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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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gab noch beinahe dreihundert Muttertiere, die sein neuer Widder Zeus gedeckt hatte. Das Lammen stand bevor, und Hugh hielt Wache bei der Herde. Wenn Lämmer geboren wurden, drohten ihnen viele Gefahren – von Adlern und Falken, die sie sofort nach der Geburt als Beute davontrugen. Auch die räuberischen Krähen versuchten, den neugeborenen Lämmern die Augen auszuhacken. Joanna wußte, welch große Bedeutung diese Lämmer für Hugh hatten. Sie sollten der erste Schritt auf dem Weg zur Erfüllung seines Traums von einer neuen Schafrasse sein und Merinda wieder auf die Beine helfen.
    Joanna blickte versonnen auf die grünen Hügel und fragte sich, was geschehen würde, wenn sich die Nachfahren des neuen Widders als ungeeignet erwiesen. In den vergangenen Monaten waren immer wieder Züchter erschienen, hatten Zeus begutachtet und versucht, sich eine Meinung über Hughs Chancen zu bilden. »Ich glaube, Sie machen einen Fehler, Hugh«, hatte Ian Hamilton gesagt, als er mit einem Zahnstocher im Mund am Zaun stand. »Sie werden niemals besonders weiche Wolle von den Nachkommen dieses Widders bekommen. Und heutzutage wird nur besonders weiche Wolle verlangt.« John Reed hatte den Kopf geschüttelt und erklärt: »Ich weiß, ein paar Züchter in Neuseeland haben dasselbe versucht. Sie haben Lincoln-Widder mit den großen Merinoschafen gekreuzt, und das Ergebnis war katastrophal. Die Lämmer hatten alle schmale Schultern und ein schwaches Rückgrat. An ihrer Stelle würde ich die Sache aufgeben, Westbrook. Das ist reine Geldverschwendung.«
    Nur Frank Downs ermutigte Hugh. Ihm gehörten fünfzigtausend Morgen Land in Neusüdwales. Dort hatten sich bisher wegen der Trockenheit keine Schafe gehalten. Er versprach Hugh, die ersten Widder von Zeus’ Nachkommen zu kaufen, wenn sie Hughs Erwartungen entsprachen. Jetzt konnte man jeden Tag mit den Ergebnissen von Hughs Experiment rechnen.
    Joanna hoffte inbrünstig, Hugh werde Erfolg haben. Nicht weit entfernt von ihr befanden sich die Betonfundamente, die unter Mr. McNeal bereits entstanden waren. Es waren erst vier, also die Hälfte für das ganze Haus. Joanna dachte auch an Franks angebotenen Kredit. Hugh hatte es entschieden abgelehnt, von jemandem Geld anzunehmen. Joanna hatte sogar vorgeschlagen, den Feueropal zu verkaufen, aber Hugh wollte nichts davon hören. Unglücklicherweise gab es wegen ihrer Erbschaft juristische Probleme. Mr. Drexler hatte in seinem letzten Brief berichtet, ein Verwandter von Joannas Vater habe Anspruch auf einen Anteil des Vermögens erhoben. Drexler vertrat zwar die Ansicht, die Sache werde ganz bestimmt zugunsten von Joanna entschieden werden, aber nun dauerte es doch noch eine Weile, bis das Geld hier eintraf. Die Verluste durch das Unwetter waren sehr, sehr hoch. Hugh war schwer verschuldet.
    Joanna grübelte immer noch darüber nach, ob Colin MacGregor wirklich für das Ausmaß des Schadens verantwortlich war, wie einige Leute behaupteten. Sie konnte sich nicht vorstellen, weshalb Mr. MacGregor so etwas hätte tun sollen. Welchen Grund gab es für ihn, Hugh zu hassen? Doch Poll Gramercy, die Hebamme, hatte von Rache gesprochen – aber Rache wofür? fragte sich Joanna.
    Sie vermutete auch, daß einige der Aborigines immer noch dachten, die Unglücksfälle hätten etwas mit ihr zu tun. Immerhin schien Ezekial die Arbeiter nicht mehr gegen sie aufzuhetzen.
    Joanna sehnte sich nach dem neuen Haus. Aber sie verstand Hughs Stolz. Er wollte so lange im Rindenhaus wohnen, bis er es sich leisten konnte. Er hatte das Rindenhaus noch einmal vergrößert und wohnlicher gemacht. Joanna zweifelte nicht daran, daß sie eines Tages in ihrem schönen großen Haus am Fluß leben würden.
    Der Duft der Ingwerblüten stieg ihr in die Nase. Sie konnte sich aber nicht entspannen und wunderte sich wieder über die verwirrende Unruhe, die sie einfach nicht abschütteln konnte. Sie hatte Hugh nichts davon erzählt. Er freute sich so sehr auf das Kind, und sie wollte sein Glück nicht trüben. Mit seinen Gedichten hatte es eine neue Entwicklung gegeben. Frank Downs hatte kurzentschlossen Hughs neueste Ballade unter dem richtigen Namen des Autors veröffentlicht. Und als alle im westlichen Distrikt plötzlich feststellten, daß der ›Alte Viehtreiber‹, dessen Gedichte regelmäßig in der
Times
erschienen, Hugh Westbrook war, stand er schnell im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit.
    Joanna verstand gut, weshalb die Leute Hughs Dichtung so liebten. Alle seine Freunde

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