Treffpunkt Scheuermühle
eintreffen würden.
„WARNUNG!“ kritzelte der rote Schwertkämpfer weiter. „DIE MÜHLE IST VERBOTENES GEBIET! IHR SPIELT MIT EUREM LEBEN!“
„Ja, gut, ich habe verstanden!“ versicherte der Junge dem Unbekannten. „Wir lassen die Finger davon und vergessen alles.“
Die rote Fechtmaske nickte zufrieden. Aber der geheimnisvolle Angreifer schien noch immer nicht alles erreicht zu haben, was er wollte. Wieder richtete er das Lichtschwert auf den Jungen und kam noch näher an ihn heran.
„Bitte... bitte nehmen Sie das weg!“ flehte Axel, der am ganzen Körper schweißnaß war. Und daran war nicht das Fieber schuld.
Dem Jungen war bekannt, daß man mit Laserstrahlen Operationen durchführen konnte. Falls er es hier also mit einem Laser zu tun hatte, konnte er damit ernsthaft verletzt werden.
Mittlerweile konnte er nicht mehr zurückweichen. Er stand mit dem Rücken gegen die Holzwand des Stalles gepreßt. Nun gab es kein Entkommen mehr. Der Gang zwischen den Boxen war schmal. An dem roten Krieger kam er nicht vorbei.
Der mysteriöse Angreifer zeichnete mit dem Licht große Kreise in die Luft und schwang das Schwert drohend über seinem Kopf. Dabei machte er aber einen großen Fehler. Er kam der Schnauze des Haflingerhengstes Marco Polo zu nahe, und das Tier bäumte sich wütend auf.
Dabei traf es mit dem Vorderhuf die Schulter des roten Fechters. Ein gedämpfter Schmerzensschrei ertönte unter der Maske.
Blitzschnell verschwand das Schwert wieder im Griff, und der Kämpfer flüchtete rasch. Er hastete aus dem Stall, schlug die Tür zu und verriegelte sie von außen.
Axel atmete erleichtert auf. Erstens, weil der Spuk vorbei war, und zweitens, weil er nicht in der Falle saß. Die Stalltür ließ sich zum Glück auch von innen öffnen.
Zärtlich streichelte er die warme Schnauze des stürmischen Haflingerhengstes. „Danke, du hast mich gerettet“, flüsterte er dem Pferd ins Ohr. Marco Polo hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und stampfte nur noch leise mit den Hufen.
Nachdem ihm Axel einige Karotten zur Belohnung in den Futtereimer gelegt hatte, schlich er vorsichtig aus dem Stall.
Der seltsame rote Kämpfer war verschwunden. Jedenfalls ließ er sich nirgends blicken. Geduckt hastete der Junge über den Hof zurück zum Haus. Er schlug die Tür hinter sich zu und drehte den Schlüssel zweimal um. Dann lief er in sein Zimmer und sperrte sich auch dort ein.
Mit einem tiefen Seufzer ließ er sich auf das Bett fallen. Seit dieser komische Saurier aufgetaucht war, ging vieles nicht mehr mit rechten Dingen zu. Die beiden Tage auf dem Hof von Tante Clarissa waren zum Alptraum geworden. Axel hatte das Gefühl, daß die Knickerbocker-Bande da in ein Wespennest gestochen hatte, aus dem wilde, wütende Monster-Hornissen gekommen waren.
Begeistert waren Lilo, Poppi und Dominik aus dem Kinderwelt-Museum zurückgekehrt. Aufgeregt berichteten sie Axel nun von den unglaublichen Ereignissen dieses Freitags.
„Du Armer, bist die ganze Zeit im Bett gelegen und hast alles versäumt“, sagte Lilo zum Schluß.
„Also, ich wäre gerne statt Axel im Bett gelegen. Ich habe wahnsinnige Angst gehabt!“ meinte Poppi.
Der Junge, der einen dicken Schal um den Hals gewickelt hatte, lächelte schwach. Mit heiserer Stimme schilderte er seinen Knickerbocker-Kumpels, was er in der Zwischenzeit erlebt hatte.
„Mir reicht es wieder einmal“, stellte Poppi fest. „Ihr könnt machen, was ihr wollt. Aber ohne mich!“ Und um ihren Entschluß zu demonstrieren, marschierte sie mit großen Schritten aus Axels Zimmer. Gefürchtet hatte sie sich genug. Und sie gab das auch ohne weiteres zu.
Lilo zwirbelte wieder einmal ihre Nasenspitze und murmelte mehrmals: „Ich kann das nicht glauben! Oder ist das doch möglich?“
Dominik und Axel blickten sie fragend an.
„Auf jeden Fall haben wir es bisher in diesem Fall nie mit Geistern, sondern höchstens mit sehr lebendigen ,Geistererzeugern’ zu tun gehabt“, begann das Mädchen zu erklären. „Ich habe immer wieder von Leuten gelesen, die unbedingt mit Verstorbenen in Kontakt treten wollen. Meistens haben sie ein schlechtes Gewissen, weil sie zu Lebzeiten nicht gerade freundlich mit diesen Menschen umgegangen sind. Nun wollen sie es wiedergutmachen. Für so ein Gespräch mit dem Jenseits zahlen sie oft hohe Summen.“ Lilo fiel wieder die Schale in der Mühle ein. Sie war voll mit großen Geldscheinen und wertvollen Schmuckstücken gewesen. „Der Besitzer der Schauermühle
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