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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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Nächte und Wochen nach der räumlichen Trennung öffnen der Einsamkeit Tür und Tor, oft auch unerwarteterweise für denjenigen, der gegangen ist. Gerade an Wochenenden und langen Abenden wird die Zeit als endlos und die halbleere Wohnung mit all den Erinnerungsstücken als quälend erlebt. Erinnerungen und Fehlendes verstärken das Gefühl von Alleinsein. Die Wohnung oder das Haus, einst ein Ort der Gemeinsamkeit und Geborgenheit, wird zum Gefängnis, aus dem man fliehen möchte und doch bleiben will oder muss. Es ist, als wenn einem buchstäblich die Decke auf den Kopf fällt. Egal, wohin wir gehen, ob wir uns mit Freunden treffen oder beim Einkaufen sind, die Einsamkeit verfolgt uns wie ein Schatten . Dazu kommt, dass Freunde aus der gemeinsamen Zeit sich oft zurückziehen und uns dazu noch das Gefühl geben, nicht mehr interessant genug zu sein. Doch ihr Rückzug kann verschiedene Gründe haben :
    → Freunde sind in dem Zwiespalt, für wen sie Partei ergreifen sollen, gerade auch deshalb, weil der Verlassene es besonders am Anfang nicht erträgt, dass Verständnis für beide Seiten gezeigt wird.
    → Freunde sind durch ausschließliche Gespräche über die Trennung, durch Klagen und Schimpfen und für sie unverständlich lange Ablösungsprozesse überfordert.
    → Freunde haben Angst, dass in der eigenen Beziehung Krisen und Trennungsambivalenzen aktiviert werden könnten.
    → Freunde haben Angst, dass ein unglücklich Getrennter Liebessehnsucht hat und in die Beziehung eindringen könnte.
    → …
    Es wird deutlich, dass der Rückzug von gemeinsamen Freunden am wenigsten mit dem Trennungsbetroffenen und am meisten mit ihnen selbst zu tun hat. Das können wir in der Situation nicht so recht glauben, da wir aufgrund der Selbstwerteinbuße die eigene Bedeutung für andere herabstufen und in Gefahr sind, in Selbstmitleid zu versinken. »Wer interessiert sich eigentlich noch für mich, wen kümmert es, ob ich lebe oder nicht, wer ruft mich eigentlich noch an?« An diesem Punkt beginnen wir zu glauben, dass wir immer allein und einsam bleiben werden.
    EMPFEHLUNG
    Auch wenn es Mühe kostet, sprechen Sie die Freunde, die Ihnen persönlich wichtig sind, darauf an. Laden Sie eine Freundin oder einen Freund zu sich ein, einen Abend oder ein Wochenende mit Ihnen zu verbringen. So schwer es manchmal ist, versuchen Sie immer wieder bewusst über andere Themen als über Ihre Trennung zu sprechen. Es tut Ihnen und Ihrer ganzheitlichen Wahrnehmung gut. Sie sind mehr als eine getrennte Frau, als ein getrennter Mann. Außerdem ist die Zuhörbereitschaft auch noch so guter Freunde verständlicherweise begrenzt. Reden Sie nicht nur, sondern tun Sie etwas miteinander, was Ihre Aufmerksamkeit fordert und in eine andere Richtung lenkt. Setzen Sie sich am Anfang nicht mehr als unbedingt nötig dem Alleinsein aus. Es bleiben sowieso noch genug einsame Stunden. Legen Sie sich für Zeiten, in denen der »Einsamkeitsblues« Sie überfallen könnte, vorsorglich einen »Notfallkoffer« zu. Nehmen Sie dazu eineSchachtel, in der Sie Zettel mit Ideen sammeln, was Sie tun können, wenn innere Unruhe und Einsamkeit Sie überfallen. Beispiele: Zettel mit Namen, die Sie jetzt anrufen oder kontaktieren können, ein Kinogutschein, den Sie jetzt einlösen, ein Schal, als Aufforderung, jetzt einen Spaziergang zu machen oder zu joggen, eine Idee, eine Verschönerungsarbeit in der Wohnung zu erledigen, ein Erinnerungszettel, in Ihr Tagebuch zu schreiben oder zu malen …
    Später, wenn Sie mehr und mehr gelernt haben, mit sich allein zu sein, ohne sich immer einsam zu fühlen, werden Sie sich unabhängiger von der Zuwendung und Nähe anderer erleben. Nur so haben Sie die Chance und die Freiheit, sich zu entscheiden, ob Sie zukünftig allein leben wollen oder in einer Beziehung – nicht, weil Sie es allein nicht aushalten, sondern weil Sie es gern wollen.
    ▶▶ Beispiel: Gähnende Leere
    Frau G. hat in ihrem ganzen Leben noch nie allein gelebt. Jetzt hat ihr Mann sie verlassen. Die Kinder
sind erwachsen, und das Haus und ihr Leben erscheinen ihr gähnend leer. Sie klagt über schlaflose Nächte und Verlassenheitsgefühle, die sie körperlich
als Herzschmerzen spürt, verbunden mit einer starken Sehnsucht nach der Nähe zu ihrem Ex-Mann und ihren Kindern. Die Nächte und die Wochenenden
fürchtet sie »wie der Teufel das Weihwasser«. Wir arbeiten heraus, in welchen Situationen der Einsamkeit »Tür und Tor geöffnet sind« und in welchen
weniger

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