Traummann mit Zuckerkuss
verbrachte und die abgestandene Luft dort einatmete. Sie hatte ihre Mutter gebeten, nicht drinnen zu rauchen, und die tat auch ihr Bestes, aber wenn es so kalt war wie heute, dann fand Pearl es grausam, sie raus vor die Tür zu schicken, wo sie den vorbeiziehenden Teenager-Gangs ausgesetzt war, die jeden anpöbelten, der allein war und auch nur im Entferntesten wehrlos wirkte.
Ihr Telefon klingelte. Die Nummer kannte sie nicht. Sie umarmte den verschwitzten Louis und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann ging sie ran und stellte den Fernseher leiser.
» Hallo?«, sagte sie so fröhlich, wie es eben ging.
» Hm, hallo«, hörte sie am anderen Ende der Leitung eine schüchterne Stimme. » Ich weiß nicht, ob du dich noch an mich erinnerst…«
» Patisserie Valerie«, rief Pearl angenehm überrascht aus. » Und ob ich mich erinnere. Dieser Kurs war so schrecklich, warst du noch mal da?«
» Nein«, gab Issy zu, die wirklich erleichtert war, dass sich Pearl über ihren Anruf so freute. » Der Kurs hat bei mir aber trotzdem gewirkt. Er hat mich nämlich dazu inspiriert, etwas völlig anderes zu machen und, na ja, Networking zu betreiben. Also, da bin ich also. Beim Networking.«
Es entstand eine lange Pause.
» Pearl«, sagte Issy, » das mag jetzt wie eine blöde Frage klingen. Ich hab einfach so aufs Geratewohl an dich gedacht. Aber ich stecke bis über beide Ohren in dieser Sache drin, und da hab ich mich gefragt, ob du wohl die Antwort weißt. Kannst du mir sagen, wie viele Kilo Kaffee in einem Café in einer Woche verbraucht werden?«
Pearl kannte nicht nur die Antwort auf diese Frage ( » Ein Kilo entspricht etwa hundert Tassen, also solltest du so bei sechs Kilo anfangen und dich auf acht hocharbeiten«), sondern war auch bei einer der größeren Ketten zur Barista ausgebildet worden (den Job hatte sie aber aufgeben müssen, weil sie für deren unsoziale Arbeitszeiten keine Kinderbetreuung gefunden hatte), sie wusste auch noch einiges mehr zu dem Thema. Sie konnte sagen, welche Bohnen am besten zu welcher Tageszeit passten, ob Kaffee zu reif oder verbrannt war und wie und wie lange man ihn lagern sollte. Außerdem hatte sie ein Lebensmittelhygiene-Zertifikat. Je länger sie redete– und das konnte sie ja nun wirklich gut–, desto begeisterter war Issy. Sie verabredeten sich für den nächsten Tag.
Kapitel 8
Hallo, meine liebe Issy, manchmal ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt für einen ganzen, großen Kuchen. Manchmal hat man eher Lust auf eine süße Kleinigkeit, die wie ein Kuss oder ein freundliches Wort an einem traurigen Tag ist. Und außerdem weißt du ja, wie Birnen so sind. Zehn Sekunden lang reif, und dann hat man den richtigen Moment auch schon verpasst. Dieses Rezept funktioniert aber gut mit weichen Birnen oder solchen, die ganz hart und mehlig sind. Kuchen ist Birnen gegenüber ein gnädiger Herrscher.
Umgekehrter Birnenkuchen
3 geschälte und halbierte Birnen ohne Kerngehäuse
7 oz (200 g) Butter
7 oz (200 g) extrafeiner Zucker
3 Eier
7 oz (200 g) Mehl mit Backpulverzusatz, gesiebt
3 EL Milch
3 EL Puderzucker
Die Birnenhälften gleichmäßig auf dem Boden einer gefetteten Schüssel verteilen.
Mit einem Holzlöffel (und nicht mit dem Mixer. Ich weiß, dass du jetzt an den Mixer denkst, aber glaubst du etwa, dass ich in Manchester drei Bäckereien mit einem Mixer aufgebaut habe? Na ja, um ehrlich zu sein, schon. Aber am Anfang haben wir alles mit dem Holzlöffel gemacht, und daran solltest du dir ein Beispiel nehmen) die Butter und den Zucker in einer großen Schüssel schaumig rühren.
Dann die Eier eins nach dem anderen dazuschlagen und jeweils gut untermischen. Das Mehl hinzufügen und sorgfältig unter die Masse heben, dann die Milch unterrühren. Die Mischung gleichmäßig über den Birnen verteilen und die Oberfläche glatt streichen.
Im vorgeheizten Ofen bei 350°F (180°C)/Gas Stufe4 45Minuten backen, bis die Oberfläche sich bei sanftem Druck fest anfühlt und sich der Kuchen leicht von den Seiten der Schüssel löst.
Aus dem Ofen nehmen und fünf Minuten abkühlen lassen, dann auf die Servierplatte stürzen. Den Kuchen gleichmäßig mit Puderzucker bestreuen und sofort servieren. Den Birnen dazu gratulieren, wie toll sie sich geschlagen haben.
Alles Liebe, Gramps xx
Issy stand gerade auf, als Helena von der Arbeit kam. Nach einem Unfall auf der A10 hatte sie die vier Verletzten– alles Jugendliche– retten können und war jetzt zwar todmüde, aber auch
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