Treffpunkt Irgendwo
sauer.«
»Komm doch zu mir.«
»Weiß nicht.«
»Du kannst auch gerne übers Wochenende bleiben. Bitte.«
»Okay.«
Ich bin wirklich übers Wochenende bei ihr geblieben. Und Mia war echt toll. Sie hat mir keine Vorwürfe gemacht und von sich aus kein einziges Mal das Thema angeschnitten. Doch wenn ich reden wollte, dann hat sie zugehört. Und mir hoch und heilig versprochen, niemandem von dieser Geschichte zu erzählen.
Erst Sonntagabend bin ich wieder ins Haus meiner Eltern. Sie saßen vor dem Fernseher, wir haben kaum miteinander gesprochen. Aber es gab ja auch nichts zu sagen.
Auf Mia war wirklich Verlass, wie ich erleichtert feststellte, als ich am Montag unseren Klassenraum betrat. Alles war wie immer, keine neugierigen Blicke in meine Richtung, kein Getuschel. Mia war eine Freundin, auf die ich mich verlassen konnte, sie hielt dicht. Das zwischen Len und mir ging niemanden was an.
Ich ging zu meinem Platz und legte meinen Rucksack ab, schlenderte zu Farin und Marko rüber, bei denen Mia stand und sich vermutlich über die zu kurzen Ferien beschwerte. Sie lächelte mir aufmunternd zu.
Ich hatte die drei gerade erreicht, da entstand hinter meinem Rücken ein Geraune an der Tür. Ich drehte mich um und sah Franzi und Louisa den Raum betreten, in ihrem Schlepptau Kathi und Elisa. Ihre Reaktion, als sie mich sahen, verriet mir alles. Sie wussten Bescheid. Mist, ich hatte total vergessen, meine Mutter zu fragen, wen sie noch alles angerufen hatte, und wichtiger noch, was sie erzählt hatte.
Wenn Louisa über Len informiert war, wusste es spätestens in der ersten großen Pause die ganze Schule. Deswegen auch die vielen Anrufe von ihr in den letzten Tagen. Ich hatte sie einfach immer weggedrückt, weil ich keine Lust hatte, mit ihr zu sprechen. Louisa nervte mich inzwischen nur noch. Sie war so spießig, versnobt und engstirnig.
Ich lächelte die vier an, langsam kamen sie zu mir herüber.
»Und?«, begrüßte mich Franzi mit einem freundlichen Lächeln.
»Alles okay«, antwortete ich unverbindlich.
»Deine Ma hat letzte Woche bei mir angerufen.« Auch Louisa lächelte betont freundlich. »Sie war ziemlich mit den Nerven am Ende, weil sie nicht wusste, wo du warst.«
»Hat sich geklärt.«
»Sie hat was von einem Len erzählt, einem…«, sie zögerte, »einem Punker.«
»Ach?«
»Ja und ob ich wüsste, wo der zu finden sei, sie glaubte dich bei ihm.«
»Ja, war ich auch«, antwortete ich und versuchte, so lässig wie möglich zu wirken. »Ist ein Bekannter.« Welch ein Glück, dass ich damals, als Len mir mein Handy geklaut hatte, Louisa nichts erzählt hatte. Außer meinen Eltern war niemand über die Sache mit dem Polizeikessel, Len und der Vorladung eingeweiht. Von Mia einmal abgesehen.
»Ach?«, mischte sich Franzi ein. »Deine Mutter hat auch bei mir angerufen. Sie… sie nannte ihn deinen Freund?«
»Echt?« Ich lachte kurz auf, dann ein schneller Augenkontakt mit Mia, die fast unmerklich nickte. »Meine Ma spinnt augenblicklich etwas. Wechseljahre, echt nervig. Sie rafft momentan einfach gar nichts. Len, wie beschreibt man das am besten. Louisa, ich habe dir doch von dem Freund von Cora erzählt. Der aus meinem Verein. Die beiden haben Stress miteinander und da hat Cora mich gebeten, mal mit Len zu reden.«
»Was deine Mutter da gesagt hat, klang aber anders«, beharrte Louisa. »So, als ob da zwischen ihm und dir was laufen würde und sie sich deswegen Sorgen macht.«
»Blödsinn.«
»Na dann.« Die vier sahen sich kurz an, dann gingen sie nach vorne zur Tafel.
»Was war denn das jetzt?«, wunderte sich Farin.
»Das frage ich mich auch«, war Mias Kommentar.
»Meine Mutter findet das nicht gut, dass ich mit einem Punk Kontakt habe. Die hat sie nicht mehr alle«, erklärte ich, anscheinend war ich in kürzester Zeit zur perfekten Lügnerin geworden.
»Ich meine den Auftritt von denen!« Farin deutete kurz zu der Gruppe Mädchen, die sich um Louisas Platz versammelt hatte und miteinander tuschelte.
»Ist doch logisch«, feixte Mia. »Louisa, das selbst ernannte It-Girl unserer Schule, erträgt nicht, wenn Leute Kontakte haben, von denen sie nichts weiß.«
»Echt?« Marko schüttelte den Kopf. »Für so bescheuert habe ich Louisa gar nicht gehalten.«
»Ich kann die gerade echt nicht mehr ab.« Mia zuckte mit den Schultern. »Habt ihr auch die E-Mail bekommen wegen der Klassenfahrt? Von wegen, wer mit Alk erwischt wird, muss heim?«
Farin und Marko stiegen sofort in das neue
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