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Traummann auf Raten

Traummann auf Raten

Titel: Traummann auf Raten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Craven , Pößneck GGP Media
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glitt sie aus dem Bett, lief ins Bad und verriegelte die Tür hinter sich.
    Ihre Behauptung war nicht einmal gelogen. Ihr war übel vor Entsetzen über die eigene Schwäche.
    Sie ließ kaltes Wasser über die Handgelenke strömen und benetzte sich das Gesicht. Nach einer angemessenen Weile betätigte sie die Toilettenspülung, verließ das Bad und tupfte sich den Mund ab.
    Gabriel stand am Fenster und schaute hinaus in die Dunkelheit. Mit hochgezogenen Brauen drehte er sich zu ihr um und sah sie an.
    Joanna schenkte ihm ein unsicheres Lächeln. „Es war schrecklich. Bestimmt ist der Champagner daran schuld.“
    „Natürlich. Warum hätte dein Magen sonst rebellieren sollen.“
    Sein forschender Blick machte sie nervös.
    „Hoffentlich hast du nicht die Absicht, Schauspielerin zu werden“, fuhr er lässig fort. „Darin bist du nämlich nicht besonders gut.“
    Sie spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Ich weiß nicht, wovon du redest.“
    „Deine Vorstellung vorhin als sterbender Schwan“, erwiderte er spöttisch. „Du brauchst jedoch nicht mehr auf so peinliche Tricks zurückzugreifen, um mich auf Distanz zu halten. Mir reicht es.“ Er betrachtete sie geringschätzig. „Ich werde uns beiden einen Gefallen tun und mir eine andere Form der Unterhaltung suchen.“ Er ging an ihr vorbei zur Tür. „Ich kehre nach London zurück. Du kannst meinem Vater erzählen, ich hätte schon am frühen Morgen eine Besprechung – oder denk dir irgendeine andere Geschichte aus. Mir ist es egal.“ Ein kühles Lächeln umspielte seine Lippen. „Leb wohl, mein süßes Eheweib.“
    Erst jetzt bemerkte Joanna, dass sie mit geschlossenen Augen und auf die Ohren gepressten Händen mitten im Arbeitszimmer stand, als könnte sie – zwei Jahre später – die Geräusche und Bilder jener Nacht von sich fern halten und den Schmerz abschwächen.
    Die Erfahrung sagte ihr jedoch, dass sie die Erinnerungen nicht auslöschen konnte. Und mit Gabriels Heimkehr würde alles von vorn beginnen. Übermorgen, hatte Henry Fortescue gemeint. In achtundvierzig Stunden, vielleicht auch weniger, würde sie Gabriel wiedersehen.
    In achtundvierzig Stunden – und das war das einzig Gute – konnten sie ihre Ehe offiziell für beendet erklären.
    Sie würde den Brief, den sie ihm geschrieben hatte, auf dem Tisch deponieren, damit er ihn sofort fand.
    Joanna schaute sich um. Möglicherweise würde sie diesen Raum nie wieder betreten. Das Haus, das ihr Heim gewesen war, gehörte ihr nicht mehr. Ich muss ausziehen, überlegte sie. Ausziehen und ein neues Leben beginnen.
    Ungeachtet des emotionalen Aufruhrs, den Gabriels Ankunft verursachen würde, galt es allerdings noch die praktischen Details zu regeln.
    Nachdem sie das Arbeitszimmer verlassen hatte, durchquerte sie die holzgetäfelte Halle und ging ins Speisezimmer, wo Mrs. Ashby gerade den Tisch fürs Dinner deckte.
    Das Gesicht der alten Haushälterin war kummervoll, die Augen waren gerötet. Sie wohnte schon seit über dreißig Jahren auf Westroe. Lionel hatte sie eingestellt, als Gabriel noch ein Baby gewesen war.
    Das Lächeln, das sie Joanna schenkte, erinnerte nur vage an ihre sonstige Fröhlichkeit. „Kommt Mrs. Elcott zum Dinner runter, Madam, oder soll ich ihr etwas nach oben bringen?“
    „Ich habe keine Ahnung, aber ich werde mich erkundigen.“ Joanna zögerte. „Mr. Verne wird an der Beerdigung teilnehmen, Grace. Würden Sie bitte ein Zimmer für ihn herrichten?“
    Grace Ashby schüttelte betrübt den Kopf. „Welch traurige Heimkehr für ihn, Madam. Eigentlich würde ihm Mr. Lionels Zimmer zustehen, aber es ist noch nicht ausgeräumt. Ich habe es einfach nicht übers Herz gebracht, etwas anzufassen.“
    „Dann geben Sie ihm vorerst sein gewohntes Zimmer“, schlug Joanna vor. „Er soll später selbst entscheiden, sobald sich alles wieder ein wenig normalisiert hat.“ Sie seufzte. „Und nun werde ich mich um Mrs. Elcott kümmern.“
    In Cynthias Zimmer brannten alle Lampen. Sie lehnte, in einen hellblauen Morgenrock gehüllt, an einem Berg Kissen und sah fern. Neben ihr auf dem Bett lag die neueste Ausgabe von „Vogue“ und eine halb geleerte Pralinenschachtel.
    „Hallo.“ Joanna lächelte sie an, obwohl sie am liebsten vor der überheizten, parfümgeschwängerten Luft geflohen wäre. „Wie fühlst du dich? Ich wollte mich erkundigen, ob du Lust hast, mir heute beim Dinner Gesellschaft zu leisten.“
    „Ich lasse mir eine leichte Brühe aufs Zimmer bringen.“

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