Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser
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Herr K. hat sich auch drei Jahre nach der Scheidung von den Folgen einer für Ihn desaströsen Trennung nicht erholt. Er ist mittlerweile berentet und lebt zurückgezogen in einer kleinen Wohnung. Er ist innerlich verbittert und ungelöst. »Sie hat mir meine Zukunft genommen.« … »Sie ist weg, aber sie kann mich nicht einfach ignorieren, ich bleibe, was ich bin, der Vater ihrer Kinder« … »Ich schreibe ihr zum Geburtstag und gratuliere ihr wie früher zum Muttertag« … »Meine Kinder kommen nicht mehr so oft, aber wenn sie da sind, erzähle ich ihnen, wie schön es früher war, damit sie es nicht vergessen.« … »Ich werde ihren Schritt nie akzeptieren und ihr auf immer dafür böse sein.«… »Wenn es ihr mal ganz schlecht geht, dann wird sie es bereuen.«
Loslassen gelingt dann am besten, wenn wir wieder Vertrauen zu uns selbst gewinnen und daran glauben, dass wir trotz des Verlustes des Partners und der gemeinsamen Zukunft ausreichend eigene Potenziale haben, um wieder glücklich zu werden. Die meisten von uns haben bereits Trennungen und schmerzvolle Abschiede hinter sich. Manche haben sie nur überlebt und weiter funktioniert, ohne zu trauern, manche haben sich wirklich gelöst und sind daran gewachsen.
ÜBUNG: ICH LASSE LOS – SCHRITT FÜR SCHRITT
Gehen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit nach innen und lassen Sie in Ihrer Vorstellung die Erinnerung einer gelungenen Ablösung von einem Menschen kommen, der Ihnen sehr wichtig war. … Was genau hat Sie damals mit diesem Menschen verbunden? … Was machte damals die Loslösung notwendig? … Lassen Sie nun Bilder und Erinnerungen auftauchen, wie Sie sich immer mehr von diesem geliebten Menschen gelöst haben. … Wer oder was hat Ihnen damals geholfen, sich zu lösen? … Welche eigenen Schritte oder Handlungen waren zu Ihrer inneren Lösung notwendig? … Erinnern Sie sich jetzt an den Zeitpunkt, als Sie bemerkten: Jetzt bin ich wirklich gelöst. … Woran haben Sie es gemerkt? … Welche Gefühle nehmen Sie jetzt wahr? … Verabschieden Sie sich langsam aus Ihrer Vergangenheit und kommen Sie mit Ihrer Aufmerksamkeit in die Gegenwart zurück.
Beantworten Sie folgende Fragen:
Von welchen Gefühlen, Gedanken, Verhalten, Hoffnungen konnte ich mich bis jetzt lösen oder verabschieden?
Zu wie viel Prozent habe ich bereits aufgehört, meine Ex-Partnerin zu lieben oder zu hassen?
Wer oder was hat mir dabei geholfen?
Wovon werde ich mich sicher in der nächsten Zeit noch nicht verabschieden? Wo hänge ich noch fest?
Habe ich mich von meiner »Rolle als verheiratete/r Frau/Mann« bereits verabschiedet?
Was müsste ich vorher noch erledigen?
Wovon genau werde ich mich in der nächsten Zeit ziemlich sicher verabschieden?
EMPFEHLUNG
Sind Sie auf gutem Weg, Vergangenes loszulassen, helfen kleine Rituale, Veränderungen zu markieren und Lösungsschritte zu festigen. So können Sie mehrmals am Tag erst leise, dann immer lauter sagen: »Ich lasse dich los!« Lassen Sie Gefühle wie Tränen und Zorn zu. Vielleicht fällt Ihnen konkret ein, wovon Sie sich schon verabschiedet haben.
▶▶ Beispiele:
Herr N. findet noch ein Paar rote Pumps seiner Ex und stellt diese eine Zeit lang vor seine Tür. Als sie die Kinder abholen will, denkt sie, die Schuhe laden sie ein, hereinzukommen, bis er erklärt, dass es genau das Gegenteil bedeute, nämlich: »Geh weg, du bist draußen.«
Herr S. legt seinen Ehering in eine Schachtel und schnürt sie fest zu.
Frau L. beginnt einen Abschiedsbrief zu schreiben.
Frau M. beginnt, ihre persönlichen Geschenke von ihrem Ex zu sichten: »Welche will ich behalten, welche verschenken, vernichten, welche ihm zurückgeben?«
Frau Z. legt sich eine Schachtel an mit der Überschrift: VORBEI. Immer, wenn Sie spürt und entschieden ist, etwas aus der Vergangenheit loszulassen, notiert sie es auf einen Zettel und legt es in die Schachtel. Nach einer bestimmten Zeit geht sie zu ihrem Lieblingsplatz am Flussufer, liest sich jeden Zettel noch einmal laut vor, zerreißt ihn und übergibt ihn der Strömung. Einen Zettel nimmt sie wieder mit und will ihn noch ein bisschen behalten: »Mein Zorn auf dich.«
EMPFEHLUNG
Es kann sein, dass Sie in Ihren Gedanken oder in Ihrem Tagebuch schon einige Abschiedsbriefe begonnen haben. Schreiben Sie ihn so zu Ende, wie es jetzt für Sie stimmt. Sollten für Sie noch zu viele Fragen offen sein, warum Ihre Beziehung gescheitert ist, können Sie sich von dem verabschieden,was Ihnen schon möglich ist. Wollen Sie
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