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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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einen kleinen Schluck Wasser aus dem Wasserschlauch und hielt ihn lange im Mund, bis sie schluckte. Sie schätzte, daß etwa noch eine Tasse Wasser im Schlauch war. Am Morgen hatte sie den Rest des gefundenen Proviants gegessen.
    Sie kroch aus dem Windschutz heraus, den sie aus Zweigen und trockenen Ästen unter dem Eukalyptusbaum errichtet hatte, und musterte die Landschaft. In fünf Tagen hatte sich das Bild nicht verändert. Der Himmel war nach wie vor von der weißen Wolkendecke überzogen. Sie konnte die Sonne noch immer nicht sehen. Wenn der Tag zur Neige ging, versank die Welt schlagartig in Dunkelheit, und deshalb konnte sie nicht feststellen, wo Osten und wo Westen war. Joanna sah auch nie einen Sonnenaufgang. Wenn sie die Augen aufschlug, war es bereits taghell. Aber nun mußte sie sich über die Himmelsrichtungen klar werden, denn sie konnte nicht länger in ihrem kleinen Lager bleiben.
    Fünf Tage lang hatte sich Joanna an die Hoffnung geklammert, einer ihrer Gefährten werde sie finden, Lisa werde plötzlich auftauchen oder Hugh. Tag für Tag machte sie sich in einer anderen Richtung auf den Weg und entfernte sich so weit vom Lager, wie sie es wagen konnte. Dabei verlor sie den Windschutz und den Eukalyptusbaum nie aus den Augen und legte beim Gehen eine Spur aus kleinen Steinen. Sie erkundete die Gegend, so gut sie es vermochte, und kehrte kurz vor Einbruch der Dunkelheit zum Lager zurück. Dort aß sie etwas von dem Fleisch und den Keksen, schlief dann unruhig und schützte sich mit Kapitän Fieldings Jacke notdürftig gegen die Kälte. Sie hätte viel darum gegeben, zu wissen, wie man ohne Streichhölzer Feuer macht. Oft wachte sie von Angst geschüttelt auf, weil sich in ihren Alpträumen die Flutwelle noch einmal auf sie zu wälzte, oder sie sah Lisa in ihren Träumen – Lisa, die auf schreckliche Weise starb. Joanna erwachte immer wieder schreiend, lag dann lange zitternd und bebend unter dem Eukalyptusbaum und betete darum, das sei alles nur ein Alptraum, und sie werde im nächsten Augenblick in ihrem Bett auf Merinda erwachen.
    Und sie weinte – um Lisa, um den armen Kapitän Fielding, um Graham und um sich.
    Sie hatte nichts mehr zu essen, und der Wasservorrat war bald erschöpft. Joanna stand vor der bitteren Notwendigkeit, das notdürftige Lager zu verlassen, um zu überleben. Aber sie wußte nicht, wohin sie gehen sollte. Sie hatte den Kompaß mit der kreisenden Nadel gefunden und sogar den Lederbeutel mit seinem kostbaren, glücklicherweise unversehrten Inhalt. Aber diese Dinge konnten ihr nicht sagen, wo Osten, wo Westen lag. Sie würden sie nicht zum Wasser führen oder ihr etwas Eßbares verschaffen.
    Während sie auf die trostlose Einöde starrte, versuchte sie sich daran zu erinnern, was sie im Lauf der vergangenen Jahre von den Überlebensmöglichkeiten im Busch gehört hatte. Sie wußte, es gab hier Wasser, aber es war verborgen, und man mußte wissen, wie man ein Wasserloch fand. Und mit Geschick und dem richtigen Instinkt entdeckte man auch genügend Eßbares, um sich zu ernähren.
    Sie hielt den Wasserschlauch abschätzend in der Hand und wußte, als erstes mußte sie Wasser suchen.
    Aber Joanna wollte nicht auf gut Glück in eine Richtung laufen. Sie mußte ein Ziel vor Augen haben und den richtigen Weg einschlagen. Sie musterte die niedrigen Hügel zu ihrer Rechten, die sie am ersten Tag erkundet hatte. Dort gab es kein Wasser, das wußte sie. Zu ihrer Linken lagen meilenweit verstreute Felsen, als sei vor langer, langer Zeit ein Berg explodiert. Hinter ihr erstreckte sich eine flache, eintönige Ebene und vor ihr die
Mallee.
Mit den vereinzelten Eukalyptusbäumen wirkte diese Gegend noch am verheißungsvollsten.
    Deshalb entschloß sie sich, in diese Richtung zu gehen. Bevor sie aufbrach, hinterließ sie für andere, die möglicherweise hier vorbeikommen würden, ein Zeichen als Hinweis darauf, daß sie hier gewesen war. Sie nahm einen der Lapislazuli-Ohrringe und band ihn an einem dicken Eukalyptusast fest. Mit einem spitzen Stein ritzte sie ihren Namen in den Stamm. Schließlich legte sie mit Steinen einen Pfeil in die Richtung, die sie einschlagen wollte. Dann machte sie sich auf den Weg und verließ den Schutz ihres kleinen Lagers. Sie nahm Fieldings Jacke, den Lederbeutel und den erschreckend leichten Wasserschlauch mit. Sie wollte soweit wie möglich laufen. Sie fühlte sich schwach und hatte schrecklichen Durst, aber sie war entschlossen, vorerst kein Wasser mehr zu

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