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Treue in Zeiten Der Pest

Treue in Zeiten Der Pest

Titel: Treue in Zeiten Der Pest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philipp Espen
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und Häuser müssen penibel rein gehalten werden, Abfall und Schlachtreste sind sofort zu beseitigen, und bei der Zubereitung von Nahrungsmitteln muss auf mehr Sauberkeit geachtet werden. Außerdem wird jeder registriert, der sich in der Stadt aufhält. Wir führen ganz genau Buch. Die Ärzte müssen jeden Tag Bericht erstatten, und jeder, der unter Pestverdacht steht, wird ausgewiesen. Die Hospitäler werden überwacht. Die Dirnen und Kuppler müssen ihr Gewerbe einstellen. Ab sofort entgeht uns nichts mehr.«
    »Bleiben die Stadttore in jedem Fall geschlossen?«
    »Sie werden nur geöffnet, um das Pesthaus vor der Stadt zu beliefern und die Seuchenopfer in die Gruben außerhalb der Stadt zu schaffen. Jeder, der gegen die neuen Bestimmungen verstößt, wird ins Gefängnis geworfen. Alle vormaligen Bestimmungen sind für die Dauer der Seuche außer Kraft gesetzt!«
    »Aber damit verlieren wir ja fast all unsere Rechte!«, rief der Stadtbäcker.
    »Besondere Umstände verlangen besondere Maßnahmen, das ist doch wohl klar«, verteidigte sich der Stadthauptmann.
    »Wir sitzen in der Falle, wir werden alle sterben«, jammerte ein Marktweib.
    Von draußen war erneut das Geläut von Pestglocken zu hören. Und diesmal dauerte es lange, bis ihr Klang verhallte. Der Zug der Pestwächter schien immer länger zu werden.
     
     
    Die Gefährten waren endlich wieder beisammen. Dennoch war die Situation für sie kaum erfreulicher als zuvor. Ab jetzt konnten sie das Haus von Medicus Monacis nicht mehr verlassen, ohne Gefahr zu laufen, sofort aufgegriffen zu werden. Jeder würde sie ohne Bedenken ans Messer liefern. Der Einzige, der vor die Tür ging, war Sean; er wachte weiterhin an Angéliques Krankenlager. Doch all sein Beten und Flehen schien vergeblich, denn mit dem Mädchen ging es offenbar zu Ende.
    Trotz all diesen Ungemachs musste Henri lachen. Der schwarze Umhang mit dem aufgemalten weißen Gerippe lag in einer Ecke des Zimmers, und Henri musste schon zum dritten Mal erzählen, wie er auf die Idee gekommen war, Gevatter Tod zu spielen. Vor allem Joshua wollte es noch einmal hören. Er lag ausgestreckt auf einer Bastmatte und ruhte sich von den vergangenen Strapazen aus.
    Joshua hatte angekündigt, sich fünf Tage lang nicht mehr rühren zu wollen. Aber schon jetzt erhob er sich halb von seinem Lager, stützte sich auf die Ellenbogen und bat Henri, ihm alles noch einmal ganz genau zu erzählen.
    »Genug! Es ist genug!«, sagte Henri. »Reden wir lieber davon, wie es weitergehen soll.«
    »Eine gute Frage«, sagte Uthman. »Die Stadttore sind geschlossen. Zeigen wir uns auf der Straße, ergreift man uns. Und hier bei Medicus Monacis fällt uns sicher bald die Decke auf den Kopf. Nichts davon gefällt mir sonderlich gut.«
    »Was meinst du, Sean?«
    »Solange Angélique noch lebt, bleibe ich hier.«
    »Das habe ich nicht anders erwartet. – Und du, Joshua?«
    »Sean ist der Einzige, der sich draußen sehen lassen kann. Solange er sich um die Kranke kümmert, sollten wir in Quimper bleiben. Ich muss mich ohnehin noch ein wenig ausruhen. Und wenn Angélique dann gesund ist, brechen wir auf und nehmen sie mit.«
    Monacis, der bisher geschwiegen hatte, sagte jetzt: »Solange ihr in der Stadt bleibt, seid ihr in meinem Haus willkommen. Ihr könnt mich auch bei meinen Krankenbesuchen begleiten – unter der Maske der Pestwächter wird euch keiner erkennen.«
    »Können wir uns eigentlich nicht anstecken, wenn wir andauernd mit Pestkranken in Berührung kommen?«, fragte Sean. »Während ich bei Angélique war, habe ich darüber kaum nachgedacht. Aber jetzt, wo die Seuche mit jedem Tag schlimmer wird, geht mir die Frage immer öfter im Kopf herum.«
    »Jeder kann sich jederzeit anstecken«, erklärte Monacis. »Uns bleibt nichts anderes übrig, als auf Gott zu vertrauen.«

 
    13
     
     
     
    Mai 1318. Die Kalvarienberge
     
    Bei alldem, was in der Stadt geschah, schienen auch die Mahnmale aus Stein, die Quimper umgaben, zu leiden. Man hatte sie für die Ewigkeit erbaut und errichtete sie auch weiterhin mit diesem Ziel, doch einige der Bildnisse zerbröckelten bereits, als ertrügen sie all das Leid nicht, das sich um sie herum ereignete. Dort, wo der Wind am stärksten blies, barsten viele Steine über Nacht.
    Kolonnen von Arbeitern aus Quimper und Umgebung, die nicht mehr in die Stadt hineinkamen, trugen unablässig neue Steine heran, mit denen alte Kalvarienberge ausgebessert und neue errichtet werden sollten. Die Steine kamen

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