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Treffpunkt Irgendwo

Titel: Treffpunkt Irgendwo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Fuchs
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Büchern.«
    »Hör mal«, widersprach ich genervt. »Das ist hier nicht wie in diesen blöden kitschigen Hollywoodromanzen mit garantiertem Happy End. Das ist echt. Wenn die Polizei Len erwischt, dann landet er im Gefängnis.«
    »Aber er hat dich, die auf ihn wartet.«
    »Sag mal…« Ich spürte, wie ich sauer wurde. »Kapierst du das nicht? Len lebt auf der Straße, hättest du die Bruchbude gesehen, in der er im letzten Sommer gewohnt hat, dann würdest du nicht so einen Stuss reden.« Ich wurde laut. »Von wegen Romantik. Er schläft auf der Straße, zwischen Fixern und Pennern. Len hatte neulich einen infektiösen Ausschlag. Sogenannte…« Ich stockte und schaffte es, »Impetigo« zu sagen.
    »Echt?« Mia sah mich irritiert an. »Aber warum macht er das?«
    »Das habe ich ihn auch gefragt.« Ich zuckte mit den Schultern. »Seine Antwort war, weil er nicht anders kann.«
    »Aha.« Mia schien zu überlegen. »Dennoch, das lässt sich doch alles regeln. Entscheidend ist doch, dass ihr euch liebt, oder nicht. Wie ist er denn so? Wie sieht er aus, hast du ein Foto? Deine Mutter sagte, er sei über Nacht hier gewesen, bei dir. Habt ihr?«
    »Ja, er war letzte Nacht hier.«
    »Jana, Jana, was ist denn plötzlich mit dir los!«, sagte sie vorwurfsvoll. »Ziehst hier die große Story durch und sagst mir keinen Ton. Wenn du nicht meine beste Freundin wärst, dann wäre ich jetzt echt sauer. Und das mit Clark…«
    »Gelogen.«
    »Basketball, schwul, Amerikaner…«
    »Alles ausgedacht.«
    »Ey, Jana, echt, ich könnte gerade so stinkwütend werden… wirklich.« Mia schien zu überlegen. »Scheiß drauf. Das ist wahre Liebe. Und das ist echt der Kerl, der dir dein Handy geklaut hat?«
    Ich nickte. »Aber er klaut sonst nicht. Len ist ehrlich. Er verdient sein Geld mit Autoscheibenputzen…«
    »Ist er ein Junkie?«
    »Natürlich nicht!«, empörte ich mich. »Er kifft manchmal. Aber immer noch weniger als die Kerle an unserer Schule. Wie kommst du darauf?«
    »Weil du gesagt hast, er lebt zwischen Pennern und Fixern«, verteidigte sich Mia.
    »Len ist nicht wie die«, rief ich. »Er ist Punk, kein Fertiger. Ein Aussteiger, Hausbesetzer, wirklich kein Penner!«
    »Und was ist mit dieser Infektion. Ekelst du dich da nicht?«
    »Das haben Kinder auch manchmal. Ist eigentlich harmlos. Das hat Len sich eingefangen, als er bei so einem Kerl gewohnt hat. Als es so kalt war.« Ich ärgerte mich inzwischen ungemein über mich selbst. Warum nur hatte ich Mia diese Informationen geliefert. Auch Mia versagte hier auf ganzer Linie. Erst diese Kitschromantik und nun plötzlich der Versuch, aus Len einen versifften kaputten Junkie zu machen. Was sollte das alles?
    »Ist ja gut«, lenkte Mia ein. »Du bist eben verliebt.«
    »Ja, ich liebe ihn«, gab ich trotzig zurück. »Und er mich auch.«
    »Und wie geht es jetzt weiter mit euch?«
    Darauf hatte ich keine Antwort. Plötzlich ertrug ich die Nähe meiner Freundin nicht mehr. Mehr noch, ich ertrug Mia selbst nicht mehr. Bereute, dass ich mich ihr gegenüber geöffnet hatte. Irgendwie war es nun so, als wäre das zwischen Len und mir nicht mehr nur meins.
    »Wann zeigst du ihn mir?«, forderte Mia weiter.
    »Weiß ich nicht.«
    »Wann trefft ihr euch wieder?«
    »Weiß ich auch noch nicht.«
    »Sorry, meine Liebe, aber was weißt du eigentlich überhaupt?«, war ihr spitzer Kommentar.
    »Verstehst du mich nicht?«, brach es aus mir heraus. »Genau das ist doch mein Problem! Ich weiß überhaupt nichts mehr. Weder wie das weitergehen soll, wie das wird, noch was ich machen soll, ich weiß es nicht!«, schrie ich. »Ich weiß nicht einmal, ob ich das alles will.«
    »Beruhige dich doch wieder, Jana, so kenne ich dich gar nicht.«
    »So kenne ich mich selbst nicht.«
    »Ich würde ihn ja wirklich gerne mal kennenlernen«, erneuerte sie ihre Forderung.
    »Warum nicht«, knickte ich ein.
    »Gut.«
    »Ich weiß nicht, ob das alles gut ist.«
    »Wichtig ist, dass du dich da nicht verrennst, dass du einfach du selbst bleibst, weiterhin die Jana.«
    »Du klingst wie meine Eltern.«
    »Echt? Liegt vermutlich daran, dass ich mir wie sie Sorgen um dich mache.«
    »Ist aber nicht nötig.« Ich versuchte ein Grinsen. »Ich kann gut auf mich selbst aufpassen.«
    »Wenn du das sagst.«
    Mia blieb an dem Abend bis halb zwölf. Und als sie schließlich ging, da hatte ich das Gefühl, alles würde doch irgendwie gut werden. Und ich war froh, dass es Mia war, der ich all das erzählt hatte. Auf Mia

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