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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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zweifeln. Obwohl es mir gelungen ist, eine nette Frau kennenzulernen, merke ich, dass ich mich noch nicht wieder binden kann und will. Wer bin ich denn jetzt eigentlich nach all den Kränkungen und Erniedrigungen? Ich möchte noch mehr verstehen, mich lösen und frei sein für meine eigene Zukunft.«
Frau S.: »Für mich war es die schlimmste Krise in meinem bisherigen Leben. Nie zuvor habe ich mich so wertlos und verlassen gefühlt. Nie zuvor hätte ich gedacht, dass ich, die beruflich erfolgreich und finanziell unabhängig ist, so wenig Halt in mir selber habe und psychisch zusammenbrechen könnte. Die Trennung und der Zusammenbruch wurden dank therapeutischer Unterstützung zum Aufbruch zu mir selbst. Ich bin noch immer auf dem Weg.«
    Vermutlich stimmen Sie innerlich mehr und mehr der inneren und äußeren Trennung zu. Das können Sie auch daran merken, dass Sie, wie Rubinstein es nennt, Ihre Sprache gebändigt haben . »Alle ›Wir‹ müssen in ›Ich‹ geändert werden und alle ›Unser‹ in ›Mein‹, … wo ›Wir‹ war, soll ›Ich‹ werden, … es ist schon etwas dran am Neuen – es ist neu.« (Rubinstein 1980)
    Sie haben sich sicherlich schon gefragt, ob Sie sich nach dem Trennungsjahr oder später scheiden lassen wollen, ob Sie beide weiterhin getrennt, aber nicht geschieden leben wollen oder ob einer von Ihnen beiden aus persönlichen Gründen die Scheidung so weit wie möglich hinauszögern wird. Die meisten Paare, zumindest die jüngeren, entscheiden sich nach dem Trennungsjahr oder einige Jahrespäter zur Scheidung, um frei zu werden für ein neues Leben mit oder ohne Beziehung. Wenn Sie nicht schon Hilfen von Beratungsstellen, Therapeuten oder Jugendamt in Anspruch genommen haben, ist es spätestens jetzt sinnvoll, es zu tun, besonders dann, wenn Sie Schwierigkeiten haben, sich im Hinblick auf Umgangsregelungen für die Kinder zu einigen. Um langwierige juristische Auseinandersetzungen zu vermeiden, bietet eine Mediation eine gute Alternative; allerdings nur dann, wenn Sie emotional nicht mehr verstrickt sind und auf der sachlichen Ebene bleiben können. Dazu gehört die Bereitschaft, dass Sie beide die Lasten der Trennung tragen wollen. Sie müssen beide bereit sein, finanzielle Dinge offen zu besprechen und auf einseitige Vorteilsnahme zu verzichten. In der Mediation unterstützt Sie ein neutraler Vermittler oder eine Vermittlerin, einvernehmliche Lösungen für Sie beide und für Ihre Kinder zu finden. So geht es zum Beispiel um praktische Regelungen zum gemeinsamen Sorgerecht, um Ehegattenunterhalt, Vermögensausgleich, Verteilung des gemeinsamen Hausrates, der Wohnung usw. Ziel ist, dass Sie beide zu Gewinnern für die zu regelnden Angelegenheiten werden. Dazu ist es wichtig, dass sich jeder von Ihnen unabhängig voneinander juristisch informiert. Sie brauchen ein gewisses Selbstbewusstsein, um eine eigene Position einnehmen zu können und gleichzeitig im Interesse einer gemeinsamen Lösung verhandlungsbereit zu sein. Mediation schließt anwaltliche Beratung nicht aus, verringert jedoch die Anzahl der Termine und entsprechende Kosten. Auch Anwälte bieten Mediation an.
    INFORMATION: MEDIATION BEI TRENNUNGS- UND SCHEIDUNGSKONFLIKTEN
    Der/die Mediator/in hat die Aufgabe, mit dem getrennten Paar unterschiedliche Sichtweisen neutral herauszuarbeiten und die Dialog- und Kooperationsbereitschaft zu fördern. Die Selbstverantwortung des Einzelnen wird hervorgehoben und gestärkt, sodass alle regelungsbedürftigen Themen von den getrennten Partnern selbst bestimmt werden. Es geht zum Beispiel um die Verteilung des Hausrates, um die elterliche Zusammenarbeit, um dieÄnderung des Mietvertrages, um Unterhalts- und Versorgungsansprüche usw. Ziel ist, durch Kooperation auf der Sach- und Interessenebene zu einer Lösung zu kommen. »Statt nach einer Entweder-Oder-Entscheidung wird nach Und-Lösungen gesucht, statt Sieg oder Niederlage wird doppelter Gewinn oder zumindest ein fairer Ausgleich angestrebt.« (Mähler & Mähler 1992) Obwohl sich der Mediationsprozess auf der Sachebene abspielt, wird der Mediator auch die innere Befindlichkeit des Paares beachten müssen, um effektiv arbeiten zu können. Mediation ist demnach nach innen und nach außen gerichtet, hat aber nicht die Beziehungsebene im Fokus, sondern das Aushandeln fest umrissener Trennungs- und Scheidungsthemen. Der Mediationsprozess wird kontinuierlich fortschreiten, wenn es dem Mediator gelingt, die Eigenverantwortlichkeit und eine

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