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Traumtagebuecher

Traumtagebuecher

Titel: Traumtagebuecher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean Sarafin
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Vermutlich hatte sie gedacht, ich sei David.
    »Hallo, Tante Meg.«
    Sie sah von der Rührschüssel auf, in der sie gerade verbissen eine undefinierbare Masse knetete. »Hei, wo ist David?«
    »Weitergefahren.« Unter dem misstrauischen Blick aus blauen Augen fügte ich hinzu: »Frag mich nicht wohin und wann er kommt. Mit mir redet er nicht.«
    Unauffällig spähte ich in die Kochtöpfe, die auf dem Herd standen und deren Inhalt fröhlich blubberte. Verdammte Hacke! Jetzt, wo David sich aus dem Staub gemacht hatte, musste ich das Zeug schon allein aus reiner Höflichkeit essen. Ob als Ausrede wohl zog, dass ich schon in der Schulmensa gegessen hatte?
    »Typisch Jungs, schmollen immer viel zu schnell.« Dass sie damit nicht nur ihren Stiefsohn meinte, sondern auch ihren Ehemann, machte das kurze und etwas abfällige Verziehen ihrer Lippen deutlich.
    Ich nickte, dankbar über den Anflug Humor in Megs Stimme. Aber auch, weil ihre Bemerkung meine Gesichtszüge daran hinderten, vollkommen zu entgleisen. Man sollte doch meinen, dass Kochen nicht so schwer war. Schließlich hatte Meg den ganzen Tag zum Üben. Aber wenn ich schon den Blumenkohl sah, der zu einer Pampe verkochte … zumindest nahm ich an, dass es Blumenkohl war … Urgs…
    »Wie lange dauert das Essen noch?«
    »Eine halbe Stunde.«
    Eine halbe Stunde? Das Zeug war doch schon tot! Wohlweislich achtete ich darauf, dieses Mal meine Gedanken nicht laut auszusprechen. Stattdessen sagte ich: »Kann ich dir helfen, oder schaffe ich es noch zu duschen?«
    »Nein, nein, geh ruhig duschen.« Meg hatte sich schon wieder der Rührschüssel zugewandt.
    »Prima! Ist das okay, wenn ich die Dampfdusche nehme?«
    »Natürlich.« Sie schlug ein Ei in die Schüssel, und ich verwarf die Idee, dass meine Tante sich gerade an einem selbstgebackenen Ciabatta-Brot versuchte. Manchmal war es wirklich besser, wenn man nicht wusste, was gerade vor sich ging oder was etwas sein (oder werden) sollte.
    Ich ging die Treppe nach oben, als ein kurzes Blinken durch den Flur zog. Die Ursache leuchtete auf dem Dach eines Wagens auf der anderen Seite unserer gläsernen Haustür auf, und ich gab vor, sie ebenso wenig zu bemerken, wie die Umrisse des näherkommenden Mannes. Dass Sheriff Donavan seine Besuche immer so ankündigte, war ein leidliches Übel, half mir aber, ihm aus dem Weg zu gehen. Schließlich wollte Donovan zu Klaus und nicht zu mir. Mit etwas Glück würde er bleiben und Tante Meg davon abhalten, weiter zu kochen. Ich beschleunigte meine Schritte und hastete trotz des leichten Ziehens in den Beinen weiter. Dank des Trainings vor dem eigentlichen Schwimmen merkte ich jetzt schon Muskeln, die ich viel zu lange vernachlässigt hatte. Immerhin konnte ich noch einen ausgewachsenen Muskelkater verhindern.
    Ich hörte noch, wie Meg den Sheriff begrüßte und darüber informierte, dass Klaus unerwarteterweise noch nicht zu Hause war, bevor ich in das Badezimmer bog. Es war nicht ganz so durcheinander wie der Rest des Hauses. Vermutlich, weil Klaus es ab und zu auch benutzte und dann mit wenigen Handgriffen für Ordnung sorgte. Trotzdem zuckte meine Hand verdächtig in Richtung Schwamm, als ich die Glastür der Dusche hinter mir verschloss. So eine schöne helle Wanne. Man konnte wirklich jeden Fleck sehen. Eine Schande.
    »Oh mein Gott, ich bin ein Putzteufel!«, murmelte ich, denn ich hatte nicht nur an den Schwamm und die Flecken gedacht. Mein Körper hatte sich während des Denkens einfach verselbständigt, und während ich volldampfte und hoffte, dass sich meine Muskeln entspannten, verspannte ich mich innerlich. Zehn Minuten später waren auch die Armatur und die Düsen sauber und ich konnte endlich etwas relaxen. Allerdings war es dafür nun zu warm. Korrektur: Mir war es dafür jetzt zu warm. Missmutig schaltete ich die Dampffunktion ab und spülte noch einmal mit kälterem Wasser nach, bis meine Haut von dem Temperaturunterschied prickelte. Dann verließ ich die saubere Dampfdusche.
    Zum Glück konnte Meg Handtücher waschen und in den Trockner packen. Auch wenn man über ihre Falttechnik streiten konnte. Aber wen juckte das Gefaltete, wenn es wenigstens gut roch? Einen Moment lang genoss ich das flauschige Gefühl und den Geruch nach Rosenseife. Einzelne Blüten waren zwischen dem Frottee im Schrank verteilt worden und hatten ihren Duft auf den Stoff übertragen.
    Erst dann ließ ich meinen Blick schweifen. Staub hatte sich auf den hellen Fliesen des Badvorsprungs breit

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