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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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temperamentvolle Pferde. Als man einmal bei einem Tennisnachmittag eine giftige Schlange auf dem Rasen entdeckte, waren die anderen Frauen davongelaufen, aber Pauline hatte die Schlange mit einem Pfeilschuß getötet. Auch ihr Bruder Frank fand, sie habe Nerven wie Drahtseile. »Wenn du einem afrikanischen Löwen begegnen würdest, Pauline«, hatte er einmal gesagt, »dann würde ich mein Geld nicht auf den Löwen verwetten!«
    Es gab ein Wesen, vor dem Pauline Angst hatte, aber dieses Geheimnis kannte niemand.
    »Dein Wagen kommt, liebe Louisa«, sagte sie. »Bitte laß mich wissen, wie dein Besuch bei Dr. Ramsey ausgegangen ist. Vielleicht werde ich diese Information eines Tages selbst brauchen.«
    »Danke, Pauline, daß du mich angehört hast. Jetzt geht es mir wieder besser. Natürlich werde ich dir sagen, was Dr. Ramsey mir rät.«
    Sie traten in den hellen Sonnenschein hinaus. »Wenn du Wilma Todd sehen solltest«, sagte Pauline, »richte ihr bitte aus, daß ich mich auf das Wettschießen freue. Und auf den Ausgang möchte ich Geld setzen, wenn sie gegen eine freundschaftliche Wette nichts einzuwenden hat.«
    »Wette? Habe ich etwas von einer Wette gehört?« fragte Frank, der gerade die Treppe herunterkam. »Guten Tag, Louisa. Gehen Sie schon wieder? Grüßen Sie bitte Miles von mir.«
    Pauline sah ihren Bruder fassungslos an. Es war noch nicht Mittag, und er trug bereits einen schwarzen Frack, ein gestärktes weißes Hemd und – kaum zu glauben – am hellichten Tag während der Schafschur Zylinder und Stock!
    »Frank, was um alles in der Welt ist denn in dich gefahren?« fragte sie. »In all den Jahren, in denen du die Farm leitest, habe ich noch nie erlebt, daß du während der Schur nicht bei deinen Leuten bist. Das ganze Jahr über könnte dich nicht einmal Napoleon mit seinen Soldaten aus Melbourne wegschleppen, aber wenn die Schafe geschoren werden, dann läßt du die Scherer nicht aus den Augen, als wärst du ein Dingo, der auf ein Känguruh lauert. Und jetzt erscheinst du seit vier Tagen in diesem Aufzug und gehst aus. Frank, wohin gehst du denn, wenn ich fragen darf?«
    »Ich habe Geschäfte in der Stadt«, erwiderte er und zog seine Handschuhe an. »Außerdem geht dich das nichts an.«
    »Aha«, sagte sie, »dann ist also eine Frau im Spiel.«
    Als er gegen diese Unterstellung protestieren wollte, hob Pauline die Hand. »Ich will nichts hören, Frank. Viel Vergnügen! Aber jammere mir nichts vor, wenn dich der Wollertrag in diesem Jahr enttäuscht, oder wenn die Wollhändler dir keinen guten Preis zahlen. Ich fahre jetzt nach Kilmarnock.«
    »Großer Gott, warum?«
    »Ich tue es für Hugh. Es ist wichtig, daß er in diesem Distrikt überall Anerkennung findet.«
    Frank sah seiner Schwester nach und mußte sich eingestehen, daß er sie zum ersten Mal in seinem Leben beneidete. Sie hatte den Mann, den sie wollte, während er mit vierunddreißig noch eine Frau finden mußte, der er sein Herz schenken konnte. An Versuchen mangelte es allerdings nicht.
    An jenem Abend, als die neue Bardame das schmeichelhafte Bild von ihm gezeichnet hatte, war er wieder in Finnegans Pub erschienen und hatte ihr angeboten, sie nach Hause zu begleiten. Zu seiner Überraschung – schließlich war er ein reicher Mann – lehnte Miss Dearborn ab. Am nächsten Abend wollte er sie zu einer Spazierfahrt in seiner Kutsche einladen. Und wieder verblüffte sie ihn mit einer Absage. Am dritten Abend schlug er vor, mit ihr essen zu gehen. Aber sie erklärte, sie habe keinen Hunger. Also kam er zu dem Schluß, daß Miss Dearborn doch nichts Besonderes an ihm fand. Wie konnte eine Bardame nur so wählerisch sein! Am Abend zuvor war er nicht in Finnegans Pub gewesen, und darauf war er stolz. Aber als er an diesem Morgen die Augen aufgeschlagen hatte, stellte er fest, daß er es nicht länger aushielt. Er beschloß, bei Finnegans zu Mittag zu essen und dann zu den Scherern zu gehen.
    Er wollte nicht aufgeben. Früher oder später würde er genau die Sache herausfinden, der Miss Dearborn nicht widerstehen konnte. Und dann sollte sie ihm gehören, ihm als einzigem Mann im westlichen Distrikt.
    2
    Das große, einer Burg ähnliche Haus auf Kilmarnock hatte viele Räume. Aber nur vor einem Zimmer fürchtete sich der junge Judd MacGregor. Er glaubte, es sei von Geistern heimgesucht.
    Die Schaffarm Kilmarnock lag zwischen Merinda und Lismore. Zu ihr gehörten 30 000  Morgen Land. Das aus Sandstein gebaute Haus war angeblich eine Kopie

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