Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
oder überhaupt nicht. Anschließend findet Frau G. für sich eine Mischung aus Ablenkungsmöglichkeiten, Beschäftigungen und Kontakten, um das
Ausmaß ihrer Einsamkeit zu reduzieren (nicht zu negieren). Nach vier Wochen bewusster Vermeidung von zu viel »Einsamkeitsfallen« kann sie mit weniger
Angst und weniger Strenge ihre einsamen Gefühle zulassen und aushalten. Sie beginnt zunehmend, ihr Alleinsein zu akzeptieren und zu gestalten. »Ich
bin der Einsamkeit nicht mehr hilflos ausgeliefert, weil ich dagegen etwas tun kann. Ich bin lieber einsam allein als einsam in der Beziehung.«
Manchmal empfindet sie kurze Phasen der Zufriedenheit.
Zu diesem Zeitpunkt kann es hilfreich sein, die Wohnung, in der wir uns ja am meisten aufhalten, entsprechend der neuen Lebenssituationzu verändern und zu beginnen, unser » eigenes Reich « zu gestalten. Mit der Zeit und zunehmender Erfahrung im Umgang mit einsamen Stunden oder Tagen gewinnen wir Vertrauen, dass wir uns selbst genügen können, und halten Alleinsein besser aus. Hin und wieder können wir es sogar genießen, keine Verpflichtungen mehr dem anderen gegenüber und mehr Zeit für uns zu haben. Wir merken, dass es uns stärkt, wenn wir den Alltag allein bewältigen und mit Gefühlen der Einsamkeit zurechtkommen. Wir dachten, dass unsere Partnerin für uns lebensnotwendig und unersetzbar sei. Wir spüren, dass unsere Einsamkeit uns gelehrt hat, dass wir uns auf uns verlassen können, auch wenn wir uns von allen anderen verlassen fühlen. Wir ahnen, dass uns diese neu erworbene Fähigkeit in einer möglichen neuen Beziehung freier und unabhängiger machen wird.
EMPFEHLUNG
Beginnen Sie, in der Wohnung ganz bewusst persönliche Markierungen oder kleine Veränderungen vorzunehmen. Wenn Sie sich von Erinnerungsstücken, Fotos oder Bildern in der Wohnung noch nicht trennen können, kann es ein Schritt sein, die Dinge eine Zeit lang abzuhängen, umzudrehen und später wegzuräumen, zu verschenken oder zu entsorgen. Symbolisch kann das heißen: »Ich drehe dich um.« … »Ich will oder kann dich nicht mehr sehen.« … »Ich brauche Platz in meiner Wohnung, in meinem Herzen … für Neues.« Die Leerstellen in der Wohnung symbolisieren auch die Leerstellen in Ihrem Herzen und in Ihrem Leben. Sie lassen sich nicht einfach übergehen und schließen.
Im Laufe der Zeit können Sie zum Beispiel ein leeres Zimmer in ein Gästezimmer umfunktionieren und sich hin und wieder vertraute Menschen einladen. Wollen Sie aus der Not eine Tugend machen, können Sie einem Vater oder einer Mutter, der/die das beim getrennten Elternteil lebende Kind in einer anderen Stadt besuchen will, einen kostenlosen Schlafplatz anbieten. Nebenbei könnten sich interessante Kontakte ergeben. Siehe: ( http://www.mein-papa-kommt.de/ )
3.4 Flüchten oder standhalten
TROTZDEM
Trotze dem, was sagt
du bist nichts wert.
Trotze dem, was dich fühlen lässt
es sei zu viel.
Trotze dem, was dich nicht
leben lassen will.
Trotzdem es nichts helfen mag,
sage täglich, stündlich,
sage dir selbst:
Trotzdem sein
Trotzdem annehmen
Trotzdem leben
Trotz des Lebens
leben.
Das ist der Trotz
der Lebendigen.
Lena S.
Zeiten intensiver Gefühle machen uns verletzlich und dünnhäutig. Gerade im größten Leid begegnen wir uns selbst und manch guten Freunden so ungeschminkt und ehrlich wie nie zuvor. Wir sind schutzbedürftig. Manche Menschen ziehen sich dann zurück. Das ist berechtigt und notwendig, um sich von den emotionalen Turbulenzen zu erholen, sich selbst zu regulieren und sich zu stärken für das, was noch kommt.
Nehmen Sie sich zehn Minuten ungestörte Zeit und Ruhe für diese Übung. Sie wird Ihnen helfen, sich zu entspannen und aufzutanken.
VORSTELLUNGSÜBUNG: KRAFTQUELLE
Setzen Sie sich bequem hin und schließen Sie die Augen. Lassen Sie jetzt die Vorstellung einer Kraftquelle kommen … das kann eine angenehmeLandschaft oder ein Ort sein, … alles, was Ihnen Kraft und Energie spendet. … Nehmen Sie mit all Ihren Sinnen wahr … spüren Sie die Kraft, die Sie daraus schöpfen.
Sie können die entspannende Wirkung verstärken, indem Sie gleich anschließend ein Bild dazu malen.
▶▶ Beispiel: Wie lange kann ich das noch durchhalten?
Frau O. hat sich von ihrem Partner getrennt, da sie die jahrelange Arbeitslosigkeit, »sein tägliches Herumhängen«, nicht mehr ausgehalten hat. Obwohl sie bisher mit ihrem Vollzeitjob die Familie mit zwei Kindern »über Wasser gehalten« hat,
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