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Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files

Titel: Treuetest - Brody, J: Treuetest - The Fidelity Files Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Brody
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aufhörst«, sagte sie leichthin,
    »dann sieh aber zu, dass du vorher noch meinen Auftrag erledigst!«
    Ich lachte, obwohl mir nach Weinen zumute war. »Okay.« Ich erhob mich und blickte mutlos zur Tür. »Tja, dann geh’ ich mal nach Hause und leg’ mich ins Bett.«
    »Okay.«
    Ich breitete die Arme aus und drückte sie kräftig an mich. »Danke«, flüsterte ich ihr ins Ohr.
    Sie machte sich von mir los. »Wofür? Ich habe doch gar nichts getan.«
    »Doch, glaub mir, das hast du«, versicherte ich ihr.
     
    Am nächsten Abend stand Jamie Richards zur vereinbarten Zeit bei mir auf der Matte. Insgeheim hatte ich gehofft, er würde sich wieder telefonisch ankündigen, damit ich wie beim letzten Mal rasch hinunterlaufen konnte. Ich hatte nämlich noch keine Zeit gehabt, darüber nachzudenken, ob ich inzwischen bereit war, ihn in meine Wohnung zu lassen. Aber diese Frage erübrigte sich nun ohnehin – wie sähe es aus, wenn ich ihn mit einem kurzen »Bin gleich so weit« im Hausflur warten ließ, bis ich meinen Kram beisammen hatte?
    Also zwang ich mich zu einem breiten Lächeln, um mein Unbehagen zu kaschieren, als ich ihm die Tür öffnete. »Hi! Komm doch rein.«

    Er küsste mich gleich auf die Wange und machte mir ein Kompliment für mein Aussehen.
    Ich lief wieder einmal rot an und bedankte mich.
    »Ah, das ist also deine Wohnung«, stellte er fest und trat ein, wobei er anerkennend nickte. »Nicht übel. Du hast es wohl ganz schön weit gebracht. Sie ist sehr … weiß.«
    Ich kicherte. »Ja, ich … äh … ich mag Weiß.«
    »Ich glaube, der politisch korrekte Ausdruck dafür lautet farblich unauffällig.«
    »Ähm, ich brauche noch eine Minute, also …« Auf einmal hatte ich einen Kloß im Hals. »Fühl dich wie zu Hause«, würgte ich hervor.
    Ich huschte ins Schlafzimmer und holte meine weiße Chanel-Handtasche aus dem Schrank. Ein letzter Blick in den Spiegel. Ich trug einen knielangen schwarzen Rock in A-Form und ein schwarz-weiß gestreiftes Top mit Dreiviertelärmeln und U-Boot-Ausschnitt. Die Haare hatte ich mir zu einem strengen Pferdeschwanz zurückgebunden. Kleine silberne Reif-Ohrringe und schwarze Pumps von Michael Kors mit mattsilbernen Schnallen vervollständigten das Ensemble. Ich fand, in Anbetracht der Tatsache, dass ich ansonsten nicht gerade stilsicher bin, konnte ich stolz auf mich sein.
    Als ich zurückkehrte, spazierte Jamie im Wohnzimmer auf und ab und sah sich ungezwungen um. Ich blieb angespannt im Korridor stehen und beobachtete, wie er da und dort ein Detail in Augenschein nahm, vor dem Fernseher stehen blieb und zustimmend nickte, dann in die Essecke schlenderte und mit den Fingerspitzen leicht über die Lehnen der Holzstühle strich. Erst fand ich seine Anwesenheit so unerträglich, dass ich den Drang verspürte, ihn auf der Stelle hinauszukomplimentieren. Doch als er zum Kamin ging, um die gerahmten Fotos zu betrachten, die dort auf dem Sims standen, machte sich plötzlich ein ganz anderes Gefühl in mir bemerkbar.

    Ein völlig neues, unbekanntes Gefühl.
    Ein Lächeln huschte über seine Lippen, als er das Foto von meiner Mutter und mir studierte, das vor einigen Jahren auf einer Kreuzfahrt entstanden war. Dann wandte er sich einem Schnappschuss von Sophie, Zoë, John und mir in Jayes Martini Lounge zu. Und da wurde mir etwas klar.
    Jamie war der erste Mann, der je meine Wohnung betreten hatte (von John einmal abgesehen). Natürlich war ich nie mit einem meiner Testobjekte hier gewesen, und da meine letzte Verabredung Jahre her war, auch mit keinem anderen Mann.
    Jamie war der erste.
    Und mit einem Schlag verursachte es mir kein Unbehagen mehr, dass er hier war und mein Leben in Augenschein nahm.
    Es fühlte sich … goldrichtig an.
    So etwas hatte ich noch nie zuvor empfunden. Es war eine Art Stechen oder Ziehen. Warm und wohlig, zugleich aber auch beängstigend.
    Es ließ nicht nach, als wir meine Wohnung verließen.
    Es ließ auch dann nicht nach, als wir in Jamies Auto stiegen und in Richtung Wilshire Boulevard fuhren.
    Im Gegenteil. Auf dem Weg zu dem französischen Nobelrestaurant, in das er mich zum Dinner ausführte, um mir zu zeigen, dass er sich nicht nur von Hotdogs und Cola ernährt, und auch während des Essens wurde das Gefühl immer intensiver. Als das Dessert serviert wurde, wusste ich nicht mehr, was zum Teufel mit mir los war. Es kam mir vor, als hätte jemand ein Dutzend Kolibris in meinem Bauch freigelassen, und dort schwirrten sie nun unablässig

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