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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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winkte ihnen zu. Joanna winkte zurück und rief: »Wie weit ist es noch bis zum Missionsdorf Karra Karra?«
    »Acht Meilen«, erwiderte er. »Bleiben Sie nur immer auf der Straße.«
    Acht Meilen! Das bedeutete, sie und Sarah hatten erst zwei Meilen zurückgelegt. Sie hatten geglaubt, schon viel weiter zu sein.
    Sie ließen das Gespann hinter sich und stapften weiter durch den Schlamm. Hoffentlich würde der Regen ein Einsehen haben. Kurze Zeit später sagte Joanna: »Vielleicht stoßen wir unterwegs auf eine Farm.« In diesem Augenblick sahen sie einen Wagen, der ihnen auf der Straße entgegenkam.
    »Brrr!« rief der Mann auf dem Kutschbock. »Sind Sie Mrs. Westbrook? Ich bin William Robertson, der Leiter von Karra Karra.«
    Als er ihnen beim Einsteigen half, sagte er: »Es wurde spät, und die Kutsche war noch nicht da, deshalb bin ich Ihnen entgegengefahren. Es kommt immer wieder vor, daß ein Ochsengespann die Straße blockiert. Es wird noch viele Stunden dauern, bis die Überlandkutsche ihren ersten Haltepunkt erreicht.« Robertson drehte den Wagen, und sie fuhren die Straße hinauf. Joanna und Sarah drehten sich um und sahen den Kutscher, der immer noch mit rotem Gesicht wütend auf den Ochsentreiber einschrie, während die Fahrgäste mißmutig in der Kutsche saßen. Nach ein paar Minuten waren sie außer Sicht.
    Robertson war ein Schotte mit langen Haaren und einem dichten roten Bart. Als er Joanna sagte, er sei Pfarrer, staunte sie, denn er trug eine Holzfällerjacke. »Sie wissen nicht, wie sehr ich mich über Ihren Brief gefreut habe, Mrs. Westbrook«, erzählte er. »Unsere Mission findet so wenig Beachtung. Sie fragten nach einem Ehepaar mit dem Namen Makepeace. In unseren Unterlagen habe ich nichts über sie gefunden, aber einige der ersten Leiter dieser Mission haben nicht alles sorgfältig aufgezeichnet. Ich dachte, wenn Sie kommen und mit einigen unserer Alten sprechen, werden die sich vielleicht erinnern können.«
    »Wie alt ist die Mission, Mr. Robertson?« Joanna blickte angestrengt geradeaus, denn sie hoffte, jeden Augenblick etwas von Karra Karra zu sehen.
    »Sehr alt. Es ist eine der ersten Missionen in den Kolonien.«
    Joannas Erregung wuchs. »Warum soll sie geschlossen werden?«
    Robertson machte ein finsteres Gesicht. »Man hat den Aborigines vor vielen Jahren dieses Land zugestanden, weil die Regierung es damals für wertlos hielt. Aber inzwischen sind die Siedlungen der Weißen in unsere Nähe gerückt, und man braucht mehr Holz. Im Augenblick ist es wegen des Bau-Booms besonders gefragt.«
    Joanna und Sarah hatten Anzeichen dieses Booms gesehen: Als ihr Zug durch Melbourne fuhr, waren ihnen die vielen neuen Häuser in den Vororten aufgefallen. Überall wurde gebaut, um den Bedürfnissen der wachsenden Bevölkerung Rechnung zu tragen. Und später, auf dem Weg nach Norden, nach Neusüdwales, war der Zug Meile um Meile durch gerodeten Wald gefahren. Soweit das Auge reichte, standen dort nur noch Baumstümpfe.
    »Hier in dieser Gegend gibt es viel Wald, Mrs. Westbrook«, sagte Robertson, »und viele Leute möchten ihn kaufen. Deshalb üben sie Druck auf den Ausschuß aus, damit die Ureinwohner ausgesiedelt werden.«
    »Was ist das für ein Ausschuß?«
    »Es ist der Ausschuß zum Schutz der Rechte der Aborigines. Aber ich kann Ihnen verraten, sie tun nichts, um die Ureinwohner zu schützen.«
    »Wie kann die Regierung die Leute zwingen, das Land zu verlassen? Ist das gesetzlich zulässig?«
    »Der Ausschuß kann das, wenn er den Anschein erweckt, daß er im Interesse der Aborigines handelt. Man nimmt die hohe Sterblichkeitsrate bei Tuberkulosefällen zum Vorwand und behauptet, die Kälte und Feuchtigkeit in diesem Gebiet verursache die Krankheit. Deshalb sollen die Aborigines in eine wärmere und trockenere Gegend umgesiedelt werden – zum Schutz ihrer Gesundheit, behauptet der Ausschuß! Aber diese Leute gehören hierher. Ihre Vorfahren haben hier gelebt.«
    »Aber Mr. Robertson, die Wissenschaftler haben inzwischen bewiesen, daß Tuberkulose von einem Bazillus übertragen wird und nicht durch Feuchtigkeit und Kälte. Der Ausschuß wird das doch wissen!«
    »Die Leute dort wissen es, denn ich habe es ihnen gesagt. Aber die Ausschußmitglieder lassen sich aus einsichtigen Gründen nicht von ihren Vorurteilen abbringen. Sie haben sogar einige angesehene Ärzte in Melbourne um Gutachten gebeten, die ihnen ihren Standpunkt bestätigen.«
    Und plötzlich waren sie da.
    Robertson bog von

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