Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Scheitern verurteilt war«. Hingegen glauben die Verlassenen, dass der andere schuld sei, » getäuscht und gelogen hat «. Beide fühlen sich als Vertreter der Wahrheit.
Dadurch entstehen sogenannte Opfer-Täter-Kreisläufe, die kurzfristig aus der Sicht des Verlassenen verständlich sind, längerfristig aber zum Eigentor werden. Solange wir uns als Opfer der Geschehnisse fühlen, bleiben wir im Negativen verbunden und eingeschränkt handlungsfähig für unsere eigenen Interessen. Machen wir uns lieber mit dem Gedanken vertraut, dass beide am Leben und am Sterben der Beziehung beteiligt waren, denn: » Einer hat immer unrecht, aber mit zweien beginnt die Wahrheit«. (F. Nietzsche) Deswegen müssen wir nicht den Trennungsschritt unseres Partners gutheißen.
EMPFEHLUNG:
Den Partner und die Familie zu verlassen, bereitet den meisten Betroffenen ein schlechtes Gewissen, auch wenn es
gute Gründe für die Trennung gibt. Das Gefühl der Schuld entsteht aus einem in jedem Menschen tief verwurzelten Loyalitätsbedürfnis gegenüber der
zugehörigen Gemeinschaft (Paarsystem, Familie). Den Kindern kein ›heiles Familienleben‹ bieten zu können und ihnen schmerzhafte Veränderungen mit der
Trennung zuzumuten, wird von beiden Elternteilen als Versagen erlebt. Es bedeutet, an die eigenen Grenzen gestoßen zu sein.
Derjenige, der die Trennungsentscheidung übernimmt, erlebt in besonderer Weise die Verantwortung für die
Trennung. Manchmal ist es ein langwieriger Prozess, zu der Entscheidung, das eigene Wohlergehen (zumindest kurzfristig) über das der Kinder gestellt
zu haben, zu stehen. Sich zu trennen bedeutet, den Kindern und dem Partner Verletzung und Schmerz zuzumuten. Deswegen ist es wichtig, verantwortlich
mit den Folgen der eigenen Entscheidung umzugehen, auch wenn unser Partner zunächst oder längerfristig gekränkt ist und gegen gute Lösungen
arbeitet.
Das bedeutet:
die eigenen Unzulänglichkeiten zu erkennen
auf einseitige Schuldzuweisungen zu verzichten
sich den offenen Fragen zu stellen
immer wieder kompromiss- und verhandlungsbereit zu sein (vor allem zum Wohl des Kindes)
nicht in alte »Kampf-Konfliktmuster« zu verfallen
und letztendlich einen persönlichen oder gemeinsamen Weg des Abschiednehmens zu finden.
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Paradoxerweise geben sich bei einer Trennung häufig diejenigen die Schuld, die verlassen worden sind. Dies erklärt sich meistens mit dem Gefühl einer enormen Kränkung des Selbst. » Wenn ich verlassen werde, dann genüge ich nicht.« … »Vielleicht hätte ich die Beziehung retten können, wenn ich mich da oder dort anders verhalten hätte.« … »Hätte ich doch nur …«
Selbstabwertung fördert zusätzlich die Entwicklung von Schuldgefühlen. Diese entstehen in der Regel aus Forderungen, die man glaubt erfüllen zu müssen, die man nicht erfüllt hat oder auch garnicht erfüllen konnte. Sich schuldig zu fühlen, heißt noch nicht, tatsächlich schuldig geworden zu sein, denn Schuld setzt bewusstes Handeln oder Nicht-Handeln voraus.
EMPFEHLUNG:
Fühlen Sie sich schuldig? Was ist tatsächlich Ihre Schuld? Hinterfragen Sie Ihre Schuldgefühle. Wofür fühlen Sie sich schuldig und was haben Sie sich tatsächlich vorzuwerfen? Nehmen Sie Ihre Schuldgefühle ernst, aber hinterfragen Sie diese auch, um sich davon zu befreien, was Sie nicht zu verantworten haben. Längerfristige Schuldgefühle höhlen Ihr Selbstwertgefühl aus, erschweren Ihre Loslösung und verhindern einen Neuanfang. Das, was gewesen ist, ist vorbei – das Gute und das Schlechte. Wenn Ihnen manches, was Sie gesagt oder getan haben, leidtut, dann ist es so. Sie können es bereuen und sich dafür entschuldigen, aber es nicht mehr ungeschehen machen. Sie haben die Wahl, sich eigene Fehler zu verzeihen oder sich weiterhin dafür zu verurteilen.
Angenommen, Sie könnten beeinflussen, wie lange Sie sich noch selber Vorwürfe machen. Wie viele Monate oder Jahre wären das?
Wem helfen Ihre Selbstvorwürfe, Ihnen, Ihren Kindern oder Ihrem Partner?
Was wäre bezüglich Ihrer Schuldgefühle anders, wenn nicht Ihr Partner/wenn nicht Sie zu der Entscheidung gekommen wären, sich zu trennen?
Gehen Sie nun einen Schritt weiter, indem Sie nochmals einen Schritt zurückgehen in die Geschichte Ihrer
Beziehung. Versuchen Sie, einseitige Schuldzuweisungen zu vermeiden, denn nach Schuld beim anderen sucht nur derjenige, der eigene nicht sehen will
oder noch nicht sehen kann. Beschuldigen und entwerten Sie Ihre Ex-Partnerin/Ihren
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