Traummann mit Zuckerkuss
helfen mir leider nicht groß weiter. Helena erzählt mir die ganze Zeit, ich soll bloß an die Mehrwertsteuer denken, dabei weiß sie gar nicht, was das ist. Ich glaube, sie versucht, sich wie einer von diesen furchteinflößenden Typen aus dem Fernsehen zu geben, die sich über die Businessideen von Leuten lustig machen. Ihre Stimme wird dann nämlich ganz knurrig, und dann schnaubt sie so«, Issy schnaubte, » wenn ich zugebe, dass ich noch gar nicht über die Mehrwertsteuer nachgedacht habe, als ob sie irgend so eine Multimillionärin wäre und ich bloß eine Idiotin, die nicht fähig ist, ein Unternehmen zu führen.
Aber es gibt doch so viele verschiedene Menschen, die eine eigene Firma haben, oder, Gramps? Du zum Beispiel, du hast doch jahrelang den Laden geschmissen!«
Sie seufzte.
» Mir ist es ja leider nicht in den Sinn gekommen, mich mit dir mal darüber zu unterhalten, als du noch fit warst! Gramps, warum habe ich dich bloß nie gefragt, wie man das alles macht? Ich bin so blöd. Hilf mir doch bitte!«
Nichts. Issy seufzte wieder.
» Ich meine, der Typ mit der Reinigung bei uns um die Ecke hat den IQ eines Luftballons, und er führt ja auch sein eigenes Geschäft. Das kann doch nicht so schwierig sein, oder? Helena sagt immer, der kann bestimmt nicht einmal in den Spiegel gucken, ohne jemanden vor sich zu sehen, der einen Streit mit ihm vom Zaun brechen will.«
Sie lächelte. » Von chemischer Reinigung hat er allerdings auch keine Ahnung.
Aber wann kriege ich denn je wieder die Chance, so etwas anzugehen? Was mache ich denn, wenn ich jetzt das Geld in die Hypothek stecke und dann in den nächsten acht Monaten keine Arbeit finde? In dem Fall könnte ich doch genauso gut… ich meine, es wäre dann ja so, als ob gar nichts passiert wäre. Oder ich könnte eine Weltreise machen, aber, weißt du, ich wäre doch immer noch ich, wenn ich wieder zurückkomme. Nur ein bisschen älter und mit einem Sonnenbrand.
Das hier hingegen… Ich meine, da geht es um Bürokratie und Steuern und Gesundheitsvorschriften und Sicherheits- und Lebensmittelstandards, um Betriebshygiene und Brandschutzbestimmungen. Ich könnte mich zwar verwirklichen, aber nur im engen Rahmen dessen, was überhaupt erlaubt ist… Das ist bestimmt eine total bescheuerte Idee, sie wird mich in den Ruin treiben und ist von vorneherein zum Scheitern verurteilt.«
Issy sah aus dem Fenster. Es war ein kalter, klarer Tag. Das Gelände des Wohnheims war wunderschön. Sie sah eine alte Dame, die vornübergebeugt ein winziges Blumenbeet jätete. Sie war völlig in ihre Tätigkeit vertieft. Eine Schwester kam vorbei, sah nach, ob mit ihr alles in Ordnung war, und ging dann weiter.
Issy erinnerte sich daran, wie es früher gewesen war. Nach der Schule– ihrer fürchterlichen modernen Gesamtschule voll schrecklicher Mädchen, die sich über ihre Mähne lustig machten– hatte sie oft einen Kuchen gebacken, nicht mit einer Backmischung, sondern mit besten Grundzutaten. Einen Erdbeerkuchen zum Beispiel, mit luftig-leichtem Boden und einer Glasur, die so delikat und süß war wie der Atem einer Fee. Grams nahm dann schweigend mit der Gabel Platz und sagte kein einziges Wort, während er jeden einzelnen Bissen langsam genoss. Sie stand hinten in der Küche, neben der winzigen Terrassentür, und hatte vor der längst zu kleinen Schürze die Hände verschränkt. Als er fertig war, legte er die Gabel sorgsam, ehrfürchtig auf den Tisch. Und sah sie endlich an.
» Du, mein Schatz«, sagte er, » du bist eine geborene Bäckerin.«
» Erzähl doch keinen Unsinn«, rief ihre Mutter, die in jenem Herbst zu Hause war, um eine Ausbildung zur Yogalehrerin zu machen, die sie nie abschließen würde. » Issy hat Köpfchen! Sie wird aufs College gehen und einen vernünftigen Beruf ergreifen, nicht so einen, bei dem sie für den Rest ihres Lebens mitten in der Nacht aufstehen muss. Ich wünsche mir für sie ein nettes, warmes und sauberes Büro. Und nicht, dass sie jeden Abend um sechs mehlbestäubt im Sessel einschläft.«
Issy hatte ihrer Mutter damals kaum Beachtung geschenkt. Aber das Lob ihres Großvaters, der mit Komplimenten eher knauserig war, hatte sie mit Stolz erfüllt. In ihren dunklen Stunden fragte sie sich manchmal, ob sie je ein Mann so sehr lieben würde wie ihr Gramps.
» Ich meine, ich habe mich in meinem Leben doch schon um so viel Verwaltungskram gekümmert, ich bin sicher, dass ich da irgendwie durchsteigen werde… und als ich Pear Tree
Weitere Kostenlose Bücher