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Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser

Titel: Trennung ohne Rosenkrieg - ein psychologischer Wegweiser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klett-Cotta Verlag
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meine Eltern. Nicht Pap alleine oder Mam.«
    Der Schmerz und die Trauer des Kindes über die Trennung der Eltern gehören natürlicherweise zum Abschiedsprozess dazu. Verhaltensprobleme von Kindern und Jugendlichen in der Trennungs- und Scheidungsphase sind ein normales Übergangsphänomen. Verlief die bisherige Entwicklung unauffällig, ist in der Regel keine therapeutische Einzelbehandlung notwendig.
    Vorübergehende Auffälligkeiten lassen sich wie folgt erklären:
    → mit dem Erleben von Einsamkeit in der emotionalen und tatsächlichen Abwesenheit der Eltern
    → mit der diffusen Angst, auch vom betreuenden Elternteil verlassen zu werden
    → mit Gefühlen von Unsicherheit, Hilflosigkeit, Trauer, Wut und Überforderung
    → mit diffusen Schuldgefühlen, am Scheitern der Beziehung der Eltern beteiligt zu sein
    → mit dem Gefühl, es nicht geschafft zu haben, die Eltern zu versöhnen
    → mit der Angst vor der Umgestaltung der familiären Beziehungen und der ungewissen Zukunft
    → mit der Befürchtung, vertraute Personen wie Freunde und Verwandte, speziell Großeltern, zu verlieren
    → mit der Anstrengung, es beiden Eltern recht machen zu wollen
    → mit der Sprachlosigkeit und mangelnden Aufmerksamkeit der Eltern für die Grundbedürfnisse des Kindes
    → mit dem Fehlen außerfamiliärer Unterstützungssysteme
    → mit der Befürchtung, anders als andere Familien und defizitär zu sein.
    Wichtig ist, dass Eltern anerkennen, ihrem Kind mit der Trennung viel zuzumuten, so gern sie es auch vermieden hätten. Für Eltern ist es schwer, mit all den eigenen verletzten Gefühlen auch noch die Trauer und den Zorn ihrer Kinder auszuhalten und sich dafür verantwortlich zu fühlen. Je weniger Eltern die eigene emotionale Betroffenheit und die des Kindes verdrängen, umso besser werden sie mit der Trauerreaktion des Kindes umgehen können. Es gibt keinen Grund für die Eltern, die eigene Trauer um jeden Preis vor den Kindern zu verstecken. Im Gegenteil; es ist besser für die Kinder, wenn sie ihre Eltern gefühlsmäßig wahrnehmen können. Eltern sollten ihre eigenen Gefühle klar als die eigenen und von den Kindern unterschiedlich benennen und ihrem Kind versichern, dass sie eigene Wege des Trostes finden werden. So wird vermieden, dass Kinder zu Tröstern der Eltern werden und in eine vertauschte Fürsorgerolle geraten (Parentifizierung).
    Eine zusätzliche Herausforderung für das Kind entsteht, wenn bereits während der Trennung oder danach von einem Elternteil oder beiden »ein Neuer/eine Neue« präsentiert wird. Deshalb ist es ratsam, sich in der neuen Beziehung sicher zu sein, bevor das Kindinvolviert wird. Kinder brauchen Zeit, um sich an den neuen Erwachsenen in seinem Leben zu gewöhnen. Je nach Alter reagieren Kinder mit Eifersucht und der Befürchtung, weniger Zuwendung und Zeit vom » verliebten Elternteil « zu bekommen. Jugendlichen ist das » verliebte Gehabe « der Eltern ohnehin peinlich, da sie gerade damit beschäftigt sind, ihre eigene Sexualität zu entdecken. Ein wesentlicher Faktor, wie Kinder auf neue Partner der Eltern ansprechen, ist die Reaktion des anderen Elterteils. Reagiert er mit Entrüstung, Kränkung oder Abwertung auf » die Neue/den Neuen« , können diese Gefühle vom Kind übernommen werden. Somit wird der weitere Kontakt zum Elternteil mit dem neuen Partner/der neuen Partnerin erschwert, sehr konflikthaft oder auch abgebrochen. Wichtig ist, den neuen Partner nicht als Ersatz für den leiblichen Elternteil einzuführen oder als besser oder lustiger darzustellen. Das Kind muss spüren und wissen, dass es weiterhin genauso geliebt wird und einen wichtigen Platz im Leben beider Eltern behalten wird, egal wer dazukommt.
    Viele Kinder fühlen sich unbewusst für die Trennung der Eltern verantwortlich, besonders dann, wenn häufig über Erziehungsfragen gestritten wurde. Deswegen ist es ratsam, dem Kind zu sagen: »Du bist nicht schuld an unserer Trennung.« Eine weitere zu klärende Entscheidung ist, wo das Kind seinen Lebensmittelpunkt haben soll – bei der Mutter, beim Vater, bei beiden gleich verteilt? Es gibt unterschiedliche Wohnmodelle für Scheidungskinder. Die Frage, wer die Betreuung der Kinder übernimmt, wird in den meisten Fällen konfliktfrei geregelt. Die Betreuung wird in der Regel von demjenigen Elternteil beibehalten, der sich bislang hauptsächlich um die Kinder gekümmert hat (meistens die Mutter). Die getroffene Regelung sollte beständig, aber grundsätzlich auch

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