Traummann auf Raten
hast du immer gedacht.“ Er seufzte. „Ja, ich bin fremdgegangen, doch es war weder etwas Ernstes noch sehr oft. Ist es das, was du wissen wolltest?“
„Dein Liebesleben interessiert mich nicht. Aber die Dame nach mir vertritt vielleicht einen anderen Standpunkt.“
„Hoffentlich. Noch eine Partnerin, die mir offen ihre Gleichgültigkeit zeigt, könnte ich nämlich nicht ertragen.“
Wütend sprang Joanna auf. „Du … du Heuchler!“ Du warst derjenige, der gleichgültig war, dachte sie. Du hast dich nicht um mich gekümmert und mich hier allein gelassen, während ich zutiefst verletzt war.
Er erhob sich ebenfalls. „Noch mehr Beleidigungen?“ Er ging zum CD-Player und schaltete ihn aus. „Vielleicht sollte ich dir Manieren beibringen.“
„Du solltest selbst Nachhilfeunterricht nehmen, und zwar in Treue“, rief sie.
„Die habe ich bereits gelernt, meine Liebe.“ Sein Lächeln jagte ihr einen Schauer über den Rücken. „Meine künftige Braut wird sich in diesem Punkt nicht zu beklagen haben, das schwöre ich.“ Er lachte bitter. „Ist es nicht erstaunlich, was Liebe bewirkt?“
Der Schmerz drohte sie zu überwältigen. Unter Aufbietung ihrer ganzen Willenskraft gelang es ihr, den Kopf zu heben und sogar zu lächeln. „Darüber kann ich mir kein Urteil erlauben. Aber um auf Rupert Gordon zurückzukommen – ich werde diskret sein, wenn du es bist, Gabriel. Mehr kann ich dir nicht versprechen. Es liegt also bei dir. Gute Nacht.“ Sie wandte sich zur Tür.
Mit zwei Schritten war er bei ihr und packte sie an der Schulter. „Joanna … Hör mir zu …“
„Geh zur Hölle!“ Sie blickte ihn an. „Und nimm die Hände von mir.“
Hinter ihnen wurde leise die Salontür geöffnet.
„Meine Güte“, schnurrte Cynthia und betrachtete sie neugierig. „Ist das ein privater Streit, oder darf man sich daran beteiligen?“
Joanna schenkte ihr ein kühles Lächeln. „Runde eins wurde soeben beendet. Ich führe übrigens nach Punkten.“ Hoch erhobenen Hauptes verließ sie den Raum und schloss die Tür hinter sich.
Als sie die Halle durchquerte, hörte sie Stimmengewirr und Cynthias perlendes Lachen. Joannas Mut sank. Erschöpft lehnte sie sich an den Treppenpfosten. Wozu dieser schale Sieg? fragte sie sich. Der Krieg ist doch längst verloren.
8. KAPITEL
„Der Dekorateur ist fertig, und mein neues Bett wird morgen geliefert“, verkündete Cynthia zufrieden. „Ich kann also im Lauf der Woche ins Cottage übersiedeln.“ Sie lächelte Joanna über den Frühstückstisch hinweg an. „Das ist auch viel praktischer für alle, findest du nicht auch, Kleines?“
„Wenn du es sagst.“ Joanna blätterte ihre Post durch.
„Jetzt, da alles gestrichen ist, sieht es sehr hübsch aus. Ich hätte mir die Mühe nicht gemacht, zumal ich nicht vorhabe, länger dort zu bleiben, aber Gabriel hat darauf bestanden.“ Ihr Lächeln vertiefte sich. „Er ist unglaublich aufmerksam – in jeder Hinsicht.“ Sie seufzte verträumt. „Warum kommst du heute Nachmittag nicht vorbei und schaust dir das Cottage an? Es ist schließlich dein Eigentum.“
„Das hätte ich fast vergessen“, erwiderte Joanna ironisch. „Leider bin ich beschäftigt. Ich habe Mrs. Barton versprochen, im Gemeindeladen zu helfen.“
Cynthias Augen funkelten boshaft. „Hältst du noch immer den Schein aufrecht, dass du die Herrin des Manor bist, Liebes? Ich frage mich, welche Strafe dich erwartet, weil du die Frau des Vikars täuschst.“
Joanna faltete ihre Serviette zusammen und erhob sich. „Keine Sorge, Cynthia. Unter diesen Umständen in diesem Haus leben zu müssen ist Strafe genug für alle Sünden dieser Welt, glaube mir.“ Sie nahm ihre Briefe und verließ das Zimmer.
In der Halle blieb sie stehen und atmete tief durch. Was musste sie noch alles erdulden?
Die vergangenen vierzehn Tage waren ein einziger Albtraum gewesen. Ständig hatte sie das Gefühl gehabt, sich auf dünnem Eis zu bewegen. Seit ihrer letzten Auseinandersetzung hatte Gabriel sie mit kühler Höflichkeit behandelt, und sie hatte sich um ein ähnliches Benehmen bemüht.
Tagsüber hatte sie ihn nach Möglichkeit gemieden. Er ritt jetzt als Erster mit Sadie aus, weshalb Joanna ihre Ausritte auf den späteren Tag verschoben hatte. Sie wartete sogar morgens mit dem Herunterkommen, um ihm nicht am Frühstückstisch zu begegnen.
Manchmal war jedoch ein Zusammentreffen bei den Mahlzeiten unvermeidlich, und dann war sie jedes Mal gezwungen, Cynthias Besitz
Weitere Kostenlose Bücher