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Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition)

Titel: Treibjagd - Unzensiert im Doppelpack (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim K.
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schwer verständlich. Irgendwann erreichte mich die Nachricht, dass die überregionale Presse meinen „Fall“ entdeckt hatte und über mich mit riesigen Überschriften wie „Polizist aufgrund schwerer Straftaten im Rotlichtmilieu in U-Haft“ berichtete. Dank der genauen Angabe meines Alters, Wohnortes und vollständigen Namens (Tim K.) wusste jetzt jeder weit und breit von mir. Das Einzige, was bei diesem Zeitungsartikel noch fehlte, waren ein Bild und meine Handynummer. Ironisch wirkte die Randbemerkung „Name geändert“. Die Informationen konnten nur von einem Informanten aus der Kripo stammen, der sie der Presse zugespielt haben musste. Mein Ruf war damit vollständig ruiniert, was mir komischerweise absolut egal war. Wie heißt es so schön? Ist der Ruf erst ruiniert, so lebt sich’s völlig ungeniert. Eine interessante Erfahrung lieferte die ganze Geschichte mit der polizeilichen Presse-Hetzkampagne dann doch: Plötzlich erreichten mich Briefe von Menschen, mit denen ich niegerechnet hatte. Und nicht nur ich erhielt Briefe, auch mein Bruder Frank Salem erhielt einen Brief von einem Exhäftling, der ihn vor mir warnte. Ich sei ja ein „Bulle“. Bisher wusste noch niemand von meiner „Vergangenheit“ im Knast. Während eines Umschlusses sagte Salem mir: „Halt dich fest, was Sunny mir geschrieben hat! Du wärst ein ,Bulle‘.“ Er hielt es für einen Scherz. Ich hatte es mir zwar vorgenommen, Salem darüber aufzuklären, doch bisher immer wieder verschoben. Die Sorge, dass unser Vertrauen darunter leiden könnte, beschäftigte mich, und nun kam mir ausgerechnet dieser Exknacki zuvor. Ich antwortete schlicht: „Es stimmt.“ Seine Reaktion war genau so, wie ich es mir insgeheim gewünscht hatte: Es störte ihn nicht im Geringsten. Einerseits war ich ohnehin sein „kleiner Bruder“, andererseits kannte er meinen „ehrlichen“ Polizeihass bereits zur Genüge. Und als ich ihm das Schreiben meiner „Zurruhesetzung“ gezeigt hatte, freute er sich umso mehr für mich. Von dem Zeitpunkt an wurde unser gegenseitiges Vertrauen sogar noch stärker. Jetzt konnte ich ihm auch erzählen, dass ich ein Buch schrieb, und er war der Erste, dem ich daraus vorlas. Er war begeistert: „Schreib das Buch! Das wird ein Hammer. Das ist genau das, was viele Menschen interessiert: Polizei, SEK, Rocker, Hells Angels.“ Das Mobbing, das ich schuldlos hatte erdulden müssen, versetzte Salem in Wut. Auch er hatte seine „Erfahrungen“ mit den Grün-Weißen gemacht, als er in Frankfurt festgenommen wurde. Wir redeten natürlich auch über die Hells Angels. Er war es, der bei der Käfigkampf-Veranstaltung in Darmstadt neben Hells Angels und Prinz Markus von Sachsen Anhalt an einem VIP-Tisch saß und enttäuscht feststellte: „Vor 15 Jahren waren Rocker noch groß wie Hochhäuser und richtige Typen. Jetzt sind hier drei bis vier Vollgefressene und ungelogen eine ganze Horde von halbstarken Bengels, die 70 Kilo wiegen und höchstens 20 Jahre alt sind und trotzdem breitbeinig mit Hells Angels auf dem Rücken rumlaufen. Sag mal, was ist denn aus denen geworden? Ich dachte, ich gucke nicht richtig.“ Als er dann erfuhr, wie sich mittlerweile viele der deutschen Hells Angels verändert hatten und welch feige Taten von Einzelnen verübt worden waren, kam er zu dem logischen Schluss, dass, wenn überhaupt, nur noch Bandidos, Outlaws oder Gremium die wahren Werte der alten Rockeraufrechterhalten: „Von denen hörst du niemals, dass sie einen Familienvater in Begleitung seiner Familie angreifen oder einem Motorradfahrer feige von der Straße drängen.“ Trotzdem waren wir beide der Ansicht, dass es sicherlich immer noch viele alte Angels gibt, die mit diesen nicht unter einen Hut gesteckt werden dürfen. Salem kannte selbst einige aus früheren Frankfurter Zeiten. Wir waren eben immer derselben Meinung. Vor allem die Freundschaft zu Salem lässt mich die Zeit im Gefängnis als wichtige Bereicherung ansehen. Ohne diese „Erfahrung“ hätten wir uns niemals kennengelernt, und alleine das war es mehr als wert. Salem sagte zu mir: „Du bist wirklich der Bruder, den ich schon seit 42 Jahren gesucht habe. Sollte ich so lange warten, um dich ausgerechnet hier zu finden?“ Dasselbe kann ich nur zurückgeben, bei mir waren es jedoch lediglich 36 Jahre des Wartens. Und wenn ich heute, am 20.7.2010 zurückblicke, so haben wir bereits viel miteinander erlebt und durchgemacht. Ich erlebte mit, wie Salem stolzer Vater seines kleinen

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