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Traumzeit

Traumzeit

Titel: Traumzeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Wood
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sprach sanft und leise. Joanna fand, durch seine Ruhe und Beherrschtheit wirkte er noch eindrucksvoller als sonst.
    Ezekial sah Sarah und Joanna noch einen Augenblick lang schweigend an, dann ging er an ihnen vorbei und verschwand zwischen den Bäumen.

Kapitel Neun
    1
    Weihnachten, dachte Pauline, eine Zeit für Geschenke und Lieder, für Freunde, Mistelzweige und Glühwein. Und die Zeit, dachte sie und lächelte ihr Spiegelbild an, für eine Verführung …
    Sie warf noch einmal einen Blick auf die Uhr über dem Kamin in ihrem Schlafzimmer. Es war halb neun, und als Hugh vor zwei Wochen nach Melbourne geritten war, hatte er versprochen, sie an diesem Abend um neun Uhr zum Weihnachtsball auf Strathfield abzuholen. Als er vor drei Tagen Melbourne verlassen hatte, war ein Telegramm von ihm gekommen. Jetzt würde er auf Merinda sein und sich zum Aufbruch bereit machen.
    Auch Pauline machte sich bereit.
    Sie konnte nicht aufhören, ihr Spiegelbild anzulächeln. Hugh würde eine Überraschung erleben.
    Er wußte es noch nicht, aber Pauline hatte beschlossen, daß die Nacht heute und nicht erst die Nacht in drei Monaten ihre Hochzeitsnacht sein würde.
    Sie trug den pfirsichfarbenen Satin-
Peignoir,
der zu ihrer Aussteuer gehörte. Ihr Ballkleid lag auf dem Bett. Die Tournüre und die Unterröcke hingen noch im Kleiderschrank.
    Als sie an diesem Morgen in der drückenden Dezembersonne aufgewacht war, hatte sie den Plan gefaßt, Hugh zu verführen. Sie lag im Bett unter den duftenden Satinbettüchern und überließ sich genußvoll den Nachwirkungen eines erotischen Traums mit Hugh. Sie verzehrte sich nach ihm, wünschte sehnlichst, er wäre im Bett bei ihr und konnte sich nicht vorstellen, wie sie noch drei Monate bis zu ihrer Hochzeitsnacht warten sollte. Da kam ihr ein Gedanke. Die Antwort war so einfach: Sie würde nicht warten!
    Aber hinter dieser Überlegung steckte auch die kühle und pragmatische Seite ihres Wesens. Pauline war inzwischen zu der Ansicht gekommen, daß Joanna Drury eine echte Gefahr darstellte. Sie mußte immer wieder daran denken, wie bezaubernd Joanna auf dem Gartenfest ausgesehen hatte. Und diese Schlüsselblumen im Haar! Das war nicht gerade zurückhaltend gewesen, fand Pauline. Es war ein deutliches Zeichen dafür, daß Miss Drury es auf Hugh abgesehen hatte. Pauline hatte damals beschlossen, den Kampf gegen Joanna Drury aufzunehmen. Und nach dieser Nacht heute, nach Hughs Verführung, würde Pauline der Sieg sicher sein …
    Es war heiß. Der schwere Duft von Gardenien und Mimosen lag in der Luft. Pauline fühlte den leise raschelnden Satin auf der nackten Haut. Sie ließ die Hand über den Schenkel gleiten und dachte über ihren Plan nach. Alle Dienstboten hatten frei, bis auf Elsie, ihre Zofe, die sie in die Verschwörung eingeweiht hatte. Wenn Hugh erschien, sollte ihn Elsie nach oben bringen. Er würde erwarten, Pauline im Ballkleid zu sehen. Statt dessen wollte sie ihn in ihrem verführerischen Peignoir begrüßen und zu seiner leidenschaftlichen Umarmung bereit sein. Es würde alles vollkommen sein. Er würde nicht widerstehen können – und danach würde Hugh für immer ihr gehören …
    Es klopfte an der Tür, und Pauline fuhr zusammen. Sie warf schnell noch einen Blick auf die Uhr. Hugh war früh.
    Aber es war ihr Bruder Frank, der in eleganter Abendgarderobe hereinkam. »Ich wollte dir nur gute Nacht sagen. Ich gehe jetzt zu Finnegans.«
    »Du gehst nicht zum Ball?«
    »Ich habe etwas anderes vor. Bei Finnegans findet ein Fest im kleinen Kreis statt – nur für Junggesellen«, sagte er mit einem Augenzwinkern.
    Pauline wußte, was ihr Bruder vorhatte. Sie hatte das Diamantarmband gesehen, das er heimlich gekauft und in Goldpapier verpackt hatte. »Das klingt mir nach einem langweiligen Weihnachtsabend«, meinte sie spöttisch.
    Frank erwiderte: »Langweilig? Das muß nicht sein.« Er dachte dabei an die Suite, die er im Fox and Hounds Inn hatte reservieren lassen. Er wollte auf einen günstigen Augenblick warten und dann Ivy Dearborn sein Weihnachtsgeschenk überreichen. Wenn sie es sah, würde sie seine Einladung zu einem späten Abendessen bestimmt nicht abschlagen können.
    Er sah Pauline an. »Ich dachte, Hugh würde jeden Moment kommen und dich abholen. Warum bist du noch nicht angezogen?«
    »Zum Weihnachtsessen morgen bist du aber doch da?« fragte sie und überhörte geflissentlich seine Frage. »Bestimmt wird selbst Finnegan Weihnachten mit seiner Familie verbringen

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