“, behauptete sie. „Vielleicht ist es besser, wenn ich nachkomme.“
„Vielleicht.“ Er stand ebenfalls auf und ging auf sie zu. Sie zwang sich, ihn nicht zurückzuweisen und seinen Blick ruhig zu erwidern. „Solange du es nicht vergisst oder durch unvorhergesehene Umstände verhindert wirst. Das würde mir nämlich gar nicht behagen, Jo.“
„Ich soll also brav deine Vorschriften befolgen. Du solltest mir gelegentlich eine Liste geben, damit ich nicht versehentlich deine Regeln verletze.“
Seine Augen funkelten belustigt. „Was, du, meine kleine Heilige? Unmöglich!“
„Heilige?“ wiederholte sie gekränkt.
„Möchtest du das nicht sein?“ Er war wieder völlig ernst. „Sicher in deiner kleinen Nische, immun gegen die Sünden des Fleisches, unberührbar – und unberührt. Weil du nie eine Frau sein wirst, Joanna.“ Er machte eine Pause. „Oder hat dich nur der Gedanke abgestoßen, meine Frau zu sein?“
Seine Worte trafen sie
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