Traumwandler: Der Sternenzauberer (German Edition)
vielleicht nur alleine, und niemand sonst, immer wieder diese Sprünge und Risse zwischen den Wirklichkeiten?“
Nachdenklich sucht Philipp in sich den Jungen auf dem schmalen Grat zwischen dem staunenden Kind und dem Heranwachsenden.
Plötzlich fröstelt ihn ein wenig. „Bin auch ich schon auf dem Weg,
Zauber und Magie des Kindseins zu verlieren?“ …
*
„Ähmm, ja! Also!“
Unvermittelt reisst Jack Philipp aus seinen Gedanken.
„Wirklich wichtig ist zunächst einmal nur dieser Zeiger hier!“
Jack zeigt auf die grösste, und reich verzierte Nadel, die ganz zuunterst, dicht über der Scheibe schwebend, fast unbewegt, nach aussen zeigt.
„Der ist immer auf Traumland hin gerichtet, auf Polaris, unsere Hauptstadt …
Dort, wo uns die Polarkönigin erwartet!“
Täuscht der inzwischen um sie herum wabernde Nebel die Sicht, oder werden Jack´s Augenwinkel tatsächlich etwas feucht vor Sentimentalität.
„Jedenfalls, für uns ist es der wichtigste von allen! …
Er zeigt uns an, in welcher Richtung und wie weit weg Polaris liegt! …
Er gibt uns das Gefühl von Heimat!“
„Ja, und das hier …“
Nach einem kurzen Räuspern,
die Stimme wieder zu festigen,
deutet Jack neben dem Navigator auf ein kleines, noch nicht einmal handtellergrosses Gerät, das frei auf der Konsole liegt. Nur zwei haarfeine, kupferfarbene Drähte scheinen das Gerät mit dem Navigator zu verbinden. Zusätzlich verfügt das Gerät über ein kleines Display, von dem her das durchdringende grünliche Licht zu ihnen aufsteigt.
„Das ist unser Geocaching – GPS – Empfänger.“
„Hier werde ich jetzt die Koordinaten einstellen, die mir die Königin durchgegeben hat.“
Fährt Jack ganz feierlich fort.
„Dort werden wir sie treffen!“ …
„Wen? Die Königin?“ raunt Lisa ganz ehrfurchtsvoll.
„Nein! Nein! Prinzessin!“
Schmunzelnd streicht Jack Lisa über das Haar.
„Die Polarkönigin verlässt Traumland niemals.“
„Sie hat schon ihre Boten ausgeschickt, uns zu holen!“
„Uns zu holen? …
Wer? Wer kommt uns holen?“
Jack spricht in Rätseln. Lisa weiss jetzt überhaupt nicht mehr, wen sie denn eigentlich treffen wollen.
„Du wirst schon sehen! Warte ab! …“
Ohne weitere Erklärung wendet Jack sich dem kleinen Empfänger zu, um die Zielkoordinaten einzugeben, die die Königin ihm mitgeteilt hatte. Fast andächtig öffnet er die Abdeckung und greift nach dem Gerät.
„Also, wenn ich mich da Recht erinnere …“
Jack versucht angestrengt, die winzigen Zifferntasten zu erfühlen …
„54 Grad 11 Minuten, nördliche Breite …
7 Grad 53 Minuten, östliche Länge!“
Leise vor sich hin pfeiffend,
ohne es selber in seiner Konzentration zu bemerken,
stellt Jack die Koordinaten ein, die er natürlich sofort in seinem Gedächtnis gespeichert hatte, als er mit der Königin sprach.
Nicht ahnend, dass er gerade im Begriff steht,
die Santa Maria mit voller Fahrt gegen die Lange Anna, das bekannteste Wahrzeichen Helgolands,zu steuern.
… Es kann nur in einer gewaltigen Katastrophe enden, wenn der mittelalterliche Dreimaster den fast fünfzig Meter hohen Brandungsfelsen rammt, der dort oben den äussersten Nordwesten der Insel überragt! …
„Klaus, vielleicht solltet Ihr Euch das mal ansehen?
Ich weiss wirklich nicht, was ich damit anfangen soll!“
Ahab steht auf der letzten Stiege zum Vorschiff hinauf und streckt ihnen nochmals ein Smartphone entgegen.
„Die Chefin hat gerade noch ´ne SMS geschickt!“
„Blöder, neumodischer Krams!“ brummelnd, gibt Ahab das Smartphone schnell an Klaus ab, um sich wieder seiner Seemanns – Arbeit zu widmen.
„Und?“ Jack wartet ungeduldig darauf, dass er endlich die von ihm eingegebenen Koordinaten bestätigen und an den Navigator senden kann.
„Was hat sie geschrieben?“
„Also, ehrlich gesagt! …“ Klaus runzelt nachdenklich die Stirn, während er immer noch auf die Kurznachricht schaut.
„So richtig blick´ ich da auch nicht durch!“
„Komische Nachricht!...“
Dann beginnt Klaus, den Text vom Display vorzulesen:
Wenn du einen Freund willst, so zähme mich!
*
Was muss ich da tun?
*
Du musst sehr geduldig sein!
Du setzt dich zuerst ein wenig abseits von mir …
Ich werde dich so verstohlen, so aus dem Augenwinkel anschauen, und du wirst nichts sagen.
Die Sprache ist die Quelle der Missverständnisse.
Aber jeden Tag wirst du dich ein bisschen näher setzen können …
„Was soll denn das jetzt schon wieder
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