Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
Ex-Partner, so entwerten Sie einen Teil Ihres gelebten
Lebens. Gewinnen Sie nun ein ganzheitliches Bild darüber, was Ihr Anteil am Scheitern Ihrer Beziehung ist und was Sie Ihrem Partner oder anderen
Einflüssen zuschreiben. Beachten Sie, dass es Ihre Sicht ist und Ihr Partner weitgehend eine andere haben wird. Wenn Sie Widerstand gegen diese
Übung empfinden, versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt. Es ist Ihre Entscheidung, wann und ob Sie sich mit Ihren eigenen Anteilen am
Scheitern Ihrer Beziehung auseinandersetzen wollen.
▶ ÜBUNG: MEIN ANTEIL – DEIN ANTEIL – SONSTIGES
Wie sind im Moment Ihre Überlegungen, wer oder was verantwortlich ist für das Scheitern Ihrer Beziehung? Denken Sie auch darüber nach, welche anderen Dinge, Ereignisse und Bedingungen, die nichts mit Ihnen beiden zu tun haben, zur Trennungsentwicklung beigetragen haben. Notieren Sie alles stichpunktartig in drei Spalten (Mein Anteil/dein Anteil/ Sonstiges) , was Ihnen dazu einfällt. Zur grafischen Übersicht können Sie anschließend einen großen Kreis (Kuchen) zeichnen und die Verantwortlichkeiten für Ihre Trennung in Form von drei entsprechend großen Kreisanteilen einfügen. Unterteilen Sie nun die drei großen Kreisanteile jeweils in entsprechend kleine ›Kuchenstücke‹ für die notierten Verantwortlichkeiten, indem Sie hineinschreiben, was Sie konkret gefunden haben. Wie ist die Gewichtung?
Beispiel: Tortendiagramm: Mein Anteil – dein Anteil – Sonstiges
Mit dieser Übung haben Sie den Versuch unternommen, in nicht verurteilender Art und Weise etwas Licht in das Scheitern Ihrer Beziehungzu bringen. Damit sind Sie nicht dem leichteren Weg der einseitigen Schuldzuweisung gefolgt. Aus dem » Du bist schuld an der Trennung« ist ein » Wir beide sind verantwortlich für das Sterben unserer Beziehung« geworden. Auch juristisch gilt seit 1977 nicht mehr das Schuldprinzip, sondern das Zerrüttungsprinzip.
Für den Ablösungsprozess ist es hilfreich, sich mit den eigenen Unzulänglichkeiten und dem Beteiligtsein an der Zerrüttung der Beziehung auseinanderzusetzen, auch wenn wir die Trennung nicht gewollt haben. Damit erleben wir uns als Beteiligte an unserer Beziehungsvergangenheit, »in guten wie in schlechten Tagen«. Mit den eigenen Anteilen können wir uns beschäftigen und daraus lernen, den Anteil des Partners müssen wir bei ihm lassen. Vielleicht können Sie später einmal folgendem Satz zustimmen: »Ich übernehme meinen Teil am Scheitern der Beziehung und lasse dir deinen.«
Einsamkeit
Wie sind die Tage …
Wie sind die Tage schwer!
An keinem Feuer kann ich erwarmen,
Keine Sonne lacht mir mehr,
Ist alles leer,
Ist alles kalt und ohne Erbarmen,
Und auch die lieben klaren
Stern schauen mich trostlos an,
Seit ich im Herzen erfahren,
Dass Liebe sterben kann.
Hermann Hesse
Einsamkeit ist ein ständiger Begleiter in unserem Leben, mal unerkannt und still, mal eindringlich und gnadenlos. Ob wir allein, in einer Beziehung oder Familie leben, ob wir unter Freunden sind – wir können uns überall einsam fühlen. Das bedeutet, Einsamkeit ist nicht gleichzusetzen mit Alleinsein und umgekehrt.
Viele Menschen haben das Alleinsein entweder nicht gelernt oder zugunsten der Zweisamkeit in der Beziehung aufgegeben. Gerade in langjährigen Beziehungen wird fast alles geteilt: das Bett, die Aufgaben, das Geld, die Kindererziehung, die Zeit, der Urlaub, das Glück und Leid … Trennen wir uns, sind wir plötzlich »uns selbst der Nächste «. Wir sind herausgefordert, das meiste mit uns selbst zu teilen, und es wird sich zeigen, ob wir allein sein können, ohne in die Isolation zu geraten. Sind wir plötzlich und nicht gewollt mit Alleinsein konfrontiert, brechen Einsamkeitsgefühle gnadenlos ans Licht. Wir fühlen uns gelähmt, hilflos und »von Gott und der Welt verlassen«.
Trennungsbetroffene, die als Kind zu früh und zu viel alleingelassen worden sind und keine Bindungssicherheit entwickeln konnten, reagieren besonders heftig auf das ungewohnte oder auch nicht gewollte Alleinsein. Frühe Verlassenheitserfahrungen können reaktiviert werden und die Betroffenen in ein Gefühl von kindlicher Hilflosigkeit und Angst versetzen. Diese Menschen können Einsamkeitsgefühle nicht in einen zufriedenen Zustand des Alleinseins umwandeln.
Je nach unseren Bindungserfahrungen und der aktuellen Lebenssituation können wir uns kurz- oder längerfristig und unterschiedlich heftig einsam fühlen. Die ersten Tage,
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